Dorfläden sind die Hoffnungsträger

Von Ines Dicker
Gundula und Wolfgang Rieger setzen beim Marktladen Wiesenttal in Muggendorf auf regionale Produkte. Foto: red

Das Thema Dorfladen steht aktuell in Trockau und im Ahorntal auf der Agenda. Die Bürgermeister setzen große Hoffnungen in ihre Projekte. Aber wie funktioniert so ein kleiner Laden? Und wie kann man die Leute davon abhalten, zum Großmarkt zu fahren? Wir haben in den Ortschaften nachgefragt, die mit diesem Konzept schon Erfahrung haben.

 
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Matze Brietz, Marketingbeauftragter vom „Laderer Dorfladen“ in Unterleinleiter, würde jederzeit wieder das Geschäft eröffnen. Aber nicht aus finanziellen Gründen. „Der Laden ist für den Ort eine wichtige soziale Komponente“, sagt er. Im 2014 eröffneten Laden treffen sich täglich 220 Kunden. „Es gibt viele Gruppen, die inzwischen kommen“, meint er, „von der Damengymnastik über ältere Damen, die am liebsten zu bestimmten Verkäuferinnen kommen.“ Im Sommer ist es besonders schön, meint Brietz, wenn ganze Fußballergruppen vor dem Laden auf Bänken sitzen und sich jeder dazugesellen kann. Insgesamt arbeiten fünf bezahlte Kräfte in dem Laden, teils in Teilzeit, teils auf 450-Euro-Basis. Die Erwartung seien beim Laden auf jeden Fall erfüllt, beim Zeichnen der Genossenschaftler bei der Gründung wurden sie sogar übertroffen. Der Laden stehe finanziell im Moment schon gut da, und wenn erst die Anfangsfinanzierung noch abgezahlt ist, noch besser. „Es bewegt sich um immer so um die schwarze Null herum.“ Am besten laufen Produkte aus der Region, wie Eier und Milchprodukte. Der Schnaps einer lokalen Brennerei habe man wieder aus dem Programm genommen, der hat den Kunden einfach nicht geschmeckt.

Sehr zufrieden mit den Umsätzen aus dem Dorfladen ist Gundula Rieger, ehrenamtliche Marktleiterin vom „Marktladen Wiesenttal“ in Muggendorf. Dieser wurde im März 2015 eröffnet, nachdem der frühere Laden aus Altersgründen aufgegeben werden musste. Dieser hatte schon seit 125 Jahren bestanden.  „Was sind unsere Häuser hier noch wert, wenn es keinen Versorger gibt?“, meint sie. Zwar hat es noch keine Bilanz gegeben, aber nach einer Inventur habe eine schwarze Null dagestanden. Darauf ist sie sehr stolz, denn im ersten Jahr gab es ja auch viele Investitionen, und damit sei das Ergebnis sehr gut. Im Laden arbeiten fünf Angestellte in Halbzeit. Viele Ehrenamtliche helfen mit, egal, ob mal ein Maler gebraucht wird, oder ein Kuchen gebacken werden muss. „Die Muggendorfer waren am Anfang eher skeptisch dem Laden gegenüber“, aber das hat sich, so Rieger, gegeben. Bei der Genossenschaft gebe es inzwischen etwa 100 Anteilseigner, davon helfen etwa ein Fünftel aktiv mit. Am besten laufe die Eigenmarke von Rewe, wobei da nicht viel Gewinnspanne ist, sagt Rieger. Die Touristen, im Sommer etwa ein Drittel der Kunden, kaufen gerne regionale Produkte, wie zum Beispiel Streitberger Bitter. Rieger bestellt gerne Produkte, die sich die Kunden wünschen, in Muggendorf gibt es neben Socken im Winter und Tiefkühlprodukten über eine große Auswahl von Tier- und Babynahrung bis hin zum Zitronen-Scheuerpulver. „So können wir es vermeiden, dass die Kunden nicht doch nach Ebermannstadt zum Einkaufen fahren.“ Und die Kunden warten laut Rieger auch gerne mal eine Woche, bis die bestellten Waren da sind.

Gerd Hofmann, Bürgermeister aus dem Ahorntal, hört noch viele Klagen, oft von Senioren, dass es keinen Treffpunkt mehr gibt. Er rechnet damit, dass der Dorfladen im Ahorntal ab März umgebaut wird. Aber nur, wenn die Förderanträge bis dahin alle durch sind. „Aber ich bin guter Dinge“, erklärt er. Aus etwa 250 Haushalten habe er die Rückmeldung bekommen, dass die Leute Anteile zeichnen wollen. Denn auch hier soll es eine Unternehmergesellschaft geben. Das sieht Hofmann auch als Erfolgskonzept für den Laden an. Denn: „Wenn die Leute denken, das ist mein Laden, dann kaufen sie auch da ein.“ Auf 400 Quadratmetern soll im Ahorntal ein kleinerer Vollsortimenter entstehen, der „eben nicht fünf Sorten Waschmittel hat, sondern nur zwei.“ Hofmann will auf jeden Fall oft selbst dort einkaufen, denn es ist sowohl vom Rathaus als auch von seinem Wohnhaus nur ganz kurz zu laufen. Das Personal wird von der Unternehmergesellschaft eingestellt, deshalb kann er noch nicht sagen, wie viele Beschäftigte es werden.

Der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab hofft, dass der Trockauer Marktplatz wieder belebt wird. Neben dem geplanten Betreuten Wohnen soll das durch den neuen Dorfladen geschehen, der noch ganz am Anfang der Planungsphase steht. „Diese Vorgehensweise ist mit der Trockauer Bevölkerung abgestimmt und wird bereits seit vielen Monaten mit großem Engagement unterstützt“, erklärt Raab in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die Stadt Pegnitz wird hinsichtlich des ehemaligen Gasthofes Herlitz ihr gesetzliches Vorkaufsrecht wahrnehmen. Damit werden die lange anhaltenden Bestrebungen der Trockauer Bürgerschaft unterstützt, in Trockau einen Dorfladen als Einkaufsmöglichkeit zu schaffen.“ Ein Dorfladen würde die vorhandenen Angebote wie Bankautomat, Bäckereiverkauf, Metzgerei und Gastronomie stützen und ergänzen. „Gerade die Kombination eines solchen Dorfladens mit einer benachbarten Einrichtung des betreuten Wohnens schafft für sich selbst versorgende Senioren die Grundlage und Synergieeffekte“, erklärt Raab. Die weiten Wegstrecken nach Pegnitz oder Bayreuth würden auf diese Weise entbehrlich, hofft er.