Sie denken an Glashütten?
Hübner: Die Glashüttener haben sich selbst in eine Ecke gedrängt. Das habe ich Bürgermeister Kaniewski auch gesagt. Er hat dazu beigetragen. Mit einigem an Frust und was er von sich gibt, das steckt andere an. Und wenn er als Regierungsbeamter anderen erzählt, dass es die Straßenausbaubeitragssatzung nicht braucht, wider besseres Wissen, dann ist das schon verwunderlich. Es wird fast nur noch emotional diskutiert und nicht mehr mit Fakten. Und wir merken, dass man da nicht mehr mit Argumenten dagegen ankommt. Ich sage dann oft, es bringt nichts, dass wir uns da einschalten, weil Fakten gar nicht mehr aufgenommen werden. Beispiel Sparkasse: Der Frust und die Wut war da und das hat ausgereicht, eine Diskussion war sinnlos. Als Bedingung stand im Vordergrund, dass es alles so bleiben muss, wie es war, andernfalls brauchen wir gar nicht reden. Aber was mich mehr geärgert hat, ist, wenn meine Mitarbeiter unsachlich attackiert worden sind.
Zum Beispiel?
Hübner: Wenn ich miterlebe, wie ein Kämmerer mit Wut angegangen wird, weil er angeblich bei der Ermittlung der Ausgaben unsauber gearbeitet hat, so etwas gab es bisher eigentlich nicht.
Der Kritiker war in diesem Fall Kreisrat Hans Hümmer von den Freien Wählern.
Hübner: Der Pottensteiner Bürgermeister Stefan Frühbeißer war nicht weit weg davon und Edmund Pirkelmann (Foto) aus Waischenfeld auch nicht. Dessen Äußerungen haben mich besonders geärgert.
Ist der Grund nicht auch der, dass die Freien Wähler merken, dass sie im Kreis machen können, was sie wollen, und mit ihren Vorschlägen doch nie durchkommen?
Hübner: Es wurde immer wieder gesagt, dass Themen zwar behandelt, aber von einer Mehrheit dann anders entschieden wurden. Man muss das dann einfach akzeptieren. Ich habe den Eindruck, dass man Mehrheitsentscheidungen nicht mehr so einfach akzeptiert.
Man kann sich bei den meisten Abstimmungen im Kreistag eben vorher ausrechnen, wie sie ausgehen. Das muss deprimierend sein für einen oppositionellen Fraktionssprecher, der das jahrelang mitmacht.
Hübner: Das ist das politische Geschäft. Ich kenne noch Zeiten, als sich die Freien Wähler anders beholfen haben. Durch Zusammenarbeit und Vorschläge. Ich habe im Haushalt auch keine Mehrheit. Die CSU hat 20 Stimmen und ich brauche 30 zur Mehrheit. Also ist es doch ganz normal, dass ich schauen muss, wie ich eine Mehrheit bekomme. Hätten wir die absolute Mehrheit, könnte ich den Ärger noch verstehen, aber dann würde ich doch die Probleme nur in die Fraktion verlagern. Die CSU im bayerischen Landtag ist doch ein Beispiel dafür. Also ich brauche keine absolute Mehrheit, mir ist es lieber, ich muss die anderen überzeugen.
Das Gespräch führte Thorsten Gütling
Info: Das Interview mit Landrat Hermann Hübner wird in drei Teilen fortgesetzt. In den nächsten Teilen spricht der Landrat unter anderem darüber, wie er mit Kritik an seiner Person umgeht, wie es um die Zukunft des Fichtelgebirges bestellt ist und wie es mit der Bargeldversorgung auf dem Land weitergeht.