Rosenau: Brandursache Knallkörper

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Brandruine der Rosenau. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Norbert Dünkel (57) hat auf seinem Handy ein Foto, es ist wohl das letzte, das die Rosenau so zeigt, wie sie alle kannten. Es zeigt den VIP-Raum, den der Chef der Disco mit seinen Mitarbeitern für die Glücksfee des Abends hergerichtet hatte. Irgendwelche Dekosachen auf den Tischen, der Husky Lui sitzt auf der Couch. Am Abend heißt es "Rositag", mit "Partymaschinen auf volle Wummskraft", die Gäste sollten nur eins mitbringen, "beste Feierlaune". Doch dann kam alles anders - wegen ein bisschen Pyrotechnik.

 
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Dafür hatten sich die Veranstalter einen Hauch von Show ausgedacht. Am Lenker sollte eine kleine Rakete angebracht werden. Diese Feuerwerkskörper dienen als Eisfontänen beim Geburtstag, oder wenn der Kuchen reingetragen wird, oder wenn in der Disco eine große Sektflasche an den Tisch kommt. Ein "Indoor-Bühnen-Effekt", sagt Volker Beermann (52), der einst den Vorsitz im Aufsichtsrat der Rosenau Events AG hatte, jetzt nur noch deren Anwalt ist. Mit dem Brandschutz hätten es die Betreiber, sagt Beermann, sehr genau genommen. Vor drei Wochen habe es eine Begehung gegeben. Alle Auflagen seien erfüllt gewesen.

Rauch, viel Rauch

Deshalb hätten sie auch einen "ausgewiesenen Fachmann" für die Effekte an diesem Abend bestellt. Und der hatte noch einen anderen Vorschlag. Einen noch kleineren Knallkörper, zylinderförmig, auch dieser für den Gebrauch im Inneren von Häusern erlaubt. Nur etwa kniehoch sollte das Geschoss hochgehen, bis dahin ein bisschen zischen und funken - und aus. Der Fachmann zündete es aus der Ferne, drückte einen Knopf. "Es gab einen kleinen Puffer", sagt Dünkel, der irgendwie merkte, dass etwas nicht gestimmt hat. "Vielleicht war das Geschoss kaputt."

Nach einer "Schrecksekunde" habe er nach oben geschaut, in Richtung der Lüftung. Und er sah Rauch, viel Rauch. Und gleich danach schlugen Flammen hinterher. Dann ging alles ganz schnell. Sie waren zu dritt im Tanzsaal. Plötzlich ist eine Leiter da, Dünkel steigt drauf. "Ruft die Feuerwehr." Zehn große Feuerlöscher stehen in der Rosi. Einen nach dem anderen verschießt Dünkel.

Polizei holt die Mitarbeiter aus der brennenden Rosi

Die Leute aus der Bar "Kater" nebenan, die erst eine Woche aufhaben, merken den Rauch. Auch sie bringen Feuerlöscher, zum Schluss sogar Wasser. "Alles ging ganz schnell." Aber es "war ganz viel Rauch in kurzer Zeit". Immer wieder gelingt es Dünkel, das Feuer ein wenig einzudämmen, er hat Hoffnung. Doch irgendwann merkt er, dass der Kampf gegen das Feuer aussichtslos ist. "Keine Chance." In der Praxis im Haus nebenan hat inzwischen auch jemand die Feuerwehr gerufen. Irgendwer ruft nur noch: "Raus, raus, raus!"

Die Polizei warf die hilflosen und ermatteten Mitarbeiter aus dem brennenden Gebäude. Dünkel und der Pyrotechniker mussten ins Krankenhaus, der Hund Lui noch schnell aus dem Biergarten geholt werden. Auch er ist einen Tag danach immer noch verstört.

Der Pyrotechniker möchte sich nicht zu dem Vorfall äußern. Er sagt nur, dass so etwas noch nie passiert sei.

"Wir werden alles tun, dass die Legende Rosi weiterlebt."

Wird es die "Rosi" wieder geben? "Das liegt momentan nicht in unserer Hand", sagt Dünkel. Der Besitzer des Gebäudes, die Brauerei Maisel, habe angedeutet, bei der Suche nach "alternativen Standorten" behilflich zu sein. Dünkel weiß, dass die Disco auf einem lukrativen Gelände in der Innenstadt steht. Und dass sich dort Wohnungen gut bezahlt machen. Und dass die Nachbarn noch nie richtig begeistert davon waren, wenn die Partymaschinen auf voller Wummskraft liefen.

"Wir werden alles tun, dass die Legende Rosi weiterlebt", sagt Dünkels Frau Mareike, "zusichern können wir es nicht." Ob die Stadt Bayreuth dort wieder eine Disco erlaubt? Ob die Abstandsflächen zum Nebengebäude und die Schallschutzwerte viel strenger werden? Es werde anders werden, aber "es ist nicht komplett beerdigt", sagt Beerman. "Wir versuchen den Geist der Rosenau wieder aufleben zu lassen", sagt Dünkel. Das braucht Zeit - und Geld. Der Schaden liegt nur beim Gebäude bei etwa 1,5 Millionen Euro.

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