Grafenwöhr profitiert von Krieg und Krisen

Von Andrea Pauly
 Foto: red

"Es klingt makaber und ist grundtraurig, aber es stimmt", sagt Klaus Lehl, Betriebsratsvorsitzender der Zivilangestellten am Truppenübungsplatz: Krieg ist gut für die Standorte Grafenwöhr und Vilseck. Je friedlicher die Lage in der Welt, desto mehr Sorgen macht er sich um die zivilen Mitarbeiter.

 
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Krieg und Frieden auf der Welt haben sich schon in der Vergangenheit spürbar auf den US-Army-Standort in der Oberpfalz ausgewirkt. Nach dem Kalten Krieg hatten die USA die Zahl der in Deutschland stationierten Soldaten von 300 000 auf 30 000 reduziert, Dadurch gab es weniger Truppen und weniger Übungen, beschreibt Pressesprecher Franz Zeilmann die Auswirkungen auf Grafenwöhr." Und auf dem Platz gab es weniger, das instand gesetzt werden musste." Das bedeutete: Weniger Arbeit für die zivilen Angestellten.

Alles, was die Soldaten nicht tun

In Grafenwöhr und Vilseck kümmern sich aktuell 2000 Zivilisten um alles, was die Soldaten nicht selbst machen: Sie bauen, betreuen oder verwalten Quartiere, Straßen und technische Anlagen, Wasser und Abwasser, Küchen, Kindergärten, Freizeitangebote und Bibliotheken.

Den Abzug der US-Einheiten hat eine andere Entwicklung im Lauf der Jahre teilweise ausgeglichen: Grafenwöhr entwickelte sich zu einem multinationalen Truppenübungsplatz, der größte in ganz Europa. Mittlerweile bereiten sich dort nicht nur US-Amerikaner auf den Ernstfall vor, sondern auch die Bundeswehr sowie Einheiten anderer europäischer Armeen, beispielsweise aus England oder den Niederlanden. Auch die Nato schickt ihre Truppen zur Vorbereitung in die Oberpfalz. "Dadurch ist was los auf dem Platz und es ist Arbeit für die Leute da", sagt Zeilmann. Insgesamt sei die Zahl der Soldaten in den vergangenen Jahren "ziemlich konstant" geblieben. Das liegt auch an Standort-Schließungen der US-Army andernorts: Nicht alle aufgelösten Truppen kehrten in ihre Heimat zurück, einige wurden in die Oberpfalz verlegt, beispielsweise aus Schweinfurt und Bamberg.

Grafenwöhr als Drehscheibe

Vor vier Jahren war Klaus Lehl, Vorsitzender des Betriebsrats der Zivilangestellten in Grafenwöhr,  trotzdem sehr beunruhigt. Damals kündigte die US-Regierung eine Konzentration auf den pazifischen und asiatischen Raum an und zog zwei Panzerbrigaden aus Deutschland ab. "Damit kam die sinkende Auslastung." Das änderte sich vor etwa einem Jahr mit der Ankündigung des US-Präsidenten Barack Obama, den Einsatz der Army in Afghanistan zu verlängern. Mit der Ukraine-Krise stieg die Auslastung des Truppenübungsplatzes in Grafenwöhr wieder spürbar an. "Beides macht Grafenwöhr zur Drehscheibe für die Truppen aus den USA und anderen Nato-Ländern", sagt Lehl. Die USA senden seither wieder vermehrt Einheiten zum Training nach Deutschland.

Stellenabbau auf Eis

Damit lag der 2014 angekündigte Stellenabbau auf Eis. Eigentlich sollten 72 Stellen gestrichen werden. "Seitdem habe ich nichts mehr gehört", sagt Lehl. Im Moment sieht er die Lage deshalb "eher entspannt und relaxed." Neben der Lage in Afghanistan und der Ukraine sei der für die Amerikaner derzeit positive Umrechnungsfaktor von Dollar in Euro ein Grund dafür.

Verändert haben sich im Lauf der Jahre auch die Übungen selbst. "Die Zeiten ändern sich", sagt Klaus Zeilmann. "Viele Übungen finden heute auf Simulatoren statt."

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