Rosenau: Die Lücke im Nachtleben

Von Christina Holzinger und
Da ging es ab: Beim 20. Bayreuther Kneipenfestival rockte die Gruppe Vierkanttretlager die Rosenau. Die Veranstalter in der Region bedauern den Wegfall eines wichtigen Veranstaltungsortes in Bayreuth. Foto: Archiv/Peter Kolb Foto: red

Ohne Rosi nix mehr los? Tatsächlich wissen die wichtigsten Veranstalter aus der Region nicht so genau, wo sie ihre Partys starten, wenn es keine Rosenau mehr gibt. „Sie hinterlässt eine große Lücke, die nicht zu schließen ist“, sagt Matthias Mayer, der mit seiner Agentur Motion das Bayreuther Kneipenfestival organisiert. Die Rosenau war seit 1993 fester Bestandteil des größten Kneipenfestivals Frankens.

 
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Tag vier nach dem Brand herrscht Fasssungs- und Ratlosigkeit bei den Veranstaltern. Danny Ray Jenkins ist „schockiert“. Gerade in dem Moment, als er am Donnerstag mit dem US-amerikanischen Rapper Turbo B in Bayreuth angekommen war, klingelte sein Handy. Ein Freund erzählte ihm vom Brand in der Rosenau. „Wir waren alle natürlich schockiert und konnten es nicht wahrhaben“, sagt er. Doch mit einem Mal wurde ihm klar: Die Rosenau ist weg. Und für die geplante 90er Jahre Party am Freitag musste ein neuer Veranstaltungsort gefunden werden.

Wenige Stunden vor dem Feuer war noch Soundcheck mit Turbo B

Wenige Stunden vor dem Brand war Jenkins für einen Soundcheck dort. „Norbert Dünkel war vollkommen hingerissen, dass Turbo B Snap zu ihm in die Rosenau kommt“, sagt Jenkins. Der Grund für den Brand ist für ihn nicht nachvollziehbar: Zu dem Zeitpunkt, als er in der Rosenau war, „war keine Rede von Pyrotechnik“.

Jenkins überwältigt von der Solidarität

Überwältigend war für Jenkins „die Welle an Solidarität“, die ihn nach dem Brand erreichte. „Ich hatte kaum den Anruf bekommen, dass die Rosenau abgebrannt ist, erreichten mich Nachrichten aus ganz Bayreuth“, sagt er. Selbst der pensionierte Pfarrer Hans-Helmut Bayer habe ihn angerufen, um ihm seine Solidarität zuzusichern. Schlussendlich entschied sich Jenkins, die Veranstaltung in den Herzogkeller zu verlegen. Trotzdem machte er sich große Sorgen um Norbert Dünkel, der noch versucht hatte, das Feuer mit Feuerlöschern zu bekämpfen.

Gemeinsam Leiden auf dem Parkplatz

Für Philipp Egger war der Brand der Rosenau ein trauriger Schlusspunkt: Er war der letzte, der eine Veranstaltung in der Rosenau veranstaltet hatte. Schon wenige Minuten, nachdem die Feuerwehr alarmiert worden war, erfuhr der Veranstalter Egger von dem Brand. „Ich habe sofort versucht, meinen Veranstalter vor Ort zu erreichen und bin dann direkt hingefahren“, sagt Egger. Da er sehr engen Kontakt zu den Mitarbeitern im Büro hatte, litt er mit ihnen, als sie gemeinsam vor dem brennenden Gebäude standen. Während der Löscharbeiten weinte Sonja Hofmann, die für die Verwaltung der Rosenau sorgte, immer wieder, und schaute traurig in Richtung des Brandorts. „Für mich war Sonja Hofmann immer die gute Seele der Rosenau und sie da zu sehen, wie ihre Existenz in Flammen aufgeht, war wirklich heftig“, sagt der Egger. Es habe ihn keine Ruhe gelassen: Er sei am Donnerstagabend noch mehrfach in die Badstraße gefahren.

"An der Rosenau hängt wirklich einiges"

Seine Alternativ-Rock Veranstaltung „Second Rage“ war die letzte große Party in der Rosenau. Etwa acht Jahre lang war die Veranstaltungsreihe ein fester Bestandteil der Partyszene. „In der Rosenau ging es nicht um finanzielle Aspekte, deswegen waren auch viele Randveranstaltungen aus dem Bereich Gothic und Metal nur da möglich“, sagt Egger. Auch wenn die Zukunft der Rosenau weiterhin in der Schwebe ist, hofft er, dass sie wieder aufgebaut wird: „An der Rosenau hängt wirklich einiges.“

"Wie wenn ein guter Freund stirbt"

Mit einem Satz beschreibt Michael Jobst von TC Promotion, der bei vielen Veranstaltungen in der Rosenau für Licht und Ton gesorgt hat, seine Empfindungen, als er vom Brand gehört hatte: „Das ist, wie wenn ein guter Freund stirbt.“ Glücklicherweise habe er zum Zeitpunkt des Brandes kein Equipment in der Rosenau stehen gehabt.

Rauchschwaden in der Innenstadt

Noch bevor Olaf Karchs von „Deuxième Etages“ von dem Brand gehört hat, sah er die Rauchschwaden in der Innenstadt. „Ich arbeite in der Karl-Marx-Straße, von da hat man den Brand gesehen“, sagt er. Seine erste Reaktion: ungläubiges Staunen. „Zu dem Zeitpunkt wusste ich ja auch noch nicht, was passiert ist, wie schlimm der Brand wirklich ist und ob jemand verletzt wurde“, sagt Karchs.

Auf seinen Veranstaltungen traf sich die schwarze Szene. „Wir werden so schnell keinen geeigneten Ausweichort finden, weshalb mindestens die nächste, sicher aber auch die übernächste Veranstaltung ausfallen wird.“ Mit den Jahren ist zwischen Karchs und den Betreibern der Rosenau eine freundschaftliche Beziehung entstanden. „Wir sind eher zufällig in der Rosenau gelandet, waren aber immer sehr zufrieden, weshalb wir natürlich alle hoffen, dass die Rosenau wieder aufmacht.“

Rosenau war einer der wichtigsten Veranstaltungsorte

Seit den 90er Jahre veranstaltet Matthias Mayer Partys und Konzerte in der Rosenau. „Gerade beim Kneipenfestival war die Rosenau der wichtigste Veranstaltungsort“, sagt er. Doch nicht nur aus diesem Grund war er schockiert, als er vom Brand erfahren hat. „Das kam einfach völlig unerwartet.“ Häufig habe er miterlebt, dass Veranstaltungsorte schließen mussten, aber nie, dass einer abgebrannt ist. „Ich hatte natürlich auch Angst, ob Bekannte verletzt sind“, sagt er. Jetzt gebe es „eine große Lücke in der Partyszene Bayreuths, die wohl nichts schließen kann“.

Ausweichort für eines der großen Konzerte beim Kneipenfestival gesucht

Auch Mathias Mayer muss jetzt suchen: Die Bands für das Kneipenfestival werden gerade gebucht, auch für die Rosenau hatte man entsprechende Bands im Blick. Was jetzt fehlt, ist der Raum – eine von mehr als 20 Kneipenbühnen, die am 21. Oktober beim Jubiläumsfestival bespielt werden. Aber eben ein wichtiger Raum, der mit der Rosenau fehlt: „Wir haben natürlich noch genug Zeit, aber so einen wirklichen Ersatz wird es nicht geben“, sagt Mayer.

Plünderer wollen sich Alkohol holen

Die Brandruine der Rosenau hat in der Nacht zum Samstag mehrere dunkle Gestalten angelockt, die das Alkohollager der ausgebrannten Diskothek plündern wollten. Wie die Polizeiinspektion Bayreuth-Stadt am Sonntag mitteilt, hatten sich mehrere Personen Zugang zur Brandruine der Rosenau verschafft und einige Flaschen Alkohol aus dem Lager geklaut.

Wie ein Sprecher der Bayreuther Polizei am Sonntag auf Nachfrage sagt, hätten Zeugen gegen Mitternacht die Polizei alarmiert und mitgeteilt, dass sich mehrere Menschen in dem ausgebrannten Gebäude herumtreiben würden. Die Polizei stellte eine Gruppe von 20 Leuten an der ausgebrannten Diskothek fest. Wie sich herausstellte, hatten sich die mutmaßlichen Plünderer über den Radweg Zugang zu der an sich weiträumig abgesperrten Ruine verschafft und sich ins Alkohollager der Rosenau begeben. Nach Informationen unserer Zeitung sollen sie das Lager aufgebrochen haben, um an den Alkohol zu kommen. In dem Raum nahmen sie mehrere Flaschen Alkohol an sich. Die Polizei kontrollierte mehrere Personen im Umfeld der Rosenau und stellte verschiedene, angerußte Flaschen sicher. Die Menge der gestohlenen Flaschen ist nicht bekannt.

Brandruine ist versiegelt

Wie die Polizei mitteilt, wurde die Brandruine nach dem verheerenden Feuer am Freitag als Tatort versiegelt und darf nicht durch Unberechtigte betreten werden. Da die Tatverdächtigen diesen versiegelten Tatort betreten und Gegenstände daraus gestohlen haben, übernimmt die Kriminalpolizei Bayreuth die weiteren Ermittlungen. Es werde wegen eines besonders schweren Fall des Diebstahls ermittelt.

Hier finden Sie Hintergründe, Fotos und Videos zum Brand der Rosenau

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