Wehr fuhr mit Stahlhelmen zum Einsatz

Von Mathias Höfer
Markus Stieg (links) und Walter Steger von der Pegnitzer Feuerwehr können viel Interessantes berichten. ⋌Foto: Ralf Münch Foto: red

Walter Steger und Markus Stieg sind ideale Gesprächspartner, wenn es um die Feuerwehr geht, die heuer 150 Jahre alt wird.  Sie wissen viel über die Jugendarbeit, aber auch über vergangene Zeiten.

 
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Steger ist mit 57 Jahren der Dienstälteste, der Gerätewart und vom Rang Hauptbrandmeister. Seit 42 Jahren ist er dabei. Stieg ist der Jugendwart, 19 Jahre alt und ist zum Beispiel zur Stelle, wenn Wespen Probleme machen. Steger ist 1974 aus familiären Gründen zur Wehr gekommen, sein Großvater war auch schon dabei. „Außerdem habe ich mich zu dumm angestellt beim Sport“, fügt er schmunzelnd hinzu. Das sei also keine Alternative gewesen.

14 Jugendfeuerwehrleute

Stieg haben Freunde mitgenommen. Heute kümmert er sich darum selbst Nachwuchs anzuwerben. Denn: „Die kommen nicht von alleine.“ Früher sei das anders gewesen, sagt Steger. „Es gehörte sich einfach zur Feuerwehr zu gehen. Da waren alle.“ Stieg und die anderen Jugendwarte sind erfolgreich: 14 Jugendfeuerwehrleute haben sie hier in Pegnitz, darunter auch vier Mädchen. Dafür wird aber auch viel getan. Zum Beispiel richtet die Feuerwehr jedes Jahr einen Jugendaktionstag für alle zwölf bis 16 Jährigen aus.

Kleines, kontrolliertes Feuer

An solchen Tagen kann sich dann jeder ein Bild davon machen, was die Feuerwehr so treibt. „Es brennt da auch schon richtig, wir zünden ein kleines, kontrolliertes Feuer an. Das können die Jugendlichen dann selber löschen“, sagt Stieg.

Was die Jugendlichen dann letztendlich zum Bleiben bewegt? Den Beiden fallen verschiedene Gründe ein: Man hilft den Menschen, in der Jugend kann man bei Jugendleistungsmärschen Pokale gewinnen, außerdem bietet die Feuerwehr den Jungen ein Freizeitprogramm an: Es gibt beispielsweise Fahrten ins Legoland. „Die Abwechslung macht’s auch“, meint Stieg noch. Von Gerätekunde bis hin zu Brandeinsätzen. Es sei immer was geboten.

Aus Wehrmachts-Beständen

Auch wenn die Freunde das Engagement bei der Feuerwehr vielleicht als komisches Hobby bezeichnen. „Von 12 bis 15 kommt es nicht so gut an“, sagt Stieg. Die Älteren würden sich eher wieder interessieren, sie sind neugierig. Steger kennt das nur zu gut: „Man ist früher schon auch belächelt worden“. Als er damals anfing, seien sie noch mit Sachen von der Wehrmacht ausgestattet gewesen, mit „ den alten, schweren Stahlhelmen zum Beispiel“. „Da ist richtig befohlen worden, da wurde noch gedrillt“. Den Kommandanten habe Steger damals noch jahrelang gesiezt.

Man merkt, wie er sich in den heutigen Hierarchiestrukturen mit vernünftiger Ausrüstung deutlich wohler fühlt. Die Ausstattung, die heute nicht mehr aus Wehrmachtsbeständen, sondern von Stadt und Feuerwehrverein kommt, begeistert Steger sowieso: „Das ist der Hammer, man kann sich nicht beschweren.“

Wettrüsten der Wehren

Aber es gebe ein gewisses Wettrüsten zwischen den Wehren. Man neide sich gegenseitig unnötigerweise die Ausrüstung. Stieg sagt dazu, es sei „schlimm, was da abgeht“, selbst bei den Jüngeren. Das gelte aber bei weitem nicht für alle, es seien eher einzelne Unbelehrbare, die auf so etwas wirklich Wert legen. Sie hoffen Sieg und Steger, dass sich das mit der baldigen Einführung des neuen Feuerwehrbedarfsplans erledigen wird. Dann wird ein unabhängiges Büro herausfinden, was die jeweiligen Wehren benötigen. Bisher teilen die jeweiligen Feuerwehren selbst mit, was sie brauchen. Was sie als ihre bemerkenswertesten Einsätze sehen, unterscheidet sich drastisch.

Absturz des  Kampfjets

Für Markus Stieg war das der Absturz des amerikanischen Kampfjets vom Typ F-16 im letzten Jahr. Walter Steger kommentiert das lapidar: „Nicht der große Kracher“. Für ihn ist das Ausrücken zur Routine geworden. Doch gerade bei Unglücken, bei denen Menschenleben auf dem Spiel stehen, ist es auch für ihn immer besonders. „Aber oft, wenn wir gehen, fangen die Tragödien erst richtig an“, merkt er dazu noch an. An manche Einsätze, bei denen sie besonders erfolgreich waren, erinnert er sich gern. So zum Beispiel an einen Scheunenbrand in Hainbronn, wo die Feuerwehrleute die Schäden auf das Maß begrenzen konnten, das sie bereits vorgefunden hatten.

Das sei auch durch den Einsatz von modernen Löschmethoden möglich gewesen. „Reines Wasser nehmen wir nur noch, um die Straßen sauberzumachen“, sagt Steger. Lieber arbeiten sie heute mit Netzwasser, einer Mischung aus Wasser und Schaum oder mit Löschschaum. Damit könne man Sachen löschen, bei denen das früher nicht so leicht möglich gewesen wäre, wie eben bei den Scheunen. Auf die Frage, ob die Feuerwehr heute mehr beansprucht wird als früher, antwortet Steger so schnell, als hätte er nur darauf gewartet. „Für jeden Scheißdreck!“.

Oft gab es Fehlalarme

Fehlalarme seien vor allem durch die Rauchmelder Ende der Neunziger aufgekommen. So hätte nach der Eröffnung eines Supermarktes die Wursttheke allein in der ersten Woche dreimal die Feuerwehr alarmiert, da sich darüber ein Feuermelder befand und Rauch vom Essen reinzog. Dennoch sollten die Leute lieber einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen und vor allem möglichst früh.

Den Respekt, der zumindest Steger früher noch entgegengebracht wurde, vermissen die beiden ein wenig. Manchmal seien die Leute unfreundlich, man habe die Feuerwehrleute auch schon mit der Schneeschaufel bedroht.

Wenn die Bevölkerung mehr Verständnis dafür hätte, dass die Feuerwehr nur helfen wolle und man es ihnen nicht extra schwermache, indem man zum Beispiel eine Rettungsgasse bildet, sei ihnen schon sehr geholfen, betonen beide. Aber keiner hat je daran gedacht hinzuwerfen. Dafür erledigen sie ihr Ehrenamt trotz aller Mühen viel zu gern.

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