Stadthalle: Was sagt die Region dazu?

Von Susanne Will
Die Stadthalle Bayreuth. Foto: Tobias Köpplinger Foto: red

Die Sanierung der Stadthalle in Bayreuth zu einem modernen Kultur-und Veranstaltungszentrum ist das größte Kulturprojekt der Stadt für die kommenden Jahre. 54 Millionen Euro sollen in die große Lösung gesteckt werden. Ist das Anlass für Kritik von denen, die auf dem Land Kultur schaffen? Der Vorwurf, dass die Kluft in Sachen Kulturförderung zwischen Stadt und Land immer größer wird, ist nicht neu. Wie beurteilen Intendanten, Künstler und Kulturexperten das teure Unterfangen in der Stadt?

 
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Jan Burdinski: "Kultur auf dem Land wird vernachlässigt"

Jan Burdinski, Intendant des Fränkischen Theatersommers, sieht das Stadthallen-Engagement „mit staunenden Augen“. „Da kommt in mir wieder das Gefühl hoch, dass die Kultur auf dem Land vernachlässigt wird.“ Er erkenne bei sich eine gewissen Resignation. Und wirft den Kommunalpolitikern „städtische Egozentrik“ vor, das verursache bei ihm ein „Gefühl der Bitternis“.

Außerdem bemängelt er, dass er zu wenig in die Meinungsbildung um die Stadthalle eingebunden wurde. „Auch wenn wir unseren Sitz in Hollfeld haben, so machen auch wir Kultur für die Stadt.“

Er fürchtet , in einer aufwändig sanierten Stadthalle hohe Mieten zahlen zu müssen. Allerdings nutzt der Theatersommer die Stadthalle nicht sehr häufig. Burdinski betont überdies, dass kleine Kulturvereine wenig Geld zur Verfügung hätten. „Wir haben weniger Rückenstärkung als die Kollegen in der Stadt.“ Massive Kritik übt er an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Die OB hat uns gedanklich abgehängt.“

Reinhard Friese: "Absolut richtige Idee"

Einen ganz anderen Eindruck hat Reinhard Friese, Intendant des Hofer Theaters: „Ich finde gar nicht, dass das Land auf der Strecke bleibt. Und eine attraktive Spielstätte wie die sanierte Stadthalle zieht nicht nur die Bayreuther ins Theater, sondern auch Leute aus dem Umland. Jeden Euro, den man in Kultur investiert, ist ein gut angelegter.“

Wenn man den Betrieb in der Stadthalle auf „einem Niveau mit großen Einschränkungen“ aufrechterhalte, „vergrault man sich die Leute auf Dauer“. Für ihn ist die Sanierung die „absolut richtige Idee“.

Und Friese wurde auch angehört. „Toll, dass das in enger Abstimmung mit den Hauptnutzern passiert, auch wir in Hof, die wir mit unserem Spielplan auch nach Bayreuth kommen, wurden eng in die Planungen einbezogen. Unser Rat oder unsere Meinung wurde eingeholt, was ich als eine sehr sorgfältige Vorgehensweise sehe.“

Marcus Axt: „Das sind wir der Kulturstadt Bayreuth schuldig“

Marcus Axt, Intendant der Bamberger Symphoniker, äußerte sich in der Planungsphase ebenfalls gegenüber der Stadt. Und machte deutlich, dass die neue Halle akustisch hervorragende Eigenschaften brauche. Auch, um „neugierig“ zu machen – auf das, was in Bayreuth über die Bühne geht. „Das sind wir der Kulturstadt Bayreuth schuldig“, sagt Axt.

Gerald Jung: "Keine Diskrepanz"

Die Freilichtbühne Bad Berneck wird von der Stadt betrieben, zuständig dafür ist Gerald Jung (Tourismus, Marketing, Stadtentwicklung). Er sieht die Diskussion sehr nüchtern: „Aus den Töpfen, mit denen die Stadthalle finanziert wird, bekämen wir doch eh nichts. Und deshalb sehe ich auch keine Diskrepanz.“

Selbstverständlich sei aber auch die Freilichtbühne auf Finanzierung und Unterstützung angewiesen. „Aber es gibt nicht genügend Fördermittel, Kultur auf dem Land wird stiefmütterlich behandelt.“

Karla Fohrbeck: "Es werden nich nur Leaderprojekte unterstützt"

Kulturexpertin Karla Fohrbeck, die derzeit am ländlichen Kulturprojekt Rotmainauen-Weg arbeitet, spricht sich zuvorderst für die Sanierung der Stadthalle aus. „Was wir in der Vergangenheit an großen Bauprojekten hatten – das waren alles Restaurierungen, also nichts, was wirklich in die Zukunft weist.“ Die 54 Millionen Euro sieht sie zunächst als „Wirtschaftsförderung für das Bauhandwerk“, denn die Kulturförderung beginne erst später.

Karla Fohrbeck gestaltet gerade den Rotmainauen-Weg: Eine 21,5 Kilometer lange Strecke zwischen Neudrossenfeld-Langstadt und Bayreuth. Auf 60 Stelen und Tafeln gibt es Informationen über Biber, Fische, das Bockela, das frühere Eissägen oder auch über die acht Mühlen an dem Weg. „Die werden fleißig gelesen, da findet Identifikation statt.“

Dass die Kluft zwischen Kulturförderung Stadt und Land größer wird, kann sie nicht erkennen. „Die Leute sind doch auch wach geworden und sehen, dass nicht nur die Leaderprojekte unterstütz werden, sondern überall Pionierprojekte gefördert werden“ – ihr Rotmainauen-Weg ist ein solches Pionierprojekt.

Siegfried Küspert: "Eskapaden können wir uns nicht leisten"

Siegfried Küspert von der Freilichtbühne Trebgast: „Wir werden nur von der Gemeinde und dem Landkreis unterstützt, und das wird so bleiben, egal, ob die Stadthalle saniert wird oder nicht.“ Er wünscht sich, dass die Theater in Ballungszentren sich mal „nach den Zuschauern und Einnahmezahlen richten“ .

Die kleinen Theater müssten sich „in Sachen Geld an der Zahl der Zuschauer orientieren. Eskapaden können wir uns nicht leisten – in Ballungszentren ist das scheinbar nicht so.“

Michael Lerchenberg: "Eine Unistadt braucht eine solche Halle"

Da ist sich jeder Kulturtreibende der Nächste. Dass hingegen ein großes Kulturprojekt auch die Umgebung voranbringen kann, davon ist Michael Lerchenberg überzeugt. „Bayreuth spielt eine zentrale Rolle“, sagt der Intendant der Luisenburg . „Eine Universitätsstadt braucht eine solche Halle ohnehin. Da hat Bayreuth zu wenig gemacht. Und sich zu sehr auf Wagner verlassen.“

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