Warum manche Ideen für die Stadthalle (nicht) funktionieren Stadthallen-Check: Was wäre, wenn...?

Von Andrea Pauly und Katharina Wojczenko
Bis auf die Fassade zerstört: So sah die Stadthalle bei den Umbauarbeiten in den 50er Jahren aus. Im Krieg hatten sie Brandbomben getroffen. Wenn bei der geplanten Sanierung nur die historische Fassade stehenbliebe, würde die Denkmalpflege ihr Veto einlegen. ⋌Foto: Archiv/Richard Lamme Foto: red

Je höher die geschätzte Summe für die Sanierung der Stadthalle wird, umso mehr stellt sich die Frage nach Alternativen. Auch nicht ganz ernst gemeinte Szenarien spielen dabei eine Rolle. Der Kurier hat nachgefragt: Was wäre, wenn...

 
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...die Studiobühne zum Stadttheater würde?

Ein festes Ensemble würde der Stadt zusätzliche Fördertöpfe eröffnen. Warum also nicht einfach die Studiobühne zum Stadttheater mache? Die Stadt bezuschusst das Theater sowieso schon mit 300.000 Euro pro Jahr.

Als eine „lustige Idee“ bezeichnet das die Regisseurin und Dramaturgin der Studiobühne, Birgit Franz. Aber: „Das haben wir mit der Studiobühne nie geplant." Gerade die einmalige Form des Theaters mit einer professionellen Leitung und vielen ehrenamtlichen Akteuren sei es, was die Studiobühne ausmache. „Das ist es, wofür unser Stammpublikum uns mag und schätzt.“ Und auch sie selbst sei deshalb bei der Studiobühne.

„Ich kann mir schon vorstellen, Theater in der Stadthalle zu machen. Wir können auch große Produktionen.“ Das habe die Studiobühne schon zweimal im Markgräflichen Opernhaus bewiesen. Als festes Ensemble der Stadt die Stadthalle zu bespielen, hält sie zwar für möglich, aber nicht für realistisch - denn das würde für die Stadt teuer: „Wenn wir Stadttheater-Status hätten, müssten wir alle tariflich bezahlt werden.“ Außerdem müsse das Team aus zwölf bezahlten Mitarbeitern „mindestens verdoppelt werden.“ In die Stadthalle einzuziehen, sei „zwar für die Rente nicht schlecht. Aber künstlerisch schlägt mein Herz für etwas anderes.“

Stephan Müller, Fraktionschef der Bayreuther Gemeinschaft und Mitglied im Laientheater „Kulturstadl“, spricht sich noch deutlicher gegen ein eigenes Bayreuther Ensemble aus. „Wir sind gut damit gefahren, dass wir das Theater Hof mit allen Produktionen in der Stadthalle haben“, begründet er. „Günstiger konnte Bayreuth nicht an eine Profibühne kommen.“

Das professionelle Ensemble aus Hof habe Schauspiel, Oper, Operette und Boulevardkomödien nach Bayreuth gebracht – „das waren an die 30 verschiedene Vorstellungen aus allen Sparten“. Allein in der Opernsparte ermöglichte die Zusammenarbeit mit dem Theater aus Hof Auftritte von Sängern wie Wolfgang Schmidt, der zweimal den Siegfried-Zyklus bei den Festspielen gesungen hat.

Der einzige Nachteil bisher sei die Tatsache, dass die Stücke aus Hof in der Bayreuther Stadthalle aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht genauso gespielt werden können wie im Stammhaus – die Bühnenbilder passen nicht auf die Bühne der Halle.

Zuschüsse, die dann fließen würden, seien aus seiner Sicht nicht genug, um die Kosten für Schauspieler, Techniker, Beleuchtung und Büro zu tragen.

...einfach gar nichts verändert würde?

Fällt dann den Besuchern die Decke auf den Kopf? "Es gibt keine akute Gefahr für Leib und Leben", sagt Baureferent Hans-Dieter Striedl. Bis man die Stadthalle zusperren müsse, würden noch 25 Jahre vergehen. "Wenn ich es aber genau wüsste, könnte ich als Hellseher arbeiten." Was er auch so sagen könne: Die Einschränkungen werden immer größer werden.

Bereits jetzt verlangt der Brandschutz, dass deutlich mehr Feuerwehrleute als üblich bei Veranstaltungen anwesend sind. Weil die Stadthalle keine Seitenbühne besitzt, um bei Theateraufführungen die Wechselkulissen für den zweiten Akt zu deponieren, werden diese während der Vorstellungen in Lastwagen aufbewahrt. "Diese verstellen die Zufahrt zum Neuen Schloss", sagt Striedl. "Eine Reihe von Wasserschäden" setzen dem Gemäuer zu.

Einige Bereiche, wie die Küchentechnik, funktionieren laut Striedl gar nicht mehr. Am offensichtlichsten sind die Schäden am Kleinen Haus: "Das Eck zum Hofgarten sackt weg, man sieht schon von außen Risse." Das werde eines Tages zusammenkrachen.

Die Kosten, wenn man nichts an der Stadthalle verbessert, sondern nur die Schäden behebt: immer noch 13 Millionen Euro (wir berichteten). Striedls Fazit: "Man muss dringend etwas tun."

... die Stadthalle abgerissen und durch einen Neubau ersetzt würde?

Abgesehen davon, dass es dafür keinen Stadtratsbeschluss gibt: Das wäre schwierig, aber nicht unmöglich. Was ein Neubau kosten würde - dazu gibt es keine belastbaren Angaben. Für 380.000 Euro könnte man die Stadthalle abreißen, sagt Martin Plannerer, Geschäftsleiter des gleichnamigen Abbruchunternehmens.

Dafür würde er einen Longfrontbagger verwenden, wie beim Abriss der Stadtsparkasse am Rathaus, und den Platz vor der Halle und die Straße nebenan sperren, die Tiefgarage abstützen. Dauer: sechs Wochen, "wenn keine wahnsinnigen Schadstoffe drin sind".

Soll nur die Fassade stehen bleiben, wird ein Abriss "extrem teuer", sagt Plannerer. Eine Schätzung traut er sich nicht zu, weil es auf die Statik ankomme. "Da braucht man Erkundungsbohrungen, ins Mauerwerk kann niemand reinschauen." Er geht aber von einem sechsstelligen Betrag aus.

Würde der Denkmalschutz das erlauben? "Man darf alles, wenn man das Verfahren einhält", sagt Landeskonservator Bernd Vollmar vom Landesamt für Denkmalpflege. Das ist die Fachbehörde, die  über einen Teil der Fördergelder entscheidet und die denkmalpflegerische Einschätzung liefert. Die Untere Denkmalschutzbehörde, die in der Stadtverwaltung sitzt, entscheidet, was sein geschützt werden muss. Dabei spielen nicht nur denkmalpflegerische Argumente eine Rolle, sondern auch Wirtschaftlichkeit und Zumutbarkeit.

Die Denkmalpfleger in München setzen sich bekanntermaßen für den Erhalt der Stadthalle ein. Der Erhalt der Fassade allein reicht ihnen nicht. Denn was nützt eine schöne Hülle, wenn im Inneren die Zeitschichten der verschiedenen Bauphasen zerstört sind. Fördergelder gibt es nur, wenn etwas erhalten bleibt - und nicht, wenn es durch Neues ersetzt wird, sagt Vollmar.

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