Willkür? Ärger über Preis für Fahrgeschäft

Von K. Wojczenko und M. Fischer
Mit 150 Stundenkilometer schießt der Sling Shot Fahrgäste in einer Metallkugel auf eine Flughöhe von 70 Metern. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Betreiber des "Sling Shot" auf dem Bayreuther Volksfest legt den Eintrittspreis für sein Fahrgeschäft jeden Tag neu fest. Damit zieht er sich nicht nur den Zorn manchen Besuchers, sondern auch den der anderen Schausteller zu.

 
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Evi Gramaglia aus Heinersreuth staunte nicht schlecht. Zehn Euro sollte sie auf dem Volksfest für eine Fahrt mit dem "Sling Shot" bezahlen - am Familientag, wo alle Fahrgeschäfte nur den halben Preis kosten. Dabei hatte der Kurier in seinem Fahrgeschäfte-Check doch berichtet, eine Fahrt koste regulär zehn Euro.

"Ich habe dem Mitarbeiter dann vorgerechnet, dass die Hälfte von zehn Euro doch fünf Euro sei, beziehungsweise dass für zehn Euro dann zwei Personen fahren dürften", schreibt sie in einem Leserbrief an den Kurier.

Schreibfehler? Rechenfehler? Weder noch! Als Kurier-Redakteurin Ute Eschenbacher am vorvergangenen Samstag zum Test der Fahrgeschäfte auf dem Volksfest unterwegs war, stand auf dem Preisschild des "Sling Shot", einer Metallkugel, die in den Himmel geschleudert wird, definitiv zehn und nicht 20 Euro. Der Betreiber rief nach Erscheinen des Artikels in der Redaktion an und sagte, er lege die Preise täglich neu fest. Er behalte sich seine Preisgestaltung selbst vor und wolle flexibel reagieren.

"Das Geschäftsgebaren solcher Zeitgenossen sollte man genau beobachten", findet Evi Gramaglia. Sie hat beschlossen: "An uns wird dieser Geschäftsmann auf jeden Fall nichts verdienen."

Auch Gudrun Sommerer, Vorsitzende der Bayreuther Schausteller, ist hörbar verärgert: „Das geht überhaupt nicht und das hat es meines Wissens noch nie gegeben. Das akzeptieren wir nicht. Das ist für uns kein Kollege. Dieses schwarze Schaf schädigt unseren Ruf. Die Besucher wollen Verlässlichkeit bei den Preisen. Ich denke, die BMTG wird ihre Schlüsse ziehen. Dieser Mann wird nie mehr eine Zulassung bekommen.“

Jan Kempgens, bei der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH fürs Volksfest verantwortlich, hatte schon geahnt, dass es wegen der Preisänderung Stunk geben würde. „Ich bin verärgert.“ Seit 14 Jahren kümmert er sich ums Volksfest, aber dass ein Schausteller mit Klebeschildern den Preis verändert, sei das erste Mal.

Grundsätzlich sind Preisänderungen erlaubt, sagt Kempgens. "Das ist ein Mal am Anfang des Volksfests möglich." Franz Printschler, dem der Sling Shot gehört, habe dies auch getan: Von 15 auf 20 Euro erhöht. "Später hat er eine Art Happy Hour für zehn Euro angeboten." Dafür habe er den Preis mit dem Schild überklebt, dass die 15 Euro nur noch teils zu sehen waren. Was Kempgens noch sagt: Während des Volksfestumzugs machte der Betreiber eine Aktion für einen Euro. Und während des Tags für Menschen mit und ohne Handicap fuhr er zwischen 13 und 15 Uhr sogar kostenlos. Er habe dies selbst gesehen.
 

Der Aufkleber des Anstoßes. Foto: Katharina Wojczenko
 

Was ihm ein Dorn im Auge ist: Dass Printschler am Familientag den Preis nicht wie alle anderen halbiert hat. Beziehungsweise ihn vorher verdoppelt hat, um auf denselben Preis wie sonst zu kommen. Dabei verpflichte der Vertrag mit der BMTG alle Schausteller, sich an Aktionen des Veranstalters zu beteiligen. Eine davon: beim Familientag halben Preis verlangen. "Daran muss er sich halten, sonst machen wir uns das ganze System Familientag kaputt." Als der Kurier-Artikel mit dem Fahrgeschäfte-Check samt Preisangabe erschien, sei ihm klar gewesen: "Die Leute erwarten am Familientag fünf Euro, sonst gibt es Ärger." Er sei mit dem Artikel deshalb zu Printschler gegangen und habe ihn darauf hingewiesen. Das Problem: "Wovon halber Preis?", sagt Kempgens. Der Sling Shot habe dieses System torpediert. "Wir werden künftig festschreiben, dass Preisänderungen während des Volksfests nur mit Zustimmung des Veranstalters erlaubt sind."

Ob er, wie es Schausteller-Vorsitzende Sommerer fordert, dem Sling Shot künftig keinen Platz mehr in Bayreuth gibt? "Dazu kann ich mich nicht äußern."

So reagiert der Sling-Shot-Betreiber auf die Kritik.

Und so schießen die Bayreuther zurück.

 

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