Bundesweites Modellprojekt sucht nach wie vor aber eine Partner-Universität Medizin-Campus ab 2017 denkbar

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Wird das Kulmbacher Krankenhaus bald zum Lehrkrankenhaus? Die Stadt versucht, gemeinsam mit der Universität Bayreuth eine europäische Hochschule nach Kulmbach zu holen, die dort Medizinstudenten ausbildet. Foto: Archiv Foto: red

Ab 2017 könnten die ersten Medizin-Studenten in Kulmbach ausgebildet werden. Wenn alles klappt wie geplant und sich eine europäische Partner-Universität findet, die in der oberfränkischen Stadt einen Standort eröffnet.

 
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Unter den Kulmbacher Stadträten macht sich nicht nur Vorfreude bemerkbar. Man kann sogar von Euphorie sprechen, die Donnerstag im Stadtrat nach dem Vortrag von Klaus Nagels herrschte. Der Bayreuther Universitätsprofessor für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften stellte dem Gremium die bisherigen Vorarbeiten zum Medizin-Campus in Kulmbach vor.

Ärzte im Durchschnitt immer älter

Die Bestandsaufnahme von Nagel und seinem Team zeigt: Besonders auf dem Land fehlen junge Ärzte. „In zehn Jahren werden 53 Prozent der Ärzte älter als 60 Jahre sein“, war eines der Ergebnisse, die Nagels vorstellte. Auf 9000 Studienplätze im Fach Medizin kommen in einem Wintersemester 43000 Bewerber. „Wir dürfen daher nicht weiter abwarten und Sie haben die Initiative ergriffen“, sagte Nagels, „und damit ergreifen Sie eine realistische Chance“. In fünf Jahren könnte es bereits zu spät sein, um dem Ärztemangel im ländlichen Raum noch entgegenwirken zu können.

Mehr Ärzte für den ländlichen Raum

Dabei sieht er viele Vorteile, die für einen Medizin-Campus am Kulmbacher Klinikum sprechen: Ärzte könnten zielgerichtet für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum ausgebildet werden. Im Klinikum selbst bestehe die Möglichkeit, neue Technologien auszuprobieren und Forschung zu betreiben. Somit könnte der Campus auch die Wirtschaft fördern. „Das Ziel ist, Ärzte an die Region zu binden.“ Doch das wichtigste ist, einen geeigneten Kooperationspartner zu finden. Nagels und sein Team haben sich dafür zirka 25 Hochschulen angesehen. In Pilsen, Graz, Klausenburg, Maastricht, Brüssel, Riga, Split, Krakau, Prag und Budapest, um nur einige zu nennen. Drei bis fünf kommen Nagels zufolge in die engere Wahl. Danach sei eine Machbarkeitsstudie zu entwickeln und ein wirtschaftliches Angebot auszuarbeiten. „Idealerweise fangen wir 2017 an.“ Die Lehre würde wahrscheinlich auf Deutsch und Englisch angeboten werden, so Nagels, der sich den Medizin-Campus als Modellprojekt vorstellt, das bundesweit eine führende Rolle in der ländlichen medizinischen Versorgung einnimmt.

Wegweisendes Zukunftsprojekt

Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) und der gesamte Stadtrat versprechen sich sehr viel von der Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth. Für die nächsten drei Jahre bewilligte die Oberfrankenstiftung dafür Fördermittel in Höhe von 600 000 Euro. Nicht nur soll das Modellprojekt die Ärzteversorgung in der Region langfristig sicherstellen, sondern auch mehr Leben in die Stadt Kulmbach bringen. „Wir müssen es probieren und ich denke, es ist ein zukunftsfähiger Weg“, sagte Schramm. Damit fand er parteiübergreifend große Zustimmung. „Ich denke, Europa bietet uns hier eine große Chance“, sagte Landtagsabgeordnete Inge Aures (SPD). Doch dürfe nicht verschwiegen werden, dass das Studienangebot die Eltern Geld kosten werde. Bürgermeister Frank Wilzok (CSU), seit 27 Jahren am Klinikum tätig, bekräftigte, dass das Personal hinter dem Projekt stehe. FDP-Stadtrat Thomas Nagel fand: „Das ist besser, als jede Behördenverlagerung, die man bekommen kann.“ CSU-Fraktionsvorsitzender Michael Pfitzner sagte, er habe nie gedacht, dass die Vision von Altbürgermeister Wolfgang Protzner, 1000 Studenten in die Stadt zu bekommen, doch noch wahr werden könnte.

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