Bayreuth ist eine Weltmarke - Große Herausforderung Der neue Kulturreferent im Interview

Von Michael Weiser

Bayreuths Kulturreferent Fabian Kern ist seit Januar im Amt – höchste Zeit für eine erste Bilanz. Wir haben ihn dazu am passenden Ort getroffen: auf der Bühne der Stadthalle. Hier lesen Sie’s: Warum der Mann mehr Baustellen als sein Kollege vom Baureferat hat. Was er von Bayreuth als Kulturstadt hält. Warum er glaubt, dass die Stadthalle eine Zukunft hat. Und was nun mit der Subkultur ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie haben die Bühne der Stadthalle für unser Gespräch ausgesucht. Ein schöner Ort für den großen Auftritt und für das erste Gespräch mit dem Kulturreferenten von Bayreuth. Gibt’s einen besonderen Grund dafür?
Fabian Kern: Ganz klar, den gibt es. Natürlich ist die Stadthalle das kulturpolitisch wichtigste Thema Bayreuths für die nächsten Jahre. Und für mich persönlich schließt sich ein Kreis. Als ich 2011 in Nordrheinwestfalen die Bühne verließ und mich vom Publikum verabschieden wollte, da war das bei der Komödie „Fisch zu viert“, unter anderem mit Judy Winter. Zu Beginn bin ich vors Publikum getreten. Und kurz zuvor kam Judy Winter zu mir und sagte mir, „Sie sind verrückt. Sie verlassen ein phantastisches Haus – aber  Sie werden zurückkommen.“ Jetzt stehe ich hier in Bayreuth und habe phantastische Aufgaben.

Welcher ist denn Ihr Lieblingsplatz in dieser Stadthalle?
Kern: Für Sprechtheater sitze ich gerne vorn, bei Konzerten lieber im ersten oder gar zweiten Rang, weil da die Akustik am besten ist. In den vergangenen Monaten habe ich mir das angeschaut, auch letztes Jahr schon, habe alles genau betrachtet und schätze es auch wert. Es wurde mir klar, dass dieser Theaterbau schon zum Amtsantritt die Hauptaufgabe sein würde; sich in das Thema einzuarbeiten, nachdem klar wurde, dass es nicht bei 30 Millionen Euro bleiben würde, und als die Kosten auf 44 Millionen stiegen, da musste ich mir die Frage stellen, ob es Sinn macht, wegen keiner vernehmbaren Verbesserungen in optischer wie akustischer Hinsicht so viel Geld in die Hand zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wurde die Verwaltung aufgefordert, weiter zu planen, und so wurden die bekannten drei Vorschläge erarbeitet. Eine ganz intensive Zeit war das. Sich da reinzuarbeiten, die Diskussionen aufzuarbeiten, aber auch selber zur Überzeugung zu kommen, dass man in dieser Stadt wieder Mut braucht, nämlich für das dritte große Theater. Am Ende fiel eine richtige, eine nötige Entscheidung, die für Jahrzehnte essentiell sein wird.

Fühlen sie schon so etwas wie Trennungsschmerz? Ab Winter 2016 bleibt die Stadthalle für Jahre geschlossen.
Kern: Nein, so kann man das nicht sagen. Im Theater gibt es einen wunderschönen Satz. „Geht nicht - gibt’s nicht“. Theater schafft es immer wieder, das Unmögliche möglich zu machen. Die Erfahrung hab ich auch in Nordrheinwestfalen gemacht. Die Bühnentechniker sind die wichtigsten, was die realisieren, ist oft unfassbar. Schmerz? Nun ja. Der Raum wird nicht mehr so sein, wie er jetzt ist, aber da ist auch viel Vorfreude auf das, was kommen wird. Wir brauchen Visionen, was man damit machen kann. Überlegen Sie,  wenn man das Haus nur mal in seiner Historie studiert: Gerade hier, wo wir sitzen, war früher ein kleines Komödienhaus eingebaut, ein richtiges Theater.

Theaterstadt Bayreuth

Das es bis ins 19. Jahrhundert hineingab, wovon Fotos zeugen...
Kern: Ja, und dann war nebenan die Reithalle, danach wurde es eine Propagandahalle für die Nazis, dann ein Kino, dann wieder klassischer Theaterbau, und das alles in eine solche Historie eingebettet. Das ist schon faszinierend.

Womit Sie soeben bewiesen haben, dass Sie sich in diesem Hause womöglich besser auskennen als mancher Stadtrat...
Kern: Ich glaube, ich hoffe, dass man weiß, dass Bayreuth eine Theaterstadt ist. Es gab schon immer Theaterräume hier. Im Redoutenhaus, dann da, wo später die Synagoge eingerichtet wurde, dann die Parktheater, dann das Haus hier, daneben das Komödienhaus, wovon man heute noch das Portal sehen kann (zwischen Stadthalle und Storchenhaus, Anm. der Red.), dazu das Markgräfliche Opernhaus. Ganz zu schweigen vom Festspielhaus. Bayreuth hat wie kaum eine andere Stadt dieser Größe eine wirkliche Theatergeschichte. Schade, dass man das nicht mehr ganz so deutlich wahrnimmt. 

Vor leerem Haus

Jedes Ende, jede Zwangspause birgt eine Chance. Welches Betriebskonzept wünschen Sie sich für die neue Stadthalle? Wirklich befriedigend war die Situation zuletzt nicht mehr.
Kern: Nein, befriedigend kann man nicht sagen. Die Stadthalle wird als Betrieb gewerblicher Art geführt und vermietet. Die Stadt selber nutzt den Raum kulturell ja eigentlich nur mit einer Reihe, dem „Theater auf Touren“. Und dann ist da das Theater Hof, das die Halle seit Jahrzehnten bespielt. Das ist eine schöne, wichtige Tradition. Aber im Vorfeld meiner Bewerbung habe ich von Veranstaltungen gelesen – unter anderem im Nordbayerischen Kurier –, bei denen sich weniger als hundert Personen in der Stadthalle verloren. Das ist ein Grund, Fragen zu stellen. Diese Fragen muss man in der Umbauphase in den Vordergrund stellen. Warum kommen die Besucher nicht? Liegt es am Überangebot, liegt es am Mangel an Werbung oder liegt es daran, dass man sich mit dem Angebot nicht mehr identifizieren kann? Das muss man beantworten. Die Leute vom Theater Hof, an der Spitze der Intendant Reinhardt Friese,  haben den selben Ansatz. Da brauchen wir also ein anderes  Modell. Nein, das ist wirklich nicht befriedigend, auch nicht für das Theater Hof. Vielleicht macht man nur eine Veranstaltung statt zwei? Das muss man besprechen. Oder „Theater auf Touren“:  Wie kann man das Haus so bespielen, dass diese Reihe Strahlkraft entwickelt? Wir haben kein eigenes Ensemble. Also: Welche Reihen will man für welches Publikum kreieren? Darauf wird es ankommen.

Hört sich an, als benötigten Sie künftig ein eigenes Management für die Stadthalle.
Kern: Das ist sicher eine wichtige  Frage. Wir haben ja quasi schon eine Art Gastspieltheaterbetrieb. Die Menschen, die das verwalten, sind ja vorhanden. Das „Theater auf Touren“ wird  zum Beispiel vom Kulturamt betreut und das Vermietungsgeschäft von der BMTG. Wie das Haus künftig bespielt wird, muss ein Betriebskonzept beantworten, das nun zu erarbeiten ist und vom Stadtrat entschieden werden muss.

Nur noch ein Dreivierteljahr, dann wird es kein Musiktheater in Bayreuth geben, keine symphonischen Konzerte mehr, auch keine großen Sprechtheaterproduktionen mehr. Macht Ihnen das Angst?
Kern: Nein. Das wird es geben.

Was tun mit dem Reichshof

Dazu bräuchten Sie Ersatzspielstätten.
Kern: Wir werden mehrere Optionen vorstellen. Dann muss der Stadtrat entscheiden. Die Kulturfreunde und andere Veranstalter sind eingebunden, ich bitte um Verständnis, dass wir das erst noch durchsprechen müssen.

Raten macht Spaß. Aber geben sie uns doch eine Andeutung.
Kern: Wir brauchen eine Zwischenlösung für Oper, für symphonische Veranstaltungen, für Sprechtheater.  Ich bin zuversichtlich. Wir haben drei Optionen.

Etwa die Rotmainhalle?
Kern: Könnte sein.

Aber was ist nun mit dem Reichshof? Passt der überhaupt ansatzweise in ein Konzept, sei es als reguläre, sei es als Ersatzspielstätte?
Kern: Grundsätzlich ist der Reichshof ein historisch wichtiger Kulturort. Er hat eine phantastische Atmosphäre, ich hab’ ihn ins Herz geschlossen. Die Stadtverwaltung hat den Auftrag, Ersatzspielstätten zu prüfen. Auch der Reichshof wird untersucht, dann muss man abwägen. Grundsätzlich ist das ein wunderbarer Raum und es wäre schade, wenn man diesen verlieren würde - für die Zukunft gesehen. Aber schauen Sie sich mal an, was für Probleme Coburg, Würzburg, Nürnberg und Augsburg haben. Alle warten bis zum letzten mit der Sanierung ihrer Theater, weil sie Probleme mit Ersatzspielstätten haben. Andere Städte stehen viel mehr unter Druck. Würzburg hatte die Idee, eine Viehhalle in der Nähe vom Kulturspeicher umzurüsten. Ja, und das sollte dann zehn Millionen kosten –  das kann man nun doch wirklich nicht verantworten.

Hört man gewissen Stadträten zu, hat man das Gefühl, die Stadt werde in Wahrheit von der Verwaltung regiert. Wie lebt es sich auf Seiten der wahren Machthaber?
Kern (lacht): Das seh’ ich nicht so. Auch als Verwaltung hat man die Aufgabe, so transparent wie möglich zu arbeiten. Das heißt nicht, dass man das über die Presse macht. Man muss aber schon diskutieren. Ich habe auch allen Fraktionen Gespräche angeboten.

Zeichen für die Kulturweltmarke

Auf jeden Fall wirkt alles sehr eingespielt, um nicht zu sagen: eingefahren. Haben Sie das Gefühl, hier visionär tätig werden zu können?
Kern: Das hoffe ich. Ich denke, dass sich der Stadtrat gerade in der Entscheidung zu diesen Räumlichkeiten hier seiner Verantwortung bewusst gezeigt hat. Bayreuth ist eine der wichtigsten Kulturweltmarken. Und ich glaube, das ist dem Stadtrat bewusst. Die Entscheidung für die Stadthalle ist ein Zeichen dafür, dass der Stadtrat Visionen und Mut hat.

Sie verantworten das Stadtmarketing und den touristischen Bereich - stand seinerzeit in der Stellenausschreibung. Selbstverständlich in enger Abstimmung mit den privaten Partnern der Stadt. Wie zum Beispiel sieht die Zusammenarbeit mit der BMTG aus?
Kern: Mit dem Kultur- und Tourismusreferenten gibt es für die Bayreuth Tourismus- und Marketing-Gesellschaft erstmals einen direkten Ansprechpartner. Wir treffen uns regelmäßig, gerade auch beispielweise wegen der Wiederöffnung des Richard-Wagner-Museums. Es geht aber auch darum, was wir ab 2018 mit dem Markgräflichen Opernhaus machen und die Landesgartenschau 2016 ist natürlich auch ein Thema. Bis 2019, also zur Wiedereröffnung der Stadthalle, reiht sich eine Zäsur an die andere.

Richtig, die Landesgartenschau. Was planen Sie da?
Kern: Es ist beispielsweise vorgesehen, dass sich einige städtische Einrichtungen im Regionalpavillon vor der nächsten Museumsnacht präsentieren, und das Kunstmuseum wird seine geplanten Ausstellungen im Kontext zur Landesgartenschau stellen.

Was planen sie mit dem markgräflichen Opernhaus? Wird es die Reihe „Bayreuther Barock“ wieder geben?
Kern: Es gibt Gespräche. Mit Herrn Schreiber, dem Chef der bayerischen Schlösserverwaltung, zum Beispiel. Aktuell haben wir nun endlich ein Datum; es steht seit wenigen Wochen fest, die zweite Aprilhälfte 2018: Da soll das Opernhaus eröffnet werden. In diesem Kontext beginnen die Überlegungen, wie wir dieses Haus würdig bespielen können. Und da ist der  "Bayreuther Barock“ ein wesentliches Thema. Und das muss man sich genau überlegen. Welches Format ist für dieses Haus geeignet? Die Bühne ist nicht mehr eine kleine Guckkastenbühne, sondern eine Riesen-Barockbühne, von der Portalgröße vergleichbar nur mit dem Nationaltheater in München oder dem Festspielhaus. Dieses in seiner historischen Dimension wiederhergestellte Portal, diese exorbitante Bühne - da muss man aufpassen. Wir haben auch schon Gespräche mit Kulturveranstaltern in Bayreuth geführt.

Wie unterhält man Wahnfried?

Wie sehen Sie der weiteren Zusammenarbeit mit Wahnfried entgegen?
Kern: Das Haus wurde mit sehr großem Aufwand renoviert und erweitert. Die Frage des Depots ist endlich gelöst. Nun müssen wir uns überlegen, wie wir den Betrieb langfristig sichern. Man muss sich Gedanken machen, wie das Betriebskonzept realisiert werden kann, denn dieses Haus ist darauf angewiesen, Besucherzahlen zu generieren. Ich hoffe, dass die Wagner-Verbände  begeistert sein werden und Wahnfried wieder mit Leben füllen. Jedenfalls: Das Museum ist eine große Chance für Bayreuth, aber auch für die Forschung. Mit dem neuen unterirdischen Depot wurde die Möglichkeit geschaffen, nun auch das Thema Wagner-Archive auf die Tagesordnung zu setzen.

Auch den berühmten weißlackierten Giftschrank von Amélie Hohmann, womöglich mit Korrespondenz von Onkel Wolf, also von Adolf Hitler und seiner Bayreuther Wahlfamilie?
Kern: Sicherlich ist das ein sehr sensibles Thema, das man mit sehr viel Fingerspitzengefühl angehen muss.

Zu Ihrem Stellenprofil gehört auch 
die Verbesserung der diplomatischen Beziehungen zum Grünen Hügel. 
Auf welchem Stand sehen Sie das Verhältnis?
Kern: Mein Verhältnis? Ich habe Katharina Wagner getroffen, Eva Wagner-Pasquier, Daphne,  Nike und Wolf Siegfried Wagner. Ich habe die Aufgabe, zu vermitteln, Brückenkopf zu sein. Einen sehr guten Kontakt habe ich zur Geschäftsführung.

Dann hat Ihnen Geschäftsführer Heinz-Dieter Sense auch mitgeteilt, wie hoch die Kosten für die Renovierung des Hauses sein werden?
Kern: 30 Millionen Euro sind veranschlagt. Man fängt von außen nach innen an zu sanieren, Schritt für Schritt. Und wenn man draußen fertig ist, geht es innen weiter.

Wir müssen noch reden. Über Bayreuths Museen. Sind Sie glücklich mit der Lage des Jean-Paul-Museums im Chamberlain-Haus?
Kern: Ich bin auf jeden Fall glücklich darüber, dass es 2013 erneuert werden konnte. Als nächstes steht das Liszt-Museum an und ich bin froh, dass sich die Stadt das Jean-Paul-Museum leistet, auch wenn er heute kein publikumswirksamer Autor ist. Aber es ist wichtig, ihn in Ehren zu halten.

Welche Zukunft sehen Sie für das Historische Museum?
Kern: Die primäre Frage ist aktuell die Frage nach dem Stadtarchiv. Um Möglichkeiten zu prüfen, wurden bereits Mittel eingestellt. Von Frau Dr. Habermann, der Chefin des Museums, wurde ein Raumprogramm erarbeitet. Nun wird  nach einer Lokalität gesucht. Sie muss zeitgemäß sein, auch für das Bernd-Mayer-Archiv.

Insgesamt wirkt die Museen-Landschaft in Bayreuth mit ihren zwei Dutzend Einrichtungen schon sehr verzettelt.
Kern: Da möchten wir ein Kulturentwicklungskonzept in Auftrag geben. Damit wir sehen, wo sich die Einrichtungen in fünf bis zehn Jahren sehen: wo deren Bedürfnisse und Ziele sind. In einem solchen Kontext muss man alle Fragen stellen dürfen, um wirklich ein zukunftsträchtiges Konzept zu bekommen. Was auch wieder Visionen ermöglicht. Man muss  Lust haben, Visionen zu entwickeln, wie damals beim RW 21 - was ein grandioses Haus wurde.

Fokus auf die Kultur

Wenn Sie die Bayreuther Kultur unter einem Begriff zusammenfassen müssten - wie lautete der? Vielfalt oder Fluch?
Kern: Für die Zukunft ist es wichtig, den Qualitätsgedanken in den Vordergrund zu rücken, Kultur verändert sich, die Besucherströme haben sich in den vergangenen Jahren sehr stark verändert. Nicht Quantität, sondern die Qualität ist ein wesentlicher Punkt für Erfolg. Und man muss die Frage stellen, wo das Publikum von morgen herkommen wird. Nochmals: Ich finde es phantastisch, dass man sich ein Jean-Paul-Museum leistet. Diese Verpflichtung hat man gerade in Bayreuth, ähnlich wie Weimar, das von seiner kulturellen Historie lebt.

Manchmal kann man auch sagen, dass da eher Chaos herrscht. Weil halt jeder sein Süppchen kocht. Haben Sie da schon Fortschritte gemacht?
Kern: Ein Phänomen ist es, im Vergleich zu anderen Städten, dass ein wesentlicher Teil des Kulturangebots kein originär städtisches ist, sondern von sehr vielen freien Trägern erbracht wird. Das ist außergewöhnlich. Gerade was das Theater betrifft: Da gibt es die Studiobühne, den Kulturstadl, das ist ein Phänomen, das sich über  Jahrzehnte entwickelt hat, aus welchen Gründen auch immer. Vermutlich deswegen, weil man entschieden hat, wir fördern, weil wir das Angebot toll finden. Aber irgendwann stellt man fest, dass man auf das Programm keine gestalterischen Möglichkeiten mehr hat. Aber: Welche Stadt gibt eine Million an freiwilligen Leistungen? Das ist wunderbar.

Wie lässt sich der Kulturkalender an?
Kern: Wir hatten eine Einführungsveranstaltung und nun wird zwei Jahre lang die Testphase laufen. Die Kulturschaffenden fangen jetzt an zu planen. Dass es so was gibt, ist richtig und wichtig. Überschneidungen gibt es in jeder Stadt. Umso wichtiger ist es, dass Kulturschaffende nun selbst schauen können, wer was wann macht.

Ein Hoch auf die Subkultur

Manche bemängeln das Fehlen von Subkultur in der Stadt.
Kern: Subkultur... Ja, da gehört natürlich auch  Kleinkunst dazu. Ich bin fasziniert von der Sübkültür an der Kämmereigasse. Dieser Laden ist eine phantastische Idee, die mich an Ostberlin Anfang der 90 Jahre erinnert, daran, wie sich etwas in Hinterhöfen rühren kann. Daher  bin ich auch dankbar, dass mit zwar knapper Mehrheit eine Entscheidung für das Kleine Haus der Stadthalle gefallen ist. Da gehört auch Kleinkunst hinein, nicht nur Comedy, sondern auch Jazz und viele andere Sachen, damit man das ganze Portfolio abbilden kann. 

Wie kann man studentische Kultur stärker in die Stadt bringen?
Kern: Das ist schwierig. Die Studenten sind nun einmal auf dem Campus. Dort findet die Kultur statt; aber wir führen Gespräche mit dem Studentenparlament und machen uns Gedanken. Viele Studenten hätten ja Interesse, in der Stadt Kulturangebote wahrzunehmen. Im Kulturkonzept von Professor Miosga wurden gerade diese Fragen ja auch aus Sicht der Studenten beantwortet. Mit treffenden Analysen, die sicherlich teilweise auch schmerzlich sind.

Da würde mich interessieren, was genau in dieser Analyse so schmerzlich trifft.
Kern: Das Ziel dieser Arbeit war es ja unter anderem, Stärken und Schwächen des Kulturbereichs zu eruieren. Dabei wurden die verschiedensten Themenfelder beleuchtet und festgestellt, dass es beispielweise in der Zusammenarbeit der Kulturschaffenden oder im Marketing für Kultureinrichtungen Verbesserungsbedarf gibt und insgesamt übergeordnete Entwicklungsziele für die Bayreuther Kulturpolitik fehlen. Wichtig ist mir, dass dieser Faden wieder aufgenommen wird und in Kooperation mit der Universität die fehlenden Entwicklungsziele im Rahmen eines Kulturentwicklungsplanes formuliert werden.

Ist das Iwalewahaus ein erster wichtiger Schritt der Uni hinein in die Stadt?
Kern: Das Iwalewahaus ist eine grandiose Chance für die Stadt. Ungeheuer, diese Sammlung, toll die Idee, die dahinter steht. Ich finde es spannend, in der Nähe des Weltkulturerbes des Markgräflichen Opernhauses ein solches Haus zu wissen.

Betrachten Sie doch bitte kurz die Lage der Kulturstadt Bayreuth. Und dann sagen Sie kurz, was Sie persönlich davon halten, vor so vielen viele Baustellen zu stehen.
Kern: Ich liebe Herausforderungen. Und ich habe die Erfahrung dafür. 

Bilder