Am Abend des 13. März gab es lange Gesichter im Rathaus. Mit deutlicher Mehrheit hatten die Bayreuther, die sich an dem Bürgerentscheid beteiligt hatten, Nein gesagt. Nein zur Rotmainhalle als Ersatzspielstätte während der Sanierung und des Umbaus der Stadthalle. Eine faustdicke Überraschung war das, denn zuvor schien alles geklärt zu sein: Ein neuer Ort für den Wochenmarkt war gefunden. Und dass die Rotmainhalle saniert werden muss, stand ohnehin außer Frage. Dann kam das Nein der Bayreuther. Die Analyse der Stadträte: Die Bürger waren nicht genug informiert.

Diesmal geht es um noch viel mehr. Es geht um das größte Sanierungsprojekt, das Bayreuth nach dem Zweiten Weltkrieg anpacken will. Nach derzeitigem Stand würde das Projekt Stadthalle rund 55 Millionen Euro kosten. Und deshalb wird jetzt informiert wie selten zuvor.

Das tut die Stadt:

An den vier Samstagen vor dem Bürgerentscheid, also am 16., 23. und 30. April sowie am 7. Mai, lädt die Stadt jeweils um 10 Uhr und um 14 Uhr zu zweistündigen Führungen durch die Stadthalle ein. Dabei werden Sachverständige der Planungsbüros, Vertreter des Stadtbaureferats und des Kulturreferats die Planungen vorstellen und den Sanierungsbedarf erklären. Es geht um den Zustand der Stadthalle, um das, was saniert werden muss. Um die schlechte Sicht und die mangelhafte Akustik, um Probleme beim Brandschutz und um die Fluchtwege im Großen Haus.

Geplant sind auch zwei öffentliche Infoabende. Sie finden am Montag, 18. April, und am Dienstag, 3. Mai, um 19 Uhr im Balkonsaal der Stadthalle statt. Am ersten Abend berichten Vertreter der Ingenieurbüros über die architektonischen Veränderungen. Am zweiten Abend liegt der Schwerpunkt auf den akustischen Verbesserungen, die mit der Sanierung der Stadthalle verbunden sein sollen.

„Ich bin optimistisch, dass die Mehrheit der Bayreuther am 8. Mai der großen Lösung zustimmen wird“, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Die Zeit bis dahin wolle man nutzen.

Das tun CSU, Bayreuther Gemeinschaft und Grüne:

Sie sind sich beileibe nicht immer einig, diesmal aber sind sie es. Die große Lösung ist die richtige für die Stadthalle. Ab dem kommenden Samstag, 16. April, werden die drei Fraktionen an jedem Samstag vor dem Bürgerentscheid an einem gemeinsamen Informationsstand auf dem Marktplatz versuchen, Bürger zu bestärken oder zu überzeugen. „Wir werden kämpfen“, sagt BG-Fraktionsvorsitzender Stephan Müller. „Und wir glauben, dass wir eine Mehrheit hinbekommen.“ Mit welchen Argumenten? „Wir haben eine durchdachte Planung für die Stadthalle, mit der wir uns seit Jahren beschäftigten“, sagt Müller. Die Stadthalle sei ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Bayreuth, beide Häuser stünden unter Denkmalschutz. Zu glauben, ein Neubau sei die günstigere Alternative, sei ein Irrtum. Weil die Stadthalle auch dann saniert werden muss, wenn sie nicht umgebaut würde, und weil bei einem Neubau zwei Theater doppelte Kosten verursachen. Und: „Finanziell würden wir das Stadthallenprojekt bis zum Jahr 2020 stemmen.“ Dass die Stadt tatsächlich neue Schulden machen müsste, sei längst noch nicht beschlossene Sache. „In den jetzigen Berechnungen sind noch keine Zuschüsse und Fördermittel enthalten. Wir bauen eine Stadthalle der Zukunft.“

Das tut die Bürgerinitiative gegen den Umbau und die Sanierung der Stadthalle:

„Na, dann werden wir auch mit einem Stand auf dem Markt stehen und unsere Argumente vortragen“, sagt der Sprecher der Bürgerinitiative, Bernd Abele. Er hat sich Zahlen aus dem Rathaus besorgt. Zehn Millionen Euro könne man sparen, wenn man das Kleine Haus aus dem Projekt ausklammert. Weitere zweieinhalb Millionen ließen sich beim Umbau des Großen Hauses sparen und die Akustik wäre trotzdem besser als heute. So würden aus 55 Millionen, „die wohl noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sind“, 42 Millionen. Immer noch sehr viel Geld, sagt Abele. „Aber eine vernünftige Sanierung stellt niemand in Abrede.“ Wenn die Stadt nach einem Abspecken Geld übrig haben sollte, hätte Abele eine Idee: Familien unterstützen. „Mich ärgert es“, sagt Abele, „dass sich weder die Stadtverwaltung noch die Mehrheit im Stadtrat wirklich zum Anwalt der Bürger macht.“

Das tun die SPD, die FDP und das Junge Bayreuth:

Erst einmal nichts. „Wir begrüßen es, dass die Fraktionen, die für die große Lösung sind, die politische Information übernehmen“, sagt die Fraktionsvorsitzende des Jungen Bayreuth, Iris Jahn. Denn für die Stadtverwaltung gelte das Gebot der Neutralität und Sachlichkeit. „Wir werden sehr genau darauf achten, dass dies eingehalten wird.“ Warum Iris Jahn das betont: Nach Kurier-Informationen hat Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe einen Flyer erstellen lassen, in dem für die große Lösung geworben wird. Der sollte mit Geld der Stadt gedruckt werden. Mehrere Fraktionen sehen darin einen Verstoß gegen das Neutralitätsgebot. Das Junge Bayreuth bleibe dabei, sagt Jahn. „Wir sind gegen die große Lösung.“ Das gilt auch für die FDP/DU. „Wir haben keinen Beschluss mitgetragen, der darauf abzielt“, sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Hacker. Einen Abriss und Neuaufbau innerhalb der historischen Mauern hält er für die bessere Lösung. „Das ist nicht ausreichend geprüft worden.“ Thomas Bauske glaubt nicht daran, dass sich mit Infoständen Meinungen beeinflussen lassen. „Diese Form des Wahlkampfs hat sich überholt“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. „Warten wir die Meinung der Bürger doch einfach getrost ab.“ Sollten sie sich gegen die große Lösung aussprechen, sei das keine Katastrophe. Die Stadt stünde keineswegs wieder am Anfang aller Planungen, wie aus dem Rathaus immer wieder zu hören sei. „Es gibt Vorplanungen mit drei Varianten.“ Der Stadtrat habe sich mehrheitlich für die größte und teuerste entschieden. Dabei müsse es nicht bleiben. „Wenn uns der Bürger den Auftrag zum Sparen gibt, dann tun wir das.“

Das sollen die Kulturschaffenden tun:

Sie sollen sich zu Wort melden. Sich bis zum 8. Mai starkmachen für die große Lösung des Umbaus und der Sanierung der Stadthalle. Diesen Appell richtet der Fraktionsvorsitzende der CSU im Stadtrat, Stefan Specht, an die Bayreuther Kulturschaffenden. Denn: „Die Stadthalle ist kein Prestigeprojekt des Stadtrates.“

Was er selbst tut? Er putzt Klinken, damit Zuschüsse und Fördergelder für die Stadthalle fließen. Noch gibt es keine Zusagen, aber Specht sagt: „Wir bekommen für dieses Projekt viel Zustimmung und großes Wohlwollen. Das Konzept wird als schlüssig und überzeugend eingestuft. Wir haben viele Verbündete gefunden.“ Sowohl im Bayerischen Landtag wie auch bei Mitgliedern der bayerischen Staatsregierung. Das Problem: Standardförderung, wie andere Städte sie bei solchen Projekten bekommen, greift im Fall Bayreuth nicht. Weil Bayreuth nicht über ein feststehendes Ensemble verfügt. Also muss eine Sonderförderung her. Die Herausforderung dabei: Diese Förderung muss so gestaltet sein, dass sie nicht zum Präzedenzfall wird. „So, dass sich nicht jeder in Bayern, der etwas zu sanieren hat, darauf berufen kann.“

Wenn dies gelinge, sei er „relativ zuversichtlich“, dass Bayreuth die Sanierung und den Umbau der Stadthalle nicht allein bezahlen muss. Und deshalb setzt Specht bei dem Bürgerentscheid am 8. Mai auf eine deutliche Mehrheit für die große Lösung. „Das wäre wichtig. Denn das wäre Rückenwind für all die Gespräche, die wir noch führen müssen.“ Das Gegenteil gelte auch: Wenn in München ankomme, dass die Bayreuther das Projekt nicht wollen, werde es schwierig, finanzielle Unterstützung zu bekommen.

 

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