SPD-Politiker erhält Antwort von BAT-Manager auf seinen Offenen Brief BAT: "Mehr als zynisch"

Von Susanne Will

In einem Offenen Brief an den BAT-Manager Bernd Meyer in London machte sich der Bayreuther SPD-Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein Luft über die Entscheidung, den BAT-Standort weitgehend zu schließen. Jetzt hat er eine Antwort erhalten. Und die empfindet Rabenstein „mehr als zynisch“.

 
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Bernd Meyer war früher selbst Werkleiter bei British American Tobacco in Bayreuth, bevor er am Hauptsitz in London Karriere machte. In der Antwort auf den Offenen Brief (der Kurier berichtete) fasste Meyer noch einmal die Gründe zusammen, die zum Jobverlust von 950 BAT-Mitarbeitern führten: Abbau von Überkapazitäten, Einbruch das Zigarettenmarktes in Westeuropa und höhere Standort- und Lohnkosten.

"Schlag ins Gesicht"

Eine wirtschaftliche Schieflage hatte Rabenstein in seinem Brief nicht gelten lassen: „Bei mehr als fünf Milliarden Pfund Gewinn im vergangenen Jahr, gestiegenen Erlösen und, Stand Mitte Mai 2016, einem bisherigen Gewinn von 2,21 Milliarden Pfund kann man nicht davon sprechen, dass sich BAT in einer wirtschaftlichen Schieflage befindet und das Unternehmen sparen kann.“ Und weiter: „BAT entledigt sich der teuren Arbeitskräfte in Bayreuth und macht in Osteuropa mit billigeren Arbeitskräften weiter.“ Das sei ein katastrophales Zeichen für die deutsche Wirtschaft und ein „Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten in Bayreuth“.

Rabenstein forderte Meyer „eindringlich“ auf, Einfluss zu nehmen, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten blieben und dass es beim Personalabbau so sozialverträglich „wie nur möglich“ zugehe.

"Nur Profitmaximierung"

Die Antwort darauf bezeichnet Rabenstein „nicht nur zynisch den Beschäftigten gegenüber, sondern sie wirft auch ein Schlaglicht auf unser Wirtschaftssystem, welches nur auf Profitmaximierung aus ist“.

Auszüge aus dem Brief des BAT-Managers Bernd Meyer: „Wir sind uns der Konsequenzen dieser Entscheidungen bewusst, aber in Anbetracht der aktuellen Marktbedingungen sind diese schmerzhaften Anpassungen notwendig.“ Er schreibt davon, dass der Absatz versteuerter Zigaretten in Westeuropa in den vergangenen Jahren stark eingebrochen und der Konsum nicht versteuerter Zigaretten dagegen angestiegen sei. „Im Jahr 2015 haben wir in Westeuropa 23 Milliarden Zigaretten weniger verkauft als im Jahr 2011. Dies entspricht einem Rückgang von 17 Prozent.“

Rabenstein, der noch die Umsatzzahlen der BAT im Kopf hat, reagiert so: „Im Kurier wurde kürzlich Nürnbergs Oberbürgermeister Uli Maly zitiert, wie er bei der AEG-Schließung wieder zum Revoluzzer wurde. Mir geht es gerade ähnlich.“

Weiter heißt es in der Antwort, Ziel sei es, mit der Arbeitnehmervertretung faire Lösungen zu finden. Die sind mittlerweile hinlänglich bekannt: Transfergesellschaft; Mittel für Weiterbildungsmaßnahmen; Garantie für die Azubis, ihre Ausbildung abschließen zu können.

Bayreuth "wichtiger Standort"

Dass BAT in dem Brief „stolz“ auf die „hohe Arbeitsqualität und Qualifikation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von British American Tobacco in Deutschland“ ist, kontert Rabenstein so: „Das liegt doch auch am Engagement dieser Mitarbeiter – der Brief strotzt vor Zynismus.“ Dazu passe auch der letzte Satz: „Ich versichere Ihnen, dafür zu sorgen, dass Bayreuth auch in Zukunft ein wichtiger Standort für unser Unternehmen bleiben wird.“ Denn Rabenstein hat in seinem Offenen Brief genau das angesprochen: Es „tröstet auch nicht hinweg, dass der Bereich Forschung und Entwicklung und die Fertigung von Stopftabak am bisherigen Standort verbleiben soll. Wie lange werden sie hier bestehen?“ Meyer bleibt hier eine klare Antwort schuldig.

"Ein starkes Stück"

Christoph Rabenstein: „Es ist ein starkes Stück, was ich da als Antwort erhalten habe.“ Noch immer könne er nicht verstehen, warum eine „hochprofitable Firma schließt, ohne Rücksicht auf die Beschäftigten zu nehmen. Das kreide ich Bernd Meyer an“. Noch dazu komme der aus der Bayreuther Gegend. „Er ist einer der unseren und hat so wenig Bezug zu Land und Leuten“.

BAT "wird sich dämlich zahlen"

Rabensteins Wunsch: „Gut wäre, wenn wir ein Mitbestimmungsmodell hätten, wo auch der Betriebsrat über die Struktur eines Unternehmens mitberaten könnte und zwar in der Form, dass am Votum der Betriebsräte kein Weg vorbei führt.“ Der Landtagsabgeordnete ist sich sicher, dass „Meyers Taktik nicht aufgehen wird“. Zum einen bezweifelt er, dass BAT in Osteuropa die gleiche stabile Infrastruktur und die gleiche politische Stabilität vorfinden wird wie in Deutschland. Zum anderen vergleicht die BAT-Schließung auch mit der AEG-Schließung in Nürnberg. „Um die 500 Millionen Euro soll Electrolux das Aus gekostet haben. Ich glaube, die BAT wird sich auch hier dämlich zahlen“.

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