Streit um die Rosenau eskaliert

Von Thorsten Gütling
Vor einer Woche brannte die 92 Jahre alte Rosenau bis auf die Grundmauern ab. Nachbarn hoffen darauf, dass die Stadt jetzt den Bebauungsplan ändert und eine neue Disko in der Badstraße damit unmöglich macht. Während die einen den Wunsch nachvollziehen können, treibt er anderen die Zornesröte ins Gesicht. Foto: Nils Katzenstein Foto: red

Ein Aufschrei geht durch das Internet. Viele Bayreuther kritisieren die Geschäftsführerin des Hotels Lohmühle, Martina Groh-Walter. Weil sie Unterschriften gegen einen Wiederaufbau der abgebrannten Diskothek Rosenau sammelt. Der lauteste Kritiker ist Michael „Magoo“ Haertel, der die Rosenau selbst 30 Jahre lang betrieb. Er nennt Groh-Walter feige und eine Totengräberin und behauptet, die Hotelchefin suche einen Schuldigen dafür, dass ihr die Gäste fehlten. Jetzt schaltet Groh-Walter ihren Anwalt ein.

 
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Groh-Walter und mehr als zehn weitere Grundstückseigentümer der Badstraße, der Zeppelinstraße und der Romanstraße, wollen einen Wiederaufbau der abgebrannten Rosenau verhindern. Weil sich die Besucher der Diskothek in den vergangenen Jahren immer häufiger daneben benommen hätte. Groh-Walter spricht von beschmierten Schaufenstern, Erbrochenem entlang der Straße, Glassplittern auf dem Gehweg, Schnapsflaschen in den Hecken und angepinkelten Hauswänden. Die Hotelchefin sagt: „Wir hatten sogar schon Scheiße vor unserer Haustüre liegen.“

Der frühere Rosi-Chef meldet sich aus Portugal

Seit ein paar Monaten lebt „Magoo“, der frühere Betreiber der Rosenau, in Portugal. Dort hat er von dem Brand in der Diskothek erfahren und auch von Groh-Walters Unterschriftenaktion. Ihre Aussagen bezeichnet er als „Bullshit“ und sagt: „Jetzt das Opfer spielen ist feige.“ Die Veranstaltungen, die Groh-Walter ein Dorn im Auge sind, habe es schon gegeben, als sie vor nunmehr 18 Jahren das Hotel übernommen habe. Die Hotelchefin hätte also gewusst, auf was sie sich da einlasse.

Partys arten aus

Erst drei Jahre nachdem sie das Hotel übernommen habe, seien die Partys ausgeartet, hält Groh-Walter dagegen. „Es wurde immer schlimmer. Das Klientel ist nicht mehr das, was es mal war.“ Und sie sagt, dass „Magoos“ wütender Facebook-Post viele Fehler enthalte. Während der frühere Rosenau-Betreiber behauptet, Groh-Walters Vater habe ihr das Hotel und das benachbarte Wohnhaus gekauft, sagt die 43-Jährige: „Das Hotel hat nicht mein Papa gekauft, sondern ich. Ich zahle jetzt noch Zinsen und Tilgung.“ Das Wohnhaus gehöre ihrem Mann.

Millionen für das Hotel

„Magoo“ sagt, Groh-Walter habe dank der Rosenau den Kaufpreis für das Hotel drücken können und wolle die Diskothek jetzt los werden. Dazu Groh-Walter: „Das ging leider nicht. Ich musste Millionen für das Hotel hinlegen.“ „Magoo“ weiter: Die Hotelchefin habe selbst ständig lärmende Kaffeefahrer zu Gast und einen bis Mitternacht währenden Biergartenbetrieb. Stimmt nicht, sagt Groh-Walter. Kaffee und Kuchen biete sie gar nicht an und der Biergarten habe nur zur Festspielzeit geöffnet. Es habe sich noch nie jemand darüber beschwert, sie habe auch den Biergarten der Rosenau nie als störend empfunden.

Sündenbock für Missmanagement?

Weiter schreibt „Magoo“: Groh-Walter wolle die Rosenau dafür verantwortlich machen, dass ihr Hotelbetrieb nicht laufe. Die Geschäftsführerin sagt, die 42 Zimmer samt Ferienwohnung seien diese Woche allesamt ausgebucht. So sei es auch gewesen, als die Rosenau vor einer Woche brannte.

Und schließlich, so „Magoo“, würde Groh-Walter die Nachbarschaft selbst stören, indem sie sonntags laut Schlagzeug spiele. „Wäre schön, wenn ich dazu so oft käme“, sagt Groh-Walter. Sie übe höchstens eine halbe Stunde in der Woche und schließe dabei jedesmal die Fenster. Auch darüber habe sich bei ihr noch nie jemand beschwert.

Hotelchefin fürchtet um ihren Ruf

Der Text von „Magoo“ wurde im Internet mittlerweile zigfach geteilt. Groh-Walter fürchtet eine Schädigung ihres Geschäfts und hat ihren Anwalt eingeschaltet. Sie beteuert: Wäre die Rosenau nicht abgebrannt, hätte sie nie Unterschriften gegen die Diskothek gesammelt. Jetzt bestünde aber die Möglichkeit, den Bebauungsplan für das Areal zu ändern. „Weitere 30 Jahre will ich keine Diskothek haben“, sagt sie. An diesem Donnerstag habe sie zum ersten Mal kein Magengrummeln verspürt, als sie die Gäste morgens fragte, ob die Nacht eine angenehme war.

"Magoos" Beitrag im Wortlaut:

„Zum Thema Lohmühle gegen Wiederaufbau! Die Rosenau ist halt kein reines Wohngebiet, sondern ein Kerngebiet. Das weiß die Martina Groh-Walter, die Betreiberin der Lohmühle! Die Aussagen sind einfach Bullshit! 100 Jahre Rosenau sind nicht wegzudiskutieren. Und als ihr Papa ihr die Lohmühle von der Familie Hübner gekauft hat, gab es schon alle Partys. Jetzt das Opfer spielen ist feige! Damals den Kaufpreis drücken und permanent die Rosenau erpressen ist eine Sache, aber als sie angefangen hat waren die Schlagerpartys am Mittwoch, Donnerstag erst Kabarett dann Unifete, Freitag Zonk und Samstag die normalen Partys schon fester Programmteil. Montag bis Samstag parallel Kaffeefahrten und Biergartenbetrieb bis 24 Uhr. Die Lohmühle gehört auch zu den immer beschwerenden Totengräbern dieser Stadt! Ich finde es zu billig das eigene Missmanagement an den Nachbarn aus zu machen und dabei hat sie doch nie die Klasse der Familie Hübner erreicht. Weder mit dem Essen, noch mit den Zimmern. Hotellerie sollte auch kundenorientiert sein. Da hilft kein Geld, da geht es um Herz. Bekannterweise fehlt ihr das. Das kann man mit Papas Geld nicht kaufen! Und das muss hier mal gesagt werden.

Ich muss auch nochmal nachlegen: Wenn Martina Groh- Walter sonntags ihrem Hobby frönt und Schlagzeug spielt, den ganzen Nachmittag, müssen ja auch alle den Mund halten. In dem Haus neben der Rosenau, das ihr Papa auch noch gekauft hat! Das ist mir alles zu billig. Alle anderen Unterstützer sollten ein bisschen nachdenken, denn so lange ihre Kinder im Rosenau-Alter waren und alles umsonst bekommen haben, war die Rosenau ja gut genug und ,in fashion’. Also mal ganz langsam!“

Stimmen aus dem Internet:

„Sollte die Rosi komplett von der Bildfläche verschwinden, wäre das ein ,monumentaler’ Verlust!“ Alexandra Döring

„Wenn man in der Innenstadt wohnen möchte, muss man auch in Kauf nehmen, dass es abends laut werden kann." Florian Thoom

„Ein Aufbau der Rosenau als Begegnungsstätte, ja, aber als Diskothek, nein. Soweit ich mich erinnere gab’s schon immer Probleme wegen der Lautstärke. Eine Disco gehört einfach nicht in die Innenstadt, von den fehlenden Parkplätzen ganz zu schweigen.“ Sylvia Schwing

„Also ich bin Anwohner mich hat’s noch nie gestört.“ Heinz Joachim Deyerling

„Ich bin in der guten alten Zeit groß geworden. Starlight, Max (Crazy Elefant), Keller und so weiter. Mitten in der Stadt!“ Johnny Lee Hooper

„War abzusehen. Wer glaubt dass auf so nem Sahnestück von Grundstück nochmal ein Tanzsaal kommt, dem ist net zu helfen.“ Silke Schäff

„Könnten wir bitte auch das Eisstadion, Oberfrankenhalle und das Stadion schließen? Mich nerven nämlich die Fans die laut singend nach Hause gehen. Des Weiteren bitte ich auch um Verlegung des Rings.“ Christopher Wendel

„Wir haben hier in Bayreuth genügend Lokalitäten,die nur halb gefüllt sind. Warum also neu bauen?“ Jörg Krauß

„Ne Disco aufm Campus, wär des was? Da seid ihr unter euch,wenn ihr kotzen und selber wegmachen müsst und ihr könnt euch selber angrölen.“ Ines Eberlein

„Ein Aufstand wegen dem Scheiß-Schuppen. Das war doch keine Disco. So nen lappigen leeren Saal hat doch jedes Sportheim. Schuldisko, nix anderes. Oder eine Schluckhalle für unsere zukünftige ,Elite’. Die dann auf dem Heimweg Pflanzen aus Kübeln reißt oder Bänke in den Fluss wirft. Gott sei Dank hat der Mist ein Ende.“ Christian Größler

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