Ein Hass-Brief im Fall Peggy

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 Foto: red

Im Zusammenhang mit dem Mordfall Peggy gab es 2001 einen Hass-Brief an die Mutter des Mädchens mit rechtsextremistischem Inhalt. Der Spur wurde damals nicht nachgegangen.

 
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Wenige Tage nach dem Verschwinden des Mädchens im Mai 2001 habe deren Mutter ein anonymes Schreiben erhalten, das – so ein Aktenvermerk der damaligen Soko Peggy – beleidigend und „offensichtlich von einem äußerst rechts orientierten Menschen“ verfasst wurde. Den Brief gibt es, wie ein Blick in die Ermittlungsakten zeigt. Die Ermittler fingen ihn ab und öffneten ihn im Beisein der Mutter neben anderen Schreiben. Sie gingen aber dieser möglichen Spur nicht nach.

Der einzige Hinweis

Es ist nach Informationen des Kuriers der einzige Hinweis, der auf eine möglicherweise rechtsextreme Person hindeuten könnte. Es werde nach wie vor in alle Richtungen ermittelt, sagte indes der Sprecher der Polizei Oberfranken. Der damalige Lebensgefährte der Mutter, Erhan Ü., war Türke und Susanne Knobloch hatte ihre Partnerschaft mit ihm auch vor einem Hodscha, einem islamischen Geistlichen, geschlossen. Sie trug teilweise auch ein Kopftuch, auch wenn sie auf der Straße unterwegs war.

"Die haben jeden Stein umgedreht"

Dass die Mutter von Peggy tatsächlich zum Islam übergetreten ist, steht nicht fest. „Dazu kann ich keine Angaben machen“, sagte auch Ramona Hoyer, die Rechtsanwältin der Mutter von Peggy. Nach Recherchen des Kuriers fanden sich in der Zeit, als Susanne Knobloch in Lichtenberg und Umgebung wohnte, keinerlei Verbindungen zu Personen aus der rechten Szene. Auch nicht über die Bewohner des Hauses Marktplatz 8. Zum Zeitpunkt des Verschwindens von Peggy stand auch kein Wohnmobil auf dem Campingplatz von Lichtenberg. Es war nur ein einziger Camper aus Berlin da. Der heute 74-Jährige sagte gegenüber dem Nordbayerischen Kurier, er sei alleine gewesen. Lediglich seine Frau sei mit ihm vor Ort gewesen. Er erinnere sich genau, auch deshalb, weil die Polizei schon in der Nacht des Verschwindens bei ihm auf dem Campingplatz war. „Die haben jeden Stein umgedreht“, sagt er. Auch aktuell sei er wieder befragt worden.

15 Jahre zurückversetzt

Aktuell gebe es enge Kontakte zu den Ermittlungsbehörden und erste Verständigungen zu einer weiteren Vernehmung der Mutter. Es gebe eine Menge zu klären, sagte Hoyer, die sich bei den Medien für die neuerliche Diskretion bedankte. So habe es Raum für ihre Mandantin gegeben, das Neue zu verarbeiten. Die neuesten Entwicklungen hätten Peggys Familie in die Zeit vor 15 Jahren zurückversetzt. „Darüber war Peggys Mutter sehr ergriffen und bestürzt“, sagte Rechtsanwältin Hoyer am Montag in Wettin in Sachsen-Anhalt. „Gefühlsmäßig ist es, als seien die 15 Jahre nicht geschehen, als sei es tagaktuell.“

Alle hätten die Hoffnung gehabt, dass der Fund von Peggys Leiche Fragen beantworten kann. „Jetzt sind einige Antworten da, von denen wir nicht wissen, ob sie aufzeigen, was tatsächlich passiert ist.“ Aber es seien Ansätze, sagte Hoyer. In der Vorwoche war bekannt geworden, dass am Fundort der Leiche des kleinen Mädchens in Thüringen Genmaterial des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden wurde. Es stelle sich nun die Frage, wann Peggy „nach Hause“ kommen könne und ihr Leichnam für eine Beerdigung freigegeben werde, so Hoyer. Die Neunjährige aus Lichtenberg war 2001 verschwunden. Fast genau 15 Jahre später, im Juli dieses Jahres, fand ein Pilzsammler ihre sterblichen Überreste im Wald.

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