Jeffrey Hopes ist heute 38, Koch mit eigenem Restaurant. Aber der Partyhengst steckt immer noch in ihm. Wenn er ihn rauslässt, treibt er sich durch die Clubs, tanzt die Nacht hindurch und kommt erst morgens um halb Acht Uhr nach Hause. Die längste Partynacht seines Lebens hat er in der Rosenau verbracht.
Einmal die Woche musste es sein – einmal die Woche gingen sie zur Rosi. „Mindestens einmal.“ Zwischen 1998 und 2002 war die Rosi ihre Tanzfläche, ihre Bar, ihr Wohnzimmer, manchmal auch der Ort, an dem sie aufwachten. „Da kennst du jeden, jeden Türsteher, jeden hinter der Bar, auch wenn dir das nix gebracht hat, denn umsonst gab es nix in der Rosi.“
Jeffrey Hopes wurde 1978 in Bayreuth geboren, ging zur Schule, trieb sich mit Kumpels durch die nächtlichen Gassen, tanzte in den Diskos der Stadt – „denn entweder du tanzt oder du bist ein Mädchen“ und wuchs mit den Jahren zu „Bayreuths größtem Partyhengst“ heran. Als der Partymarathon anstand, waren sie für den Abend „eigentlich schon bedient“. Sie wollten „nur noch mal schnell“ in die Rosi, einmal gucken, wer da ist, noch auf ein Bier. Dann wurden mehr als Stunden daraus.
„So ein Kärtchen“ drückte ihm jemand in die Hand, keinen Stempel auf die Hand, wie sonst. „Musst du abstempeln lassen einmal die Stunde.“ Das taten sie. Tranken, tanzten, schrien sich über die Musik hinweg an. Irgendwann kam einer zu ihnen und sagte, nur noch drei hätten die Chance, das Ganze zu gewinnen. Die Reise in die Dominikanische Republik für zwei Leute und zwei Wochen im Wert von 2500 D-Mark. „Da dachte ich mir: los geht’s.“
Einer seiner Kumpels gab am Sonntagmittag auf. Sie saßen im Biergarten hinter der Rosi, die Sonne schien, die Musik war wegen der Anwohner ausgeschaltet. Eigentlich keine Party mehr. „Ich hätte so gern geduscht.“ Der Tiefpunkt nach zwölf Stunden Rosi und 24 Stunden ohne Schlaf. „Dann kamen auch einmal ganz viele Leute.“ Die waren irgendwann in der Nacht heimgegangen, hatten geschlafen, geduscht und kamen zurück, um Jeffrey Hopes zu unterstützen.
Er durfte nicht nach Hause zum Duschen, obwohl auch der letzte Gegner aufgegeben hatte. „Da ging es ums Prinzip, juristische Haarspalterei, ich musste die 32 Stunden voll machen.“ Aber seine Freundin brachte ihm frische Sachen zum Anziehen. „Es war das erste Mal, dass ich sie anrief und sagte: Ich würde gerne aufhören zu feiern, aber ich darf noch nicht.“
Montagfrüh um 4 Uhr waren Jeffrey Hopes und seine Freundin um eine gewonnene Reise reicher. „Wir haben aber auf Sri Lanka umgebucht.“
Mittlerweile wohnt der Restaurantbesitzer in Darmstadt. An die Rosi hat er aber noch eine andere Erinnerung. „Mein peinlichstes Diskoerlebnis, ever.“
„Ich war 14, in der Rosi zum Feiern, auf ner Zonk-Feier und dachte mir: Heute küsst du ein Mädchen.“ Gesagt, getan. „Aber plötzlich steht meine Mutter hinter mir. ,Na, wie geht’s meinem Sohnemann? Das ist mein Sohn.‘ Sie wollte mich abholen. Außerdem hatte sie immer irgendwie das Bedürfnis mit ihrem ältesten Sohn Party zu machen. Heute finde ich das witzig. Aber damals fehlte mir diese Abzweigung im Gehirn. Es war so unglaublich peinlich.“
Dass der Tanztempel seiner Jugend jetzt abgebrannt ist, macht Jeffrey Hopes "völlig platt".
Aus der Ruine: Schnapslager geplündert
Veranstalter beklagen die Lücke im Nachtleben
Die Brandursache war ein Knallkörper
Die Polizei ermittelt in Richtung fahrlässiger Brandstiftung
Bayreuth erinnert sich auf dem Hashtag #myrosistory
Bildergalerie: Die Rosenau am Tag nach dem Brand
Liveticker zum Nachlesen: Katstrophenalarm in Bayreuth und der Tag danach
Video: Großbrand in der Rosenau
Die ersten Informationen vom Tag des Großbrands
Bildergalerie: Die Rosenau brennt
