Anwohner fordern: "Bitte keine neue Rosi!"

Von Thorsten Gütling
Will keine neue Rosenau: Martina Groh-Walter. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eine Woche ist es her, da brannte die Rosenau bis auf die Grundmauern nieder. Jetzt machen die Nachbarn mobil und fordern: „Bitte baut die Disko nicht wieder auf.“ Dabei wäre das durchaus möglich.

 
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Wie es mit dem Areal weitergeht, dazu will sich die Bayreuther Bierbrauerei AG, der die Rosenau gehört, noch nicht äußern. „Wir wollen erst einmal die Schuldfrage klären und schauen, wer für den Schaden aufkommt“, sagt Eva Ploß, die Sprecherin der Brauerei Gebrüder Maisel. Überlegungen, wonach an exponierter Stelle in der Innenstadt künftig etwas anderes als eine Diskothek entstehen könnte, gebe es noch nicht. „Die Steine sind ja noch nicht einmal richtig kalt“, sagt Ploß.

Wiederaufbau? Rechtlich kein Problem

Grundsätzlich stünde einem Wiederaufbau der Rosenau nichts im Wege, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Seit dem Jahr 1970 gebe es einen rechtsverbindlichen Bebauungsplan, wonach auf dem Areal der Rosenau alle Formen von Vergnügungsstätten zulässig seien. Auch eine neue Diskothek. Für den Fall, dass der Stadtrat eine andere Nutzung wünsche, müsste der Plan geändert werden. Dann müssten aber auch die Interessen der Brauerei und der Anwohner abgewogen werden.

Letztere machen eine Woche nach dem Brand mobil. Martina Groh-Walter (43) ist die Geschäftsführerin des Hotels Lohmühle. In der Badstraße hat sie Unterschriften von Hauseigentümern gegen einen Wiederaufbau der Rosenau gesammelt. Etwa zehn Eigentümer hätten bislang unterschrieben. Warum? Weil die Rosenau für die Anwohner seit zwanzig Jahren eine massive Belastung darstelle.

Früher war mehr Anstand

Schon ihre Eltern hätten in der Rosenau getanzt, sagt Groh-Walter, aber damals noch zwischen 17 und 23 Uhr. Und auf der Straße habe man sich früher anstandshalber ruhig verhalten. Seit Mitte der 90er Jahre aus unregelmäßigen Tanzveranstaltungen regelmäßige Schüler- und Studentenpartys wurden, sei das anders: Wummernde Bässe dröhnten aus davonfahrenden Autos, obwohl seit einigen Jahren ein nächtliches Fahrverbot in der Badstraße gelte. Dazu kämen Besucher, die sich auf der Straße nicht in normaler Lautstärke unterhalten könnten, ganz abgesehen von jeder Menge Scherben auf der Straße, Schnapsflaschen in den Hecken und Erbrochenem auf dem Gehsteig.

Ladenbesitzer in der Badstraße hätten Angst um ihre Schaufenster, sagt Groh-Walter und sie selbst um die Pfoten ihres Hundes. Die Anwohner hätten sich im Laufe der Jahre Tore an ihre Grundstückseinfahrten gebaut. Um zu verhindern, dass betrunkene Partygänger sich auf den Hinterhöfen im Beischlaf übten. Alles in allem, sagt die Geschäftsführerin der Lohmühle, sei das Verhalten der Besucher für ihren Übernachtungsbetrieb geschäftsschädigend. „Sie glauben gar nicht, wie oft ich Gästen einen Preisnachlass gewähren musste.“

Groh-Walter: Besser Wohnungen statt Disko

Die Unterschriften der Anwohner will sie jetzt im Rathaus abgeben. In der Hoffnung, der Stadtrat möge das Mischgebiet, das direkt an dem Radweg hinter der Rosenau beginnt, auf das Areal der abgebrannten Diskothek auszuweiten. Der Baunutzungsverordnung zufolge wären dann „Gewerbebetriebe, die das Wohnen wesentlich stören“, verboten. Geht es nach Groh-Walter, sollen an Stelle der Rosenau dann Wohnungen entstehen, vielleicht sogar verbunden mit einem Raum für unregelmäßige Veranstaltungen. „Gegen Events wie das Kneipenfestival hat ja niemand etwas“, sagt die 43-Jährige, die einen anderen Platz zum Neubau einer Diskothek in der Stadt vorschlägt: das Gelände der ehemaligen Gießerei Burkhardt an der Justus-Liebig-Straße.

Merk-Erbe: Besser Respekt und Toleranz

An Spekulationen über alternative Standorte will sich Oberbürgermeisterin Merk-Erbe nicht beteiligen. Es müsse abgewartet werden, ob die Brauerei die Rosenau wieder aufbauen wolle. Merk-Erbe sagt aber auch, dass die Stadt für junge Leute attraktiv bleiben müsse. Umso mehr, weil die Zahl der Studenten stetig steige. Zur Unterschriftenaktion sagt die Oberbürgermeisterin: „Die unterschiedlichen Interessen führen in allen Städten zu Konflikten. Meiner Meinung nach lassen sich diese am besten bei gegenseitigem Respekt und Toleranz lösen.“

Das sagen die Chefs der Fraktionen im Stadtrat:

Stefan Specht (CSU): „Wir sollten erstmal abwarten, was von der Rosi noch zu retten ist. Grundsätzlich fände ich es positiv, wenn dort wieder etwas für Schüler und Studenten entstehen könnte. Die alten Probleme würden mich nicht davon abhalten, dort etwas neues zu planen. aber wird sollten uns nichts vormachen: Die alte Rosenau hatte einen Charme, der nicht wieder hergestellt werden kann. Bleibt die Frage, ob eine neue Rosi wieder so gut angenommen würde.“

Stephan Müller (BG): „Nach den derzeitigen planungsrechtlichen Vorschriften ist der Betrieb einer Diskothek weiter möglich und es stellt sich die Frage, ob man dem Betreiber nach diesem Unglücksfall einen Wiederaufbau verwehren sollte. Klar ist aber auch, dass bei einem Neubau die aktuellen Vorschriften, wie beispielsweise Brand- und Lärmschutz zur Anwendung kommen. Es gibt ein berechtigtes Interesse der Anwohner auf Ruhe aber ein genauso berechtigtes Interesse nach einer lebhaften Innenstadt auch in den Abendstunden.“

Thomas Bauske (SPD): „Ich verstehe die Anwohner, weil in der Rosi zuletzt deutlich mehr Betrieb war als noch zu meiner Zeit. Wir brauchen eine Feierlocation in Bayreuth, die Frage ist nur wo. Vielleicht wäre eine Kombination denkbar: Ein Haus, in dem Studenten wohnen und unten Platz zum Feiern ist. An der Unterschriftenaktion hat mich überrascht, dass sie so schnell kam. Wir schwelgen doch noch alle in Erinnerungen an die Rosi.“

Sabine Steininger (Grüne): „An einen Wiederaufbau habe ich bislang nicht gedacht. Wir sollten akzeptieren, dass die Rosenau nicht mehr ist. Es ist fraglich, ob eine neue Rosi jemals wieder so wird, wie die alte war. Ich glaube eher, die Schüler und Studenten werden sich zum Feiern auf andere Lokale in der Stadt verteilen.“

Thomas Hacker (FDP): „Die Rosi wieder aufbauen? Das Herz sagt ja. Aber ich habe Verständnis für die Anwohner. Zwischen deren Erholungsbedarf und dem Feierbedürfnis der jungen Menschen gab es schon immer einen Konflikt. So ein hochattraktives Gelände in der Innenstadt könnte bestimmt auch zu einem guten Preis veräußert werden. Der Brauereichef Jeff Maisel ist aber in vielen Belangen Idealist.“

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