Kommandanten fordern Einsatzkräfte zu ärztlicher Untersuchung auf F16-Absturz: US-Army informierte schlecht

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Der Waldboden bei der Absturzstelle der F16 im Engelmannsreuther Wald wird großflächig abgetragen. Foto: Ralf Münch Foto: red

"Da waren viele Gerüche, ob da Hydrazin dabei war, ist mir nicht bewusst", sagt Sebastian Leuchner. Der stellvertretende Kommandant der Engelmannsreuther Feuerwehr war kurz nach dem Absturz des F16-US-Kampfjets vor Ort. Mit einigen Kameraden sollte er die genaue Absturzstelle erkunden. Er selber wird nun der Empfehlung des Bayreuther Landratsamtes folgen und sich vom Arzt vorsorglich untersuchen lassen. Auch den anderen Engelmannsreuther Einsatzkräften wird er das empfehlen.

 
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Er selber habe das Fahrzeug nur kurz verlassen. Er habe aber nicht viel sehen können, weil alles verraucht war. "Wir waren aber ein Stück weg und sind auch bald wieder zurück, als die Gefahrenzone erweitert wurde", sagt er. Das Fahrzeug mussten sie stehen lassen. Er selber hat keine Angst, dass er gesundheitlich betroffen ist. Er will heute noch die anderen Kameraden vom Schreiben des Landratsamtes informieren. "Ob jemand zum Arzt geht, muss jeder selber wissen."

Auf Auskünfte verlassen

Das sagt auch Stefan Leuchner, Kommandant der Engelmannsreuther Wehr, der erst später zum Einsatz kam. Er will erstmal mit Kreisbrandrat Hermann Schreck klären, wer von den Einsatzkräften tatsächlich betroffen sein könnte, wie nahe jemand an der Absturzstelle gewesen sein muss, um sich untersuchen zu lassen. Er habe seine Leute sofort zurückgezogen, als die US-Kräfte sagten, es könne Hydrazin ausgetreten sein. Beim Löschen selber sei von den Engelmannsreuthern keiner dabeigewesen. "Ich vestehe nicht, warum die Informationen von der US-Army so schlecht kamen damals", kritisiert Leuchner. Man habe sich auf die Auskünfte der US-Fachleute verlassen, wusste aber nichts genaues. "Warum kam da jetzt auch nicht eher vom Landratsamt etwas?", fragt er.

"Wir haben nichts gerochen", sagt Thomas Fröba, Kommandant der Trockauer Wehr, die mit Vollschutzanzügen zusammen mit den Pegnitzer Kameraden vor Ort war. Man sei sich zwar der Gefahr bewusst gewesen, aber durch die Ausrüstung habe es quasi keinerlei Kontakt zur Außenluft gegeben. Durch die Anzüge sei man hermetisch abgeschlossen. "Für uns hat immer der Eigenschutz Vorrang", sagt Fröba, deshalb habe man auch den Atemschutz dabei gehabt. Auch er will seine Leute über die Behördenempfehlung informieren.

Auf Beschwerden hin beobachtet

Das sagt auch sein Pegnitzer Kollege Roland Zahn. Von seiner Wehr seien vier Mann mit Atemschutz, aber ohne Vollschutzanzüge an der Absturzstelle gewesen. Diese seien anschließend sofort dekontaminiert worden. Außerdem wurden sie noch zwei Stunden auf gesundheitliche Beschwerden hin beobachtet, aber nichts sei zu bemerken gewesen. Auch bis heute nicht. Bei dem Erstangriff waren seine Leute direkt neben dem Flieger, sagt Zahn und man sei sich der Gefahr aber nicht so bewusst gewesen. "Jeder Einsatz bedeutet für uns Gefahr", so der Kommandant. Enttäuscht ist er von der Informationspolitik der Amerikaner. "Die haben von Anfang an gelogen", sagt er. Erst habe es geheißen, es sei keine Munition an Bord, dann doch, erst keine Tanks, dann doch. "Die waren nicht ehrlich zu uns."

Keine gesundheitliche Gefahr für seine Leute sieht der Creußener Kommandant Mario Tauber. "Wir hatten alle Vollschutzanzüge an und waren nicht direkt an der Absturzstelle", erklärt er. Die Creußener waren weiter entfernt und mit der Entgiftung der Kameraden beschäftigt. Die Ausrüstung habe man angehabt, weil es einen Verdacht auf Hydrazin gab. Auch er will trotzdem schnellstmöglich seine Einsatzkräfte über die Untersuchungsergebnisse informieren.

Taktische Beruhigungsmaßnahme

"Ich habe nichts gerochen, werde mich aber trotzdem untersuchen lassen", sagt der Prebitzer Bürgermeister Hans Freiberger, der damals etwa 200 Meter vom Absturzort entfernt war. Für ihn war das Untersuchungsergebnis, das jetzt bekanntgegeben wurde, voraussehbar. "Die US-Army wusste, dass da Gefahr bestand und hat alle rausgeschickt", sagt er darauf, dass die Sicherheitszone erweitert wurde.

"Vielleicht war das aber auch nur eine taktische Beruhigungsmaßnahme von ihnen", sagt der Bürgermeister. Er hat aber keine Bedenken vor gesundheitlichen Konsequenzen, denn sonst hätte man beim Einsatz mehr riechen müssen. "Und wenn tatsächlich gesundheitliche Folgen festgestellt werden, müssen sich die Amis schnell etwas einfallen lassen." Mehr Gedanken mache er sich um die Fahrer der Entsorgungsfirma, die in den vergangenen Wochen den Boden abgetragen haben. "Die hatten keine Schutzanzüge an."

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