Anwohner schockiert -- Rutzenhöfer: Es geht nicht um die Zahl der Gegner und Befürworter Brauerei will Rosenau wieder aufbauen

Von Thorsten Gütling
Die Rosenau, oder was von ihr übrig blieb, fünf Wochen nach dem verheerenden Brand. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Bayreuther Bierbrauerei will die abgebrannte Rosenau wieder aufbauen. Das bestätigt Peter Rutzenhöfer, der Vorstand der Brauerei, auf Kurier-Nachfrage. Die Nachbarn reagieren schockiert.

 
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Derzeit werde der Bauschutt abgefahren und entsorgt, der auf zahlreichen städtischen Parkplätzen gelagert und untersucht wurde. Noch in diesem Jahr soll der Rückbau der beschädigten und nicht mehr erhaltenswerten Gebäudeteile stattfinden. Die Fassade soll nach Möglichkeit stehen bleiben. Wann mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann, hänge von den Auflagen und Genehmigungen der Behörden ab, so Rutzenhöfer.

Nachbarn reagieren geschockt

Die Nachbarn der Rosenau reagieren geschockt auf die Pläne der Brauerei. Etwa 20 Hauseigentümer haben bislang auf einer Liste gegen den Wiederaufbau unterschrieben. Darunter Peter Wiegner, der unmittelbar neben dem Saalbau eine Gaststätte betreibt. Seit fünf Wochen ist sein Laden jetzt schon geschlossen. Unter anderem weil Löschwasser in den Marmorboden gesickert sei und die Fußbodenheizung zerstört habe. Den Schaden beziffert er auf bis zu 150.000 Euro. Von der Brandversicherung sei bis heute kein Cent geflossen, sagt Wiegner, während er Gehälter und Fixkosten weiter bezahlen müsse. Und Wiegner klagt: „Obwohl ich auch Kunde der Brauerei bin, hat mich nie jemand gefragt, wie es mir geht und ob wir klar kommen.“ Dazu komme: Regne es auf den verrußten Bauschutt und scheine danach die Sonne darauf, entstehe ein übelriechender Dampf, der ihn dazu zwinge, auch fünf Wochen nach dem Brand alle Fenster zu schließen.

Urinflecken und Schnapsflaschen

Gegenüber der Rosenau ist Tischler Andreas Pimpl zuhause. Auch er will einen Wiederaufbau der Rosi verhindern. Er sagt, er, seine Eltern und Tanten hätten schon vor 20 Jahren Unterschriften gegen die Diskothek gesammelt. Weil Schnapsflaschen in seinen Hecken herum gelegen und große Urinflecken den Gehsteig vor seinem Einfahrtstor geziert hätten. Geschehen sei seitdem nichts, außer dass ein Nachtfahrverbot verhängt wurde, das nicht überwacht werde und an das sich niemand halte.

Hoffen auf viele Auflagen

Martina Groh-Walter ist die Betreiberin des Hotels Lohmühle. Sie will jetzt das Gespräch mit Brauereichef Jeff Maisel suchen. Und sie hofft darauf, dass die Stadt der Brauerei im Falle eines Wiederaufbaus der Rosenau hohe Auflagen macht. "Auch in einem Kerngebiet haben Anwohner ein Recht auf Ruhe in der Nacht", sagt sie. Seitens der Stadt heißt es auf Nachfrage: Es existiere eine verbindlicher Bebauungsplan, den nur eine Mehrheit im Stadtrat ändern könne. Und dieser Plan sehe alle Formen von Vergnügungsstätten zu. Fragen zu Fluchtwegen, Parkplätzen, Brand- und Schallschutz könnten erst geprüft werden, wenn konkrete Pläne für einen Neubau vorlägen.

Hoffen auf die Nachbarn

Schräg gegenüber der Rosenau hat auch Raumausstatterin Birgit Fuchs ihren Laden. Sie sagt: "Ich hoffe, dass jetzt alle Nachbarn mitziehen und aktiv werden." Auch wenn sich das Vorhaben vielleicht nicht mehr stoppen lasse, gelte es zu zeigen, dass man sich nicht einschüchtern lasse. Allenvoran der frühere Rosenau-Betreiber Michael "Magoo" Heartel hatte im Internet behauptet, dass Lohmühle-Betreiberin Groh-Walter in der Rosenau nur einen Schuldigen für ihr eigenes Missmanagement suche, während sie durch Übungsstunden am Schlagzeug selbst die Nachbarschaft tyrannisiere. Haertel bezeichnete Groh-Walter als "Totengräber der Stadt", ruderte später aber zurück. Von einer anzeige gegen Haertel sag Groh-Walter ab. Raumausstatterin Fuchs sagt, Haertel habe sein Ziel erreicht: "Wegen solcher geschäftsschädigender Aussagen, traut sich hier bald keiner mehr etwas sagen."

500 Unterschriften für den Wiederaufbau

Es gibt aber nicht nur Gegner eines Wiederaufbaus. Eine Petition für eine neue Rosenau haben bislang fast 500 Menschen unterschrieben. Auch eine Umfrage unter den Fraktionsvorsitzenden im Bayreuther Stadtrat hatte vor vier Wochen einen breiten Rückhalt für einen Wiederaufbau der Rosenau ergeben. Brauereivorstand Rutzenhöfer sagt: Die Entscheidung, die Rosenau wieder aufzubauen, hinge aber nicht von der Anzahl der Fürsprecher oder Gegner ab. Sondern: "Mit der Rosenau verbinden alle Bayreuther schöne Jungenderinnerungen und gute Zeiten. Sie gehört seit Generationen zum Nachtleben unserer Stadt."

Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Der Grund für den Brand ist immer noch nicht offiziell bestätigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung. Ob sich ein Pyrotechniker, der am 11. Mai in der Rosenau ein Feuerwerk testen wollte, vor Gericht verantworten muss, ist noch unklar.

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