Bayreuth ist "gut gerüstet"
Eine Integration sei in der Kürze der Zeit nur in Ausnahmefällen möglich gewesen. „Dies wird für die meisten Flüchtlinge mit Bleiberecht ein längerer Prozess werden. Bayreuth ist hierfür grundsätzlich gut gerüstet.“
Die ehrenamtlichen Helfer blieben ein unverzichtbarer Bestandteil der Integrationsarbeit. Pflichtaufgaben der Stadt haben sie aber nie übernommen.
Das sagt die Regierung:
„Jedem Asylbewerber, der in Oberfranken ankam, konnten wir eine Unterkunft anbieten“, sagt Pressesprecher Oliver Hempfling. „Jeder wurde versorgt.“
Die vielen Unterstützer hätten alles in ihren Kräften Stehende geleistet, „damit diese riesige Herausforderung angemessen bewältigt werden konnte“.
Unterstützung kam von der Staatsregierung: Allein der Lenkungsstab sei seit Ende 2014 mehr als 70 Mal zusammengekommen.
Künftig Gemeinschaftsunterkunft statt dezentral
Der Freistaat wird Asylbewerber künftig vor allem in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen. Das soll Städte, Gemeinden und Landkreise entlasten, die über Monate Flüchtlinge dezentral unterbringen mussten.
„Diese Unterkünfte können künftig zumindest zum Teil als Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge dienen“, sagt Hempfling.
Bauamt baut in Bayreuth
Auch der Wohnungspakt Bayern soll dabei helfen. In Bayreuth baut das Staatliche Bauamt mit 2,5 Millionen Euro in der Röntgenstraße 17 Appartments für 66 Menschen.
In den Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayreuth und Bamberg wurden von September bis heute 20 855 Menschen aufgenommen. 1146 Menschen wurden in Oberfranken abgeschoben, die meisten aus dem Abschiebelager in Bamberg; freiwillig reisten 1667 aus.
Ist Bayreuth wegen der Flüchtlinge unsicherer geworden? „Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind die Zuwanderer nicht besonders auffällig“, sagt Polizeisprecher Alexander Czech.
Viel mehr Zuwanderer, wenig mehr Straftaten
2015 stieg die Zahl der Straftaten in Oberfranken um 1,9 Prozent an. Zieht man die ausländerrechtlichen Fälle ab, bleibt ein Minus von 5 Prozent.
Die Polizei gab jedoch zu bedenken, dass die Zahl der Zuwanderer gleichzeitig deutlich anstieg. Die meisten Gewalttaten passierten in den Unterkünften. Mehr zu dieser Frage lesen Sie hier.
Zahlen für 2016 gibt es erst Anfang 2017.
Polizei "gut vorbereitet"
Nach den Attentaten in den vergangen Wochen mit etlichen Toten und Verletzten lasse sich bei Großveranstaltungen und Festen in Oberfranken „eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung erkennen“, sagt Czech.
Der Polizei lägen aber „keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdungssituation“ vor. „Die oberfränkische Polizei sieht sich gut vorbereitet.“
Zum Jahrestag der „Wir schaffen das!“-Rede der Bundeskanzlerin hat die Kurier-Redaktion mit Menschen in Oberfranken gesprochen, die täglich mit der Flüchtlingskrise zu tun haben. Aus ihren Geschichten ergibt sich ein komplexes Bild der Situation.
Mehr zum Thema:
Günther Hinterobermeier sagt: Bayreuth schafft die Krise auf jeden Fall. Auch, wenn er selbst gerade um einen neuen Freund bangen muss. Zum Artikel
„Wir würden heute nicht über Burkas reden, wenn wir auf eine erfolgreiche Integration in den letzten 50 Jahren zurückblicken könnten.“ Das sagt Günter Reichert, der vor vier Jahren die erste Asylothek in Nürnberg gründete. Jetzt gibt es über 50 davon in Deutschland. Hier vermitteln Ehrenamtliche Flüchtlingen Deutsch und europäische Werte. Doch das genüge nicht, sagt Reichert: „Wir haben 2,7 Millionen Menschen, die wir integrieren müssen – aber nur 300 000 Integrations-Plätze.“ Zum Artikel
Zwischen dem, was Politiker sagen, und dem, was bei den Menschen ankommt, liegen oft Welten. Doch in diesem speziellen Fall herrscht Einigkeit. Denn auch die Praktiker im Landkreis Bayreuth sagen: Es ist schwierig – aber wir schaffen das. Mit ein paar klitzekleinen Einschränkungen. Zum Artikel
Karen Hawkins-Wolf hat zu „Wir schaffen das“ einen großen Beitrag geleistet. Seit so viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, hat sie in der Unterkunft in der Hammerschmiede in Sophienthal rund 40 Menschen Deutsch beigebracht. Außer der moralischen Unterstützung sei von ganz oben nicht viel gekommen, sagt sie. Zum Artikel