BAT: Mitarbeiter wappnen sich

Von Susanne Will und Katharina Wojczenko
Mitarbeiter gehen nach der Betriebsversammlung bei der BAT am Dienstag Richtung Ausgang. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Ein schnell umgesetzter Sozialplan, eine Transfergesellschaft, hohe Abfindungen – das sind die drei Eckpfeiler, die der Betriebsrat der BAT und die Gewerkschaft für die 950 von einer Kündigung betroffenen Mitarbeiter setzen wollen. Die Gewerkschaft schließt Streiks nicht aus. Für Freitag ruft sie zur Demo vor der BAT auf.

 
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Auf einer Betriebsversammlung wurde das am Dienstagnachmittag bekanntgegeben. Betriebsrats-Chef Paul Walberer: „Es war wichtig, dass wir in der Betriebsversammlung den Kollegen einen Weg aufgezeigt haben. Wir brauchen sie jetzt für die schweren Verhandlungen, die am Freitag beginnen.“ Die BATler, das sei ein Team, „sie stehen hinter uns.“

Das bestätigen die, die nach der Versammlung mit der Presse reden. „Natürlich werden wir demonstrieren. Meine komplette Familie kommt, die Nachbarn auch“, sagt ein Mann. Trotz Betriebsversammlung hat er aber noch viele Fragen: „Ich weiß nicht: Kriege ich eine Abfindung? Wie hoch wird die sein? Wird die auf ein Arbeitslosengeld angerechnet? Rutsche ich in Hartz IV?“

Betriebsrat will nahtlosen Übergang für Mitarbeiter

Was den Sozialplan angeht, kann auch Betriebsratschef Paul Walberer noch nichts Konkretes sagen. Er wartet  auf Freitag, dann beginnen die Verhandlungen. „Aber wir waren ja nicht untätig in den letzten Monaten.“ Es geht neben Transfergesellschaft und Abfindungen auch um vorgezogene Vorruhestandsregelungen. Da will Walberer die Altersgrenze ausweiten.

„Wir wollen in jedem Fall Arbeitslosigkeit vermeiden, die Leute sollen in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden.“ Und es geht um die Höhe der Abfindungen. „Am Geld scheitert es nicht – das hat die BAT zur Genüge.“ 

BAT-interne Jobbörse gegründet

Mittlerweile wurde eine interne Jobbörse gegründet. „Es freut mich sehr“, sagt Walberer, „dass uns bereits einige Betriebe freie Stellen gemeldet haben.“ Er erlebe im Betrieb „einen Strauß an Emotionen, von Wut bis zur Trauer“.

„Es fühlt sich jedes Mal an, wie auf eine Beerdigung zu gehen“, sagt eine Mitarbeiterin und meint damit die Versammlungen. Und kalt, sagt ein weiterer Mitarbeiter:  „Ich arbeite acht Stunden, und wir haben acht Stunden nur ein Thema: Wie wird es werden? Können wir unsere Häuser noch bezahlen? Die Kinder zum Studium schicken?“

BAT droht Mitarbeitern

Und dann die Angst, dass es Repressionen nach sich ziehen könnte, wenn jemand mit der Presse redet. „Uns wurde gesagt: Überlegt, was ihr sagt oder auf Facebook postet – ihr seid für die Konsequenzen verantwortlich“, erzählt ein anderer.

Für Michael Grundl, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, der ebenfalls bei der Betriebsversammlung zugegen war, ist wichtig, dass „der Platz vor der BAT am Freitag ab 17 Uhr voll ist“. Dass Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ein Grußwort sprechen wird, ist für ihn ein „sehr gutes Zeichen“.

Gewerkschaft: Am Freitag Solidarität zeigen

Zur Demonstration lädt er auch ausdrücklich die Menschen ein, die in Zulieferbetrieben für die BAT arbeiten. Betriebsrats-Chef Walberer: „Es gibt so viele, die betroffen sind, hier einen Elektriker, dort einen Techniker.“ Jetzt müssten den Worten Taten folgen, der Gewerkschafter Grundl spricht ausdrücklich von einer Auftakt-Veranstaltung – und schließt, wenn nötig, einen Streik nicht aus.

Die Agentur für Arbeit bezieht ab kommenden Donnerstag ein Büro auf dem BAT-Gelände, sagt Grundl. Dort haben die Mitarbeiter die Gelegenheit „zu ersten Gesprächen zu allen Themen“.

Geschäftsführer: BAT hat "etwas in die Hand genommen" für die Mitarbeiter

Als die Mitarbeiter nach der Betriebsversammlung das Gelände verlassen haben, tritt Leif Lümkemann ins Freie. Er ist der Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Bayreuther BAT. Er berichtet von einem Gespräch mit Brigitte Merk-Erbe am Dienstagvormittag, Inhalt war ein Bündnis für Arbeit, an dem sich auch die regionalen Wirtschafts- und Handelskammern beteiligen würden. Mit dem Ziel, die BATler schnellstmöglich in Lohn und Brot zu bringen.

Daneben habe die BAT „etwas in die Hand genommen, um für die 950 Menschen das Aus verträglich zu machen“, nämlich die Transfergesellschaft, die Möglichkeit für Azubis, ihre Lehre zu beenden und Weiterqualifizierung für die Mitarbeiter.

Was passiert mit den Gebäuden?

Und was passiert mit den Gebäuden? Lümkemann: „Die bleiben, wie auch die Liegenschaften, im Besitz der BAT. Wir arbeiten gerade an einem Konzept der Nachmietung.“ Und zur angedeuteten Möglichkeit eines Streikes sagte Lümkemann: „Ich kommentiere nicht, was die Gewerkschaft sagt.“

Die Stimmung unter den BAT-Mitarbeitern ist gedrückt. Auch wenn bislang von 950 Arbeitsplätzen die Rede ist, die die BAT streicht, ist eine Mitarbeiterin überzeugt: „Es wird uns alle treffen.“ Teilstücke vom Firmengelände zu verkaufen sei für ein Unternehmen unrentabler als ein Gesamtpaket.

Jetzt kursiert das Gerücht, es würden mehr Stellen gestrichen werden, es ist die Rede davon, dass nur 50 übrigbleiben würde. Das wehrt Betriebsrats-Vorsitzender Paul Walberer vehement ab. „Das ist wirklich nur ein Gerücht.“

Was bisher geschah:

Kommentar: Helft den BAT-Beschäftigten!

Video: Das sagen die Bayreuther

Die Entscheidung im O-Ton

"Mitarbeiter brauchen Perspektive"

Millionenprogramm soll Jobs schaffen

"Ein Erdbeben": BAT legt Produktion weitgehend still

 

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