Junges Bayreuth und SPD denken über einen Stopp der Umbauplanungen nach Forderung: Stadthalle einfach abreißen

Von Frank Schmälzle
Die Fassade stehen lassen, den Rest neu bauen: Das schlagen Junges Bayreuth und die SPD für die Stadthalle vor. Foto: Archiv/Harbach Foto: red

Die Kosten für den Umbau und die Sanierung der Stadthalle sind auf über 55 Millionen Euro gestiegen. Und das zu einem Zeitpunkt, da die Planungen noch gar nicht abgeschlossen, die Baukostensteigerungen nicht kalkuliert sind. Ziehen die Stadträte jetzt die Notbremse? Zwei Fraktionen fordern den Planungsstopp. Und ein Nachdenken ohne Schere im Kopf. Auch über einen Abriss der Stadthalle und einen Neubau. Die Stadthalle ist am MIttwoch erneut Thema im Stadtrat.

 
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Iris Jahn spricht von einer "verfahrenen Situation". 55 Millionen Euro für die Stadthalle, wahrscheinlich noch mehr. "Das ist ein zu großer Batzen, den wir kommenden Generationen hinterlassen würden", sagt die Fraktionsvorsitzende des Jungen Bayreuth. Weil die Stadt für die Stadthalle neue Schulden machen müsste. Zugleich sagt Iris Jahn aber auch: Was Architekt Thomas Knerer und Bühnenplaner Walter Kottke für die Stadthalle erdacht haben, "ist klasse. Ein wirklich gutes Konzept, an dem man nichts streichen kann. Sonst funktioniert es nicht."  Ein gutes Konzept, aber zu teuer - das ist das Dilemma. Jahn will jetzt eine mutige Entscheidung: "So kommen wir mit dem Projekt Stadthalle nicht weiter. Wir brauchen einen Schnitt und müssen neu nachdenken." Warum nicht die Stadthalle abreißen und neu bauen? Auch das würde zu einem guten Ergebnis für die Stadthalle führen. Und zu akzeptablen Kosten.

Die Stadthalle muss nicht komplett verschwinden

Die SPD-Fraktion hat für diesen Vorschlag Sympathien. Abriss muss nicht heißen, dass die Stadthalle komplett aus dem Stadtbild verschwindet. Man kann die Fassade und die historisch wertvollen Mauern stehen lassen, sagt Fraktionsvorsitzender Thomas Bauske. Und dahinter und darunter Neues schaffen. Das RW 21 habe es vorgemacht. Denn für Bauske ist klar: Die derzeit kalkulierten 55 Millionen Euro werden nicht reichen. "Wir erleben gerade, dass sich die Kosten ständig nur in eine Richtung entwickeln." Nach oben. Das beobachtete seine Fraktion mit wachsender Sorge. Und irgendetwas passiert immer noch obendrein, wenn man ein altes Gebäude saniert. "Wir können nicht  jede Preissteigerung abnicken." Bauske ewartet, dass sich Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe erklärt: "Sie muss sagen, wo ihre Schmerzgrenze liegt." Vor Beginn aller Planungen hatte der Stadtrat eine solche Schmerzgrenze für sich definiert. Die lag bei 30 Millionen Euro.

Das sagen die Bayreuther zu den Stadthallen-Plänen:

Hacker (FDP) warnt vor der Schuldenfalle

Stimmt, sagt auch Thomas Hacker. So geht es nicht weiter. Der Fraktionsvorsitzende der FDP/DU rechnet vor: Wenn die Stadthalle über 60 Millionen Euro kosten wird und die Stadt nach aktuellem Stand gerade einmal acht Millionen Euro Zuschuss bekommt, bleibt sie auf 52 Millionen sitzen. "Das ist mit einem einzigen Projekt fast die Hälfte dessen, was die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg an Schulden aufgehäuft hat." Hacker spricht nicht von Abriss und Neubau. Wohl aber von Einsparungen. Alles, was nicht der Kultur in der Stadthalle zu gute kommt, müsse auf den Prüfstand. Einer Kostensteigerung wird Hackers Fraktion heute im Stadtrat nicht zustimmen.

Die Grünen haben Vorbehalte

Wenn es heute im Stadtrat darum geht,  Architekten und Bühnen-Spezialisten den Auftrag zum Weiterplanen zu geben, wollen die Grünen und Unabhängigen zustimmen. "Allerdings unter Vorbehalt", sagt Stefan Schlags. Anders als FDP-Mann Hacker, der die Stadthalle als Kulturort sieht, will Schlags eine Stadthalle, die mehr kann. "Das Konzept der Multifunktionalität ist bislang nicht zu Ende gedacht." Seminare, Tagungen und Veranstaltungen würden Geld in die Kasse bringen.  "Wir müssen alles tun, was nach der Sanierung die Auslastung der Halle stützt und dazu führt, dass Kostendeckungsbeiträge eingespielt werden." Kultur-Veranstaltungen sind das nicht.

Ein Video-Kommentar zum Thema Stadthalle:

BG und CSU sagen: "Wir müssen da durch"

"Wir müssen da durch." Das ist die gemeinsame Position von CSU und BG. BG-Fraktionschef Stephan Müller sagt: Die Stadt wird für die Stadthalle neue Schulden machen müssen. "Aber die teilen wir auf vier Haushaltsjahre auf. Und schaffen ein Projekt für die nächsten 50 Jahre." Und Stefan Specht (CSU) sagt: Es ist ja noch garnicht raus, wie viel Schulden die Stadt tatsächlich aufnehmen muss. Acht Millionen Euro an Zuschüssen kann nicht das letzte Wort sein. "Da muss noch nachgearbeitet werden." Und: Die Verwaltung schiebt eine Bugwelle nicht verbrauchter Investitionsmittel vor sich her. Auch da ist Spielraum. Dass die Stadt nicht komplett um neue Schulden herumkommen wird, weiß auch Specht. "Aber das wäre intelligente Schulden. Und solche Schulden bringen eine Stadt voran."

Das Junge Bayreuth, die SPD und die FDP/DU bringen es auf 17 Stadtratsmandate. Wenn auch die Grünen mit fünf Sitzen nur unter Vorbehalt zustimmen, ist exakt die Hälfte der Stadträte mit dem Projekt Stadthalle zumindest nicht zufrieden.

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