Allerdings gab es erstmals genaue Zahlen zu gefährlichen Stoffen an Bord des Flugzeugs. Beim Absturz waren noch etwa 3.000 Liter Kerosin im Tank sowie ein Behälter mit etwa 13 Litern des hochgiftigen Raketentreibstoffes Hydrazin an Bord. Der in der Nähe der Absturzstelle der F-16 gefundene Hydrazintank, der 26 Liter fasst, war nur noch etwa zur Hälfte gefüllt. Diese Zahlen nennt die Staatsregierung zum ersten Mal. Als die Maschine auf dem Boden aufschlug, geriet sie in Brand, außerdem gelangten „unerhebliche Mengen an Kerosin und eine geringere Menge an Hydrazin in den Boden“.
Erst einen Tag nach dem Absturz fand eine zweite Spezialeinheit der Amerikaner diesen Tank und erweiterte aus Sicherheitsgründen die Sperrzone.
Um den Hydrazintank herum wurde der Boden bis zu einem Meter unter der Geländeoberkante und in einem Radius von etwa 90 Zentimetern entfernt und entsorgt. Geeigneter Löschschaum war vor Ort, wurde von den Feuerwehren aber nicht eingesetzt. Dies zeigten auch die Untersuchungen des Wasserwirtschaftsamtes: Sie ergaben keine Befunde auf perfluorierte Tenside (PFT), die Bestandteil von Löschschaum sind.
Nach Übergang des militärischen Sperrgebiets elf Tage nach dem Unglück, am 22. August, in die Zuständigkeit der bayerischen Behörden beauftragte das Landratsamt einen privaten Sachverständigen zur Untersuchung der Absturzstelle. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Sicherung des Grundwassers wurden von den Behörden begleitet.
„Der erkennbar insbesondere mit Kerosin kontaminierte Boden wurde an der Absturzstelle bis in sieben Meter Tiefe ausgehoben und entsorgt. Ebenso wurde Boden an der Absturzstelle einer der Zusatztanks ausgehoben und entsorgt. Der Bodenaushub wurde in eine zugelassene Deponie in Oberfranken gebracht. Der Bodenaushub wurde dort auf die einzelnen Belastungsklassen geprüft und differenziert entsorgt“, heißt es in dem Bericht.
Der Raketentreibstoff Hydrazin wurde nach dem Absturz an zwei Stellen unter dem Waldboden bis in 70 Zentimetern Tiefe nachgewiesen. Laut Bericht wurde die Bodensanierung abgeschlossen, „nachdem der offensichtlich verunreinigte Boden entsorgt“ worden war. In weiteren Proben seien keine Grenzwertüberschreitungen mehr nachgewiesen worden.
Reines Wasser und saubere Böden – keine Langzeitfolgen also für die Umwelt nach dem Absturz: „Trinkwasserschutzgebiete und Wasserschutzgebiete in der Umgebung der Absturzstellen sind durch Schadstoffbelastungen nicht betroffen“, heißt es wörtlich in dem Bericht. Untersuchungen an Wänden und Sohlen der Aushubstellen hätten keine weitere Kontamination des Bodens mit Schadstoffen ergeben. Selbst in tieferen Regionen: Beim Bodenaushub sei „keine grundwasserführende Schicht erreicht“ worden. „Vorliegende Analysen von gepumptem Grundwasser zeigen, dass keine Verunreinigung des Grundwassers vorliegt.“
Gote ist auch zufrieden, dass die Untersuchungen weiter gehen werden: Auf Wunsch des Wasserwirtschaftsamtes wurde in Abstimmung mit dem Landratsamt und den US-Streitkräften vereinbart, eine Grundwassermessstelle zu errichten. Sie soll in der Nähe der Unfallstelle errichtet werden und das erste oberflächennahe Grundwasserstockwerk erschließen. Um eventuelle Langzeitfolgen zu erkennen.
Der Bericht der Staatsregierung kommt zu dem Schluss: „Es ist davon auszugehen, dass nach der erfolgten Sanierung keine Gefahren für die Umwelt als Folge des Jetabsturzes bestehen.“
Und Entwarnung auch für die Helfer: Nach dem beschriebenen Ablauf sei es wenig wahrscheinlich, dass die Einsatzkräfte mit Hydrazin in Berührung gekommen sind. Von den medizinisch untersuchten Feuerwehrleuten sind keine positiven Befunde bekannt.
Auch die Kommunikation soll besser werden: Die ursprüngliche Fehl-Kommunikation zwischen den amerikanischen und deutschen Ersthelfern vor Ort war bereits im November Gegenstand einer Besprechung mit Vertretern des Spangdahlemer Geschwaders im Landratsamt Neustadt an der Waldnaab. Hierbei entschuldigte sich die amerikanische Seite für den Kommunikationsfehler. In einem am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz am 12. Feburar geführten Gespräch sprach auch der Oberkommandierende der US Air Force für Europa und Afrika, General Frank Gorenc, sein Bedauern aus.
Die Kommunikation und Notfallpläne gehen auf sehr alte Abkommen aus den 1950er und 1960er Jahren zurück. „Das muss man auf einen aktuellen Stand bringen“, sagte Gote. Allerdings räumte sie ein: „Es passiert ja auch nicht jeden Tag.“
Und es wird an einer Modernisierung gearbeitet: Des Weiteren wurde von den Amerikanern auf Bitten der bayerischen Seite angekündigt, einen „single point of contact“, also einen zentralen Ansprechpartner für derartige Vorkommnisse, zu benennen. Im Übrigen wurde auf Anregung der bayerischen Seite vereinbart, eine gemeinsame Notfallübung unter Beteiligung der Teams des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr durchzuführen. Gote: „Hoffen wir, dass es nicht nur bei schönen Worten bleibt, sondern dass sich wirklich was tut.
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Im Landkreis Pegnitz weckt das Unglück Erinnerungen an 1971, als beim Absturz eines Hubschraubers 37 US-Soldaten starben.