Immer wieder verunglücken US-Kampfjets auf deutschem Gebiet F-16: Chronologie abgestürzter Kampfjets

Von Rolf Seydewitz und Christina Knorz
Immer wieder kommt es zu Abstürzen und Unfällen mit Militärmaschine. Das jüngste Unglück passierte am 11. August dieses Jahres in Oberfranken, als ein Kampfjet des Typs F-16 abstürzte. Foto: Archiv/Gerald Morgenstern Foto: red

Der Absturz der F-16 in Engelmannsreuth im August war der jüngste in einer ganzen Reihe von verunglückten Kampfjets, die häufig von der US-Militärbasis in Spangdahlem gestartet waren. Eine Chronologie.

 
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April 1958: Bitburg-Matzen entgeht nur um Haaresbreite einer Katastrophe, als ein in Bitburg stationierter Abfangjäger vom Typ F-100 nach dem Start abstürzt und nur durch einen Baum, der die Richtung des Jets verändert, die Ortsmitte verschont. Der Pilot wird verletzt.

März 1980: Eine F-15 explodiert in der Nähe von Bitburg über einem Waldstück. Der Pilot kommt um, es entstehen etliche Waldbrände.

März 1980: Eine Phantom aus Spangdahlem schlägt 500 Meter neben der pfälzischen Gemeinde Mehlingen auf, Trümmer fliegen auf die belebte Bundesstraße 40. Zwei Piloten sterben.

Juni 1981: Eine F-15, die in Bitburg stationiert ist, muss in Ramstein brennend notlanden.

Januar 1995: Eine F-16 aus Spangdahlem stürzt während eines Übungsflugs nahe der belgischen Stadt Florennes über einem offenen Feld ab. Der Pilot und ein „Kampfbeobachter“ können sich mit dem Schleudersitz retten und bleiben unverletzt.

Mai 1995: In Spangdahlem zerschellt eine F-15 beim Start. Der Jet explodiert, die Trümmer werden im Umkreis von mehreren hundert Metern verstreut. Für den Piloten kommt jede Hilfe zu spät. Ein Mechaniker, der beschuldigt wird, das Unglück durch einen Montagefehler verursacht zu haben, nimmt sich das Leben.

März 2002: Eine F-16 stürzt beim Landeversuch nach einem Übungsflug zwischen Hof Hau und Landscheid (Rheinland-Pfalz) in ein Waldgebiet. Der einzige Insasse, ein 26-jähriger Pilot, kommt bei dem Absturz ums Leben. Absturzursache war ein Pilotenfehler, befindet später eine Untersuchungskommission.

Juni 2002: Eine in Spangdahlem stationierte Thunderbolt A-10 stürzt in der Nähe von Nancy ab. Bei dem Unglück in den französischen Vogesen kommt der Pilot ums Leben. Er soll den Absturz durch einen Fehler verursacht haben.

September 2006: Eine F-16 kracht bei der Frohnertkapelle in der Nähe von Oberkail (Eifel) in den Boden. Der Pilot rettet sich mit dem Schleudersitz. TV-Recherchen ergeben, dass es sich um einen „kontrollierten Absturz“ handelte, entsprechend den Notfall-Vorschriften für Kampfjet-Piloten. Die Bevölkerung ist stinksauer, dass der vorgesehene „Ausstiegspunkt“ in der Nähe ihrer Gemeinde liegt.

April 2011: Ein A 10 Kampfjet startet vom US-Luftwaffenstützpunkt Spangdahelm, der Pilot verliert in den Wolken erst die Orientierung und dann die Kontrolle und stürzt wenige hundert Meter von der Ortschaft Laufeld (Rheinland-Pfalz) entfernt in ein Feld. Ein Jahr später gibt das US-Militär diese Erklärung für das Unglück bekannt. Der Schaden am Jet beträgt 16 Millionen Euro, die Reinigung der Unfallstelle wird mit 100.000 Euro beziffert.

August 2015: Bei einem Übungsflug von Spangdahlem zum Truppenübungsplatz Grafenwöhr stürzt ein F-16-Kampfjet Nahe Engelmannsreuth in den Wald. Der Pilot zieht den Schleudersitz und kommt leicht verletzte ins Klinikum Bayreuth. Am Unglückstag wird den Rettungskräften fälschlicherweise kommuniziert, der giftige Stoff Hydrazin sei nicht ausgetreten. Deshalb reduzieren die Einsatzkräfte ihre Schutzkleidung. Einen Monat später werden alle Rettungskräfte gebeten, sich auf Hydrazin- und Kerosinvergiftung untersuchen zu lassen. In Umweltingenieurbüro hatte ermittelt, dass 13 Liter des krebserregenden Stoffes ausgetreten sind.

Oktober 2015: Bis Herbst 2015 haben 266 Übungsflüge von Spangdahlem nach Grafenwöhr stattgefunden. Staatsminister Marcel Huber (CSU) nennt das in einer schriftlichen Stellungnahme der Staatskanzlei eine "abstrakte Bedrohung" und vergleicht es mit der zivilen Luftfahrt. Landtagsabgeordnete Ulrike Gote (Bündnis 90/Die Grünen) hatte in einem Dringlichkeitsantrag die Staatsregierung aufgefordert den Absturz des Kampfjets bei Engelmannsreuth "lückenlos aufzukären". _______________________________________________________________________________

Info: Die Recherche der Chronologie 1958 bis 2006 leistete Rolf Seydewitz vom Trierischen Volksfreund. Die Veröffentlichung geschieht mit freundlicher Genehmigung. Den Original-Artikel lesen Sie hier. Den Bericht über die Absturzursache 2011 in Laufeld an dieser Stelle.

 

Unsere gesamte Berichterstattung zum F-16-Absturz in der Oberpfalz lesen Sie hier:

Kreisbrandrat geigt US-Army die Meinung

Darum ist Hydrazin so gefährlich

Tausende Liter Kerosin im Waldboden

Erste Entschädigungen

Reaktionen der Rettungskräfte auf die Informationspolitik der US-Army lesen Sie hier

Steuerzahler zahlt Gutteil der Einsatzkosten

Interview mit dem Piloten

Absturz: Es hätte auch Engelmannsreuth sein können

Hier finden Sie die Chronologie des Tages.

Einen Artikel über das Gerangel zwischen den Regierungsbezirken finden Sie hier.

Zu einer Bildergalerie zum Absturz geht es hier.

Im Landkreis Pegnitz weckt das Unglück Erinnerungen an 1971, als beim Absturz eines Hubschraubers 37 US-Soldaten starben.

Bilder