Uni Bayreuth sucht nach Partner-Hochschule Großes Ziel: Medizin-Studium in Kulmbach

Von Frank Schmälzle
Im Klinikum Kulmbach sollen die Studenten der Medical School ihre praktische Ausbildung bekommen. Foto: Archiv Foto: red

Medizin-Studium in Kulmbach? Klingt unglaublich, ist aber realistisch. Die Universität Bayreuth und die Stadt Kulmbach arbeiten daran, dass innerhalb der nächsten drei Jahre eine private Medical School in Zusammenarbeit mit einer europäischen Universität in Kulmbach entstehen kann. In Bayreuth sieht man das Projekt kritisch. Weil es das Klinikum schwächen wird.

 
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Stefan Leible weiß um den kommunalpolitischen Zündstoff, der in diesem Thema steckt. Bayreuth gegen Kulmbach. Der Präsident der Universität Bayreuth sieht die Fakten. In Kulmbach tut sich eine Chance auf. Deshalb sucht der Bayreuther Professor für Medizinmanagement Klaus Nagels mit zwei Doktoranden nach einer europäischen Partneruniversität, die Medizinerausbildung am Standort Kulmbach anbietet. Das Europarecht macht dies möglich. Beispiel Nürnberg: Das Klinikum dort arbeitet mit der Universität Salzburg zusammen, betreibt eine Medical School.Bildet Ärzte aus, die am Ende eine Zulassung nach österreichischem Recht bekommen. So soll es auch in Kulmbach laufen. Die Praxis sollen die angehenden Mediziner im Kulmbacher Krankenhaus erlernen. Die Oberfrankenstiftung bezahlt die Vorarbeiten für die Medical School, das Votum im Stiftungsrat war einstimmig.

Entscheiden wird aber wohl das Wissenschaftsministerium in München: Universitätspräsident Leible macht den Erfolg des Projektes vom Geld abhängig. "Wir würden der Medical School Service in der Lehre zuliefern. Aber nur gegen Vollkosten." Dazu bräuchte die Universität zusätzliche Lehrstühle in der Biomedizin.

Kulmbach hat Erfahrung

Kulmbachs Oberbürgermeister Henry Schramm erklärte im Kurier-Gespräch, innerhalb eines Jahres solle eine europäische Partneruniversität für die Medical School in Kulmbach gefunden sein. "Ein, zwei Jahre später kann es dann losgehen." Bereits im vergangenen Jahr hatte sich Kulmbach um eine Medical School bemüht. Damals setzte sich die Stadt in einem bundesweiten Wettbewerb unter 28 Mitbewerbern durch. Am Ende scheiterte der Vertragsabschluss mit einer Stiftung, die die Medical School initiieren wollte. Weil diese Stiftung dann Einfluss auf die Besetzung von Posten im Kulmbacher Klinikum gehabt hätte. An den Grundlagen habe sich aber nichts verändert, sagt Schramm: "Jährlich gehen 11000 junge Leute aus unterschiedlichen Gründen zum Medizinstudium ins Ausland. Viele von ihnen würden lieber in Deutschland studieren." Medical Schools böten die Chance dazu.

Negative Folgen für das Klinikum

Der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Fraktion im Bayreuther Stadtrat, Prof. Werner Grüninger, hatte das Vorhaben in einer Anfrage an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe öffentlich gemacht.  "Die Kulmbacher gehen schnell zu Werke", sagt Grüninger. Binnen weniger Wochen habe Oberbürgermeister Henry Schramm der Universität Bayreuth ein komplettes Projektkonzept für Medizin-Campus vorgelegt. Auch ein Gelände für das geplante Institut sei bereits ins Auge gefasst.Grüninger sieht das Vorhaben kritisch. Ein solches Institut werde negative Folgen für die Zusammenarbeit des Klinikums Bayreuth mit der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen haben. Das Klinikum Bayreuth bemüht sich seit Jahren darum, Lehrkrankenhaus für angehende Mediziner der Universität Erlangen zu werden. Nach den Skandalen, die das Klinikum zuletzt erschütterte, ruft die Zusammenarbeit derzeit. "Ein Institut in Kulmbach würde die Zusammenarbeit mit Erlangen zumindest bremsen."

Bayreuth hat abgelehnt

Der Medizinische Direktor des Klinikums Bayreuth, Prof.Klaus Henneking, stellt Fragen: Wie soll eine Medical School eigentlich funktionieren? "Dort gibt es wenig habilitierte Mediziner, die für die Lehre zur Verfügung stehen würden. Sollen die alle von der Partneruniversität eingeflogen werden?" Und wie soll eine Medical School, die Studiengebühren von bis zu 15.000 Euro pro Semester verlangt, in dieser Region funktionieren? "Ich halte das alles für einen Witz." Das Klinikum Bayreuth hatte in der Vergangenheit ein ähnliches Angebot.  Und hat Abstand genommen. Der Aufsichtsratsvorsitzende und Landrat Hermann Hübner hatte das Thema vom Tisch gewischt. Er habe keinen Nutzen in einem solchen Projekt gesehen, heißt es. In Kulmbach sieht man das anders.

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