Ein Projekt für ältere Menschen wie für Urlauber Dorfladen soll das Wir-Gefühl stärken

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Der Arbeitskreis, die Initiatoren und der externe Berater haben ein gemeinsames Ziel (von links): Johannes Müller, Hans Hümmer, Christine Walther-Lehnert, Christine Löhr, Gastronom Jürgen Hartmann und Volker Hahn. Foto: Stefan Brand Foto: red

Auch in Trockau will man jetzt einen Dorfladen. Noch ist offen, wo er hin soll. Noch ist die Rechtsform für das Betreiben des Ladens unklar. Mitte bis Ende Januar wird eine große Informationsveranstaltung anberaumt, in der mögliche Konzepte vorgestellt werden. Das Ziel ist klar: Die Nahversorgung für ältere Menschen wie für Touristen sichern - und zugleich das Wir-Gefühl im Dorf fördern.

 
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Die Ausgangslage: Den Stein ins Rollen brachten Pfarrer Josef Hell und der Trockauer FWG-Stadtrat Hans Hümmer (wir berichteten). Eine immer älter werdende Ortsbevölkerung, Tausende von Übernachtungsgästen und 'Besuchern der Autobahnkirche. Aber keine Einkaufsmöglichkeit für Artikel des täglichen Bedarfs. Das warfen die Motive. Zu einer ersten Info-Veranstaltung kamen über 80 Bürger, rasch gründete sich ein Arbeitskreis. Dieser traf sich Ende November erneut. Und holte sich dazu einen Experten: Volker Hahn, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Nahversorgungs Services (ifns). Er betreut inzwischen rund 60 vergleichbare Vorhaben, darunter den geplanten Dorfladen im Ahorntal (wir berichteten). Mitte bis Ende Januar sollen nun erneut alle Bürger eingeladen werden, um Details zu präsentieren und zu diskutieren. Die Stadtverwaltung sitzt mit im Boot, auch sie unterstützt das Bestreben.

Warum Trockauer sich einsetzen: "Ich vermisse einen Laden hier einfach", sagt Christine Walther-Lehnert, die im Arbeitskreis mitmacht. Sie ist beruflich sowohl in Pegnitz wie auch in Bayreuth aktiv. Wisse sie, es gibt in Trockau einen Laden, könne sie das Einkaufen "ganz tiefenentspannt angehen" - weil das dann abends kein Problem sei. Und: "Ich kann dann auch meine Kinder schicken angesichts des kurzen Weges. "So ein Dorfladen bringe auch ein "Stück Normalität" zurück in den Ort. Ein Stück "wie's früher war". Ganz abgesehen vom Aspekt Umweltschutz: "Du brauchst nicht für jeden Einkauf das Auto, du kannst nach Bedarf einkaufen." Das spare große Kühlschränke und Tiefkühltruhen. Ganz abgesehen davon hofft sie auf "vernünftige Arbeitsplätze für Frauen" abseits der Jobbedingungen bei so manchem Discounter. Und: "Ich hasse diese riesigen Märkte."

Christine Löhr wünscht sich, dass die Gemeinschaft im Dorf gefördert wird, dass durch einen Dorfladen auch ein Treffpunkt für alle Altersgruppen entsteht. Nicht zuletzt verweist sie auf die zunehmende Zahl von Menschen, die nicht mobil, ja oft hilflos sind. Die auf die Unterstützung von Nachbarn angewiesen sind - "auch da macht ein Dorfladen vieles leichter".

Johannes Müller bezeichnet eine funktionierenden Nahversorgung als "das A und O für unsere Zukunft". Er habe sich als junger Familienvater entschieden, hier zu wohnen, hier zu leben - und dann müsse man eben auch etwas für die Attraktivität des Ortes tun.

Was der Experte sagt: Volker Hahn war früher Exportleiter bei der Firma Loewe, zog mit seiner Familie einst in einen Ort bei Seßlach. Damals gab es noch einen Kindergarten, gab es Einkaufsmöglichkeiten. Ein paar Jahrfe später war das Vergangenheit. "Meine Frau saß mir im Nacken, aktiv zu werden", sagt Hahn. Und schmunzelt dazu. Wurde daraus doch sein neues berufliches Betätigungsfeld. Auf dem er genug zu tun hat. Zumal die Regierung von Oberfranken sich beim Thema Dorfladen aus Mitteln der Städtebauförderung zurzeit sehr großzügig zeige. Das Konzept muss halt stimmen, sagt er.

Die Situation im Ahorntal, wo er federführend als Berater mitwirkt, unterscheidet sich nur bedingt von der in Trockau. Dort gebe es halt mit dem ehemaligen Edeka-Markt bereits ein Domizil, das man hier erst noch finden muss. Dafür habe Trockau einen Vorteil: "Die Zielgruppen stehen schon fest." Neben der örtlichen Bevölkerung - die immer älter wird - die Urlauber, auch die Tagesgäste. Das gebe ein weiteres Ziel vor: Ein Dorfladen dürfe nicht nur Dinge des alltäglichen Bedarfs aufwarten, sondern auch Spezialitäten bieten. Regionale Bier-, Wurst- und Brotprodukte, für die dieser Raum bekannt ist. Die sich als Mitbringsel eignen.

Warum nicht mit Bäckerei?

Eventuell kombiniert mit einer kleinen Tourist-Info, mit einer Bäckerei, in der auswärtige Gäste auch mal ein Frühstück oder eine Brotzeit einnehmen können. Das könne auch deuten, dass flexible Öffnungszeiten Sinn machen. Ewta an Wochenenden und an Feiertagen, wenn die zahlreichen Nutzer des Bierquellenwanderweges unterwegs sind. Das Motto müsse lauten: "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner." Sprich: Die Bewohner des Ortes müssten auch am Ort einkaufen. Da gebe es Kennzahlen, die dokumentieren, wann sich so ein Dorfladen rechnet. Denn: "Er muss wirtschaftlich betrieben werden, da hilft alles nichts." Denn da sei die Miete, da sind die Kosten für die Angestellten. Denn umsonst soll hier natürlicn niemand arbeiten.

Die Optionen: Für Mit-Initiator Hans Hümmer geht es darum, "die Attraktivität von Trockau zu steigern". Und das ohne Wenn und Aber durch ein "bürgerschaftliches Konzept". Das gelte auch für den Betrieb des Ladens. Es soll nicht ein finanzkräftiger Investor von außen sein, der sich hier etwas dazuverdienen will. Vielmehr sollen das Projekt mit vielen Einlagen der Bürger gestemmt werden. Eventuell ergänzt durch ein Modell nach der Devise "Leben und Wohnen in der Heimat". Hümmer und Hahn können sich durchaus vorstellen, dass dem Dorfladen ein betreutes Wohnen angegliedert wird. Dass weitere Leerstände im Ort für diesen Zweck genutzt werden. Ob dann letztlich ein Bürgerverein als Besitzgesellschaft fungiert und "stille Teilhaber" für den Betrieb zuständig sind, ob Teileigentum geschaffen wird oder ein gemeinnütziges Fondssystem greift - all das steht noch in den Sternen. Menschen sollen die Chance haben, in dem Dorf, in dem sie ihr ganzes Leben verbracht haben, auch in Würde alt zu werden und hier zu sterben, sagt Hans Hümmer.

Wie es weitergeht: In der Informationsveranstaltung im Januar will der Arbeitskreis zusammen mit Berater Volker Hahn einen mehrseitigen Fragebogen vorstellen. "Der geht sehr ins Detail", so Hahn.Da will man wissen, wer wann wie oft und vor allem wohin zum Einkaufen fährt, welches Sortiment so ein Dorfladen vorhalten sollte, welche Extrawünsche es gibt. Nach der Auswertung will man dann im Ende Februar die Umsetzung anpacken - "wenn sich herausstellt, dass der Laden auch wirklich gewollt ist".

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