Ahorntal: Warten auf den Dorfladen

Von Moritz Kircher
Gründerversammlung der Unternehmergesellschaft (UG) für den Dorfladen Ahorntal. 139 stille Teilhaber waren am 3. März in den Gasthof Hofmann in Kirchahorn gekommen, um die Gesellschaft zu gründen. Im Bild die Abstimmung zur Gründung. Foto: Moritz Kircher Foto: red

Wenn es nach den Ahorntalern geht, könnte es mit dem Projekt Dorfladen sofort losgehen. Auch das Amt für ländliche Entwicklung hat bereits im Herbst einen Förderantrag bewilligt. Nur mit dem Geld aus dem europäischen Leader-Fördertopf hakt es noch, was die Geduld des Ahorntaler Bürgermeisters Gerd Hofmann arg strapaziert. Da Landratsamt erklärt, warum es nicht schneller gehen kann.

 
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Zur Gründungsversammlung der Unternehmergesellschaft waren am Donnertstagabend 139 Leute gekommen. Insgesamt haben in den Dorfladen rund 250 stille Teilhaber mehr als 80.000 Euro investiert. Geld aus dem Ahorntal für den Ahorntaler Dorfladen. Die Leute in der Gegend warten nur darauf, dass bald wieder ein Nahversorger in Kirchahorn zur Verfügung steht.

Ahorntaler nehmen das Projekt außergewöhnlich gut auf

Begleitet wird das Projekt vom Institut für Nahversorgungs Services (IFNS). Geschäftsführer Volker Hahn betreut nach eigenen Angaben in ganz Deutschland rund 60 solcher Dorfladenprojekte. Für ihn hat alles in Heilgersdorf bei Seßlach angefangen. Auch dort gab es keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Also hat Hahn in seinem Wohnort, der zwischen Coburg und Bamberg liegt, erfolgreich ein solches Projekt gestartet - und die Projektbegleitung mittlerweile zu seinem Beruf gemacht.

"Hier im Ahorntal wird der Dorfladen schon außergewöhnlich positiv aufgenommen", sagt der gebürtige Kölner. So viele Menschen bei der Gründungsversammlung einer Dorfladenfirma, das sei "ganz, ganz selten". Auch Bürgermeister Gerd Hofmann glaubt fest daran, dass der Dorfladen ein Erfolgsmodell fürs Ahorntal werden wird. "Ich bin zuversichtlich, dass das hier einschlägt", sagt er. Denn die Menschen würden sich gut überlegen, wo sie einkaufen gehen: Woanders beim Discounter oder lieber doch im eigenen Dorfladen, der eben auch den Bürgern im Ahorntal gehört.

Insgesamt gibt es 60.000 Euro Fördermittel

Wenn es nach Hofmann geht, dann soll der Laden im Herbst die Pforten öffnen. Viel ist auf dem Weg dahin schon passiert. In Arbeitskreisen wurde ein Geschäftsmodell ausgearbeitet. Lieferanten, die den Dorfladen auch mit vielen regionalen Produkten beliefern sollen, stehen schon Gewehr bei Fuß. Sogar eine Metzgereitheke für frisches Fleisch und frische Wurst wird es geben. Aufwendig, aber das haben sich die Ahorntaler in einer Umfrage gewünscht. Also bekommen sie es.

Fehlen jetzt noch 60.000 Euro an Fördergeld für das Projekt. Das Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg hat seine Zusage bereits in einem Vorbescheid gegeben. Das Amt fördert den Umbau des seit Herbst 2013 leerstehenden ehemaligen Edeka-Marktes. Die Zusage des europäischen Leader-Fördertopfes, aus dem Geld für die Inneneinrichtung kommen soll, fehlt noch. Bürgermeister Hofmann muss sich wohl noch ein paar Wochen in Geduld üben - eine schwere Übung für ihn.

Das Konzept immer wieder überarbeitet

"Mindestens fünfmal haben wir unser Konzept überarbeitet und wieder vorgelegt", sagte er bei der Gründerversammlung. "Wir wollen jetzt endlich was tun." Mitte dieses Monats wird die sogenannte lokale Leader-Aktionsgruppe am Landratsamt Bayreuth zusammenkommen und sich mit dem Förderantrag aus dem Ahorntaler Förderantrag befassen. Hofmann dachte, dann wird endgültig über den Antrag entschieden.

Aber weit gefehlt. Die Aktionsgruppe wird ein Votum abgeben. Und von Bayreuth aus macht der Förderantrag dann noch eine Rundreise durch Oberfranken. In Wunsiedel wird der Leader-Koordinator für Oberfranken den Antrag prüfen. Der legt ihn dann für die endgültige Entscheidung bei einer Außenstelle des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Münchberg vor.

Die Gemeinde kann jetzt nur noch auf den Förderbescheid warten

Vier bis sechs Wochen, sagt Bürgermeister Hofmann, müssen die Ahorntaler nach dem Votum der Aktionsgruppe noch warten, bis sie mit der Umsetzung ihrer Planungen beginnen können. "Bei Leader kennen alle das Projekt", sagt Hofmann. "Warum soll das alles noch so lange dauern?"

Bei der Gründung der Unternehmergesellschaft machte er den anwesenden Teilhabern Mut. "Es dauert, aber es sieht gut aus", sagte er. Die Gemeinde habe alle Vorarbeiten für den Dorfladen erledigt. Jetzt heiße es warten.

Warum der Leader-Antrag Zeit braucht

Birigt Weber äußert Verständnis dafür, dass die Ahorntaler von der Warterei auf den Förderbescheid genervt sind. Sie ist am Landratsamt für die lokale Leader-Aktionsgruppe zuständig. Aber sie kann das Verfahren nicht beschleunigen. Leader sei ein Förderprojekt der EU. „Wir können aus diesen Richtlinien nicht raus“, sagt sie.

Mittlerweile sei sie in der dritten Förderperiode für Leader zuständig. Und jedes Mal seien die Förderrichtlinien verschärft worden. Leader sei ein EU-weites Projekt. „Da gibt es leider auch immer wieder schwarze Schafe“, sagt sie. Deshalb die strengen und zeitintensiven Regeln. Sie ist sich allerdings sehr sicher, dass das Dorfladen-Projekt die formalen Hürden nehmen wird. „Das wurde bisher alles sehr positiv besprochen.“ Spätestens Ende April könnten die Ahorntaler dann loslegen.

Was sich bisher beim Dorfladen getan hat, lesen Sie hier:

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