Pro: Robert Baums, Kulturfreunde

Gut 50 Jahre hat die alte Stadthalle Abertausenden Bayreuthern einen Rahmen für Tanz, Musik, Theater, Unterhaltung, Lernen, Lachen, Begegnung und mehr geboten. Und sie ist dabei in die Jahre gekommen, teilweise kurz vorm Einsturz, auch verstaubt, für viele heutige, ganz sicher für künftige Besuchergenerationen kein einladender, Kreativität fördernder und zeitgemäßer Rahmen mehr.

Viele Bürger, unser Stadtrat, die Verwaltung, viele Nutzer und Anbieter haben sich zehn Jahre lang die Köpfe zerbrochen, was und wieweit renoviert werden kann. Und ich finde, der von uns gewählte Stadtrat hat mit der Verwaltung jetzt eine gute und unserer Stadtentwicklung und ihrer Zukunft angemessene Lösung erarbeitet.

Klar, dass Leute dagegen sind. Vielleicht auch, ohne selbst Ideen oder überzeugende Alternativen aufzuzeigen. Dagegensein allein reicht aber nicht, um für die Zukunft gewappnet zu sein, um zu begeistern, Kreativität zu ermöglichen und Stadt und Region attraktiver zu machen. Das Dagegensein hat auch nicht die Wiedereröffnung der Festspiele (ab 1951), den Wiederaufbau der Stadthalle (1965), die Gründung (1972) und Inbetriebnahme der Universität (ab 1975) verhindert. Und es hat auch die Umgestaltung zur fußgängerfreundlichen Innenstadt, die Schaffung des Canal Grande, das tolle RW21, die Landesgartenschau und andere Projekte nicht gestoppt, weil mutige Bürger Ja gesagt haben und für eine Weiterentwicklung ihrer Stadt eingetreten sind.

Ich konnte in Bamberg hautnah die Belebung eines Stadtviertels seit dem Neubau der dortigen Konzerthalle 1992 erleben. Nicht nur durch die Konzerte der dortigen Symphoniker, sondern auch durch die Nutzung vieler anderer Anbieter, quer durch alle Genres. Die Umgebung wurde aufgewertet, Häuser und Wohnungen wurden renoviert und neu gebaut, neue Gastronomie siedelte sich an, und schließlich ergab sich durch die Nachbarschaft mit der Landesgartenschau ein wachsendes städtisches Naherholungsgebiet. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich – bei ungleich schwierigerer geografischer Lage und einer anderen planerischen Überlegung – in Hof ab, seit das Theater neu gebaut und die Freiheitshalle umgestaltet wurde.

Ja, der Umbau der Stadthalle kostet viel Geld. Aber: Kredite mit eins bis eineinhalb Prozenten Zins sind günstig wie nie zuvor und machbar. Förderzuschüsse werden fließen. Das Geld ist als Investition für unsere Zukunft, die unserer Kinder und Enkelkinder sowie künftiger Neubürger sehr gut angelegt. Gut, weil hier ein Ort an einmaliger gewachsener Lage im Zentrum geschaffen wird, dann endlich mit guter Anbindung an den Hofgarten und Schloss. Dann auch mit vielfach besseren Möglichkeiten als bisher für Bälle, Unterhaltung, Begegnung, Konzert, Schultheater, Tanzsport, Comedy, Musical, Fasching, Jugendbegegnung, Kindertheater, Oper und Ballett, Tagungen, internationalen Begegnungen, Lernen und Lehren und und und... Und eben nicht nur für die Hochkultur, sondern auch für Vereine, Universität, Berufsverbände und und und...

Im Herzen der Stadt wird ein Ort geschaffen, der uns in den nächsten 50 Jahren Erlebnisse, Angebote und Erfahrungen, nachbarschaftliche Bereicherung, Atmosphäre und vieles Anderes mehr ermöglichen wird, was wir uns heute noch gar nicht alles vorstellen können. Das in den vergangenen Jahrzehnten investierte Gehirnschmalz und die Millionen bisheriger Planungs- und Arbeitszeitkosten von Verwaltung und Stadtrat werden genutzt. Sie verfallen nicht, was ja eine Konsequenz eines Nein wäre, obwohl die Gegner gerne vom Sparen reden.

In einer renovierten Stadthalle können sich Bürger einander begegnen, sie können Kultur erfahren, kreatives Miteinander gestalten, große und kleine Gefühle spüren, Visionen und Projekte entwickeln, Musik, Tanz und Miteinander erleben, weil ein Raum da ist, der dieses kreative Potential unterstützt und zur Entfaltung bringen kann.

Dazu braucht es nur das Ja und den Mut von uns, die wir im Bürgerentscheid mit entscheiden dürfen und müssen: mit Stolz, Neugier, Verstand, Mut und Laune, mit Lust auf Zukunft.

 

Contra: Bernd Abele, BI

Stadtrat und Stadtverwaltung verlangen von der Bayreuther Bürgerschaft allen Ernstes, dass sie einer großzügigen Sanierung der Stadthalle zustimmen, obwohl bis heute kein Nutzungskonzept und ein Betriebskostenkonzept existieren und ebenfalls noch keine Fördermittelzusage und keine endgültigen Bau- und Sanierungskosten vorliegen. Für die Stadthalle, eine ehemalige Reit- und heute eine Mehrzweckhalle fehlen schlicht und einfach die Fördermittelvoraussetzungen. Korrekterweise ist davon auszugehen, dass die 55 Millionen nicht ausreichen werden. Und dass eine millionenteure Sanierung der Tiefgarage noch zusätzlich draufkommt.

Hier würde das teuerste Bayreuther Einzelprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg entstehen, das die städtischen Finanzen und die nächsten Generationen über Jahrzehnte unverantwortlich belasten würde. Wollen wir Bayreuther das? Weil nur ein Bruchteil der Bayreuther Bürgerschaft die Stadthalle nutzt, sollten wir gemeinsam eine realistische Lösung anstreben.

Beispielsweise könnten nach unseren Berechnungen allein der Verzicht auf die für das kleine Haus geplanten Umbauten sowie die Glaswandelhalle und die Edelküche und eine moderate Reduzierung der exorbitant teuren Akkustik- und Hubtechnikkosten 15 Millionen einsparen; und weitere Einsparungen wären möglich, ohne dass das Kulturerlebnis beeinträchtigt würde. Die im kleinen Haus vorgesehenen Tagungsräume inklusive einer Kleinkunstbühne rechtfertigen den mindestens zehn Millionen teuren Sanierungsaufwand nicht, da Tagungskapazitäten besser und effektiver von professionellen Bayreuther Unternehmen angeboten werden.

Zusätzlich wird die Kleinkunstszene hoffentlich in absehbarer Zeit um das Reichshofangebot ergänzt, beziehungsweise erweitert, so dass der Bedarf damit augenscheinlich gedeckt ist.

Beispielsweise bietet die Hofer Freiheitshalle 3400 Konzertbesuchern Platz, ist fernsehtauglich und kostete insgesamt 36 Millionen. In Bayreuth werden bereits jetzt jährlich Millionen für Kultur ausgegeben (Grüner Hügel, Markgräfliches Opernhaus, Richard-Wagner-Museum,Zentrum, Oberfrankenhalle); und beim Thema Reichshof mit 600 Plätzen stellt sich schon die Frage, warum hier seit langem und bewusst eine schnelle Bespielbarkeit verhindert wird. Geht es hier um Kultur für die Bürger oder wieder einmal um Machtspiele?

Die Bürgerinitiative will die Sanierung der Stadthalle, keine Frage, aber mit einem Kostendeckel drauf; das passt dem einen oder anderen vielleicht nicht. Aber wir haben in dieser Stadt auch noch andere Projekte zu schultern.

Die Oberfrankenhalle steht ebenso auf der Agenda wie die Folgekosten für die Landesgartenschau. Dringender Handlungsbedarf besteht gerade bei Schulen; hier muss in die Zukunft unserer Kinder investiert werden. Es kann nicht sein, dass Eltern die Klassenzimmer malern müssen; auch eine Reduzierung der Hort- und Kindergartenbeiträge wäre ein Signal, ohne dass ein Kulturmonument mit vollkommen unkalkulierbaren Kosten entstehen muss.

Haben Verwaltung und Stadtrat aus den Bürgerentscheiden zur Rotmainhalle und Graserschule nichts gelernt? Stadtrat und Stadtverwaltung haben gezeigt, dass sie sowohl bei den Vorgaben für die Rotmainhalle wie für die Graserschule dem Bürgerwillen nicht entsprochen haben. Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir Bürger mit unserem Votum das unkalkulierbare Mammutprojekt Stadthalle stoppen und eine bezahlbare Sanierung fordern; und das mit Recht.

Also: Eine Sanierung der Stadthalle ja, aber mit Augenmaß. Die Kosten müssen gedeckelt und die finanzielle Zukunft der Stadt für ein elitäres Einzelprojekt nicht aufs Spiel gesetzt werden. Das müssten wir doch alle miteinander wollen. Auch im Falle der Stadthalle ist es gut zu wissen: der Bürger hat das letzte Wort. Setzen Sie ein Zeichen.

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