Digitalzentrum: Macht München Feuer!

Man stelle sich das einmal vor: Die Staatsregierung will in jedem Regierungsbezirk ein solches Zentrum errichten, macht den Geldsack auf und fördert 90 Prozent der Baukosten. Für den Betrieb gibt es noch einmal Geld. 15 Jahre lang. In sechs von sieben Regierungsbezirken einigen sich potenzielle Standorte auf ihren besten Kandidaten und bewerben sich für eine Stadt. In Oberfranken schreien Bamberg, Coburg, Hof und Bayreuth: „Ich allein bin am besten geeignet! Ich will das neue Zentrum haben.“

Nachdem sich Bamberg und Hof schon seit Monaten mit Zusagen von Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner brüsten, kommt jetzt endlich auch Bayreuth in die Gänge und lässt den Stadtrat nächste Woche über eine Bewerbung entscheiden. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hat auf entsprechende Kritik der Stadtrats-CSU im Februar in dieser Zeitung gesagt: „Wir erhöhen unsere Chancen doch nicht dadurch, dass wir lautstark darüber reden.“ Klappern gehört aber zum Handwerk, weiß das Lehrbuch der Lokalpolitik. Umso mehr, wenn in München offenbar nach Gutsherrenart bereits vor Beginn der Ausschreibung entschieden wird – bereits Anfang Dezember haben sich Seehofer und Aigner für Bamberg ausgesprochen. Es sollen sogar schriftliche Unterlagen zu diesem Versprechen existieren.

Bayreuth hat nun brav bis zum Ende der offiziellen Bewerbungsfrist am 13. Mai gewartet. Mag die Bewerbung auch gut sein, „die in München“ brauchen Feuer unterm Hintern. Denn tatsächlich ist Bayreuth ganz objektiv der beste Standort in Oberfranken für ein solches Gründerzentrum. Wir haben eine Unternehmer-Universität, die eine spezielle Abteilung Entrepreneurship unterhält und international anerkannte Spitzenforschung betreibt. Wir haben zwei Fraunhofer-Gruppen, die anwendungsbezogen forschen. Die Handwerkskammer baut gerade ein bundesweit operierendes Digitalzentrum auf. Wir haben in Campusnähe ein Grundstück. Der Technologiehügel in Wolfsbach zeigt, dass Gründungen in der Provinz funktionieren. Die Netzwerke zwischen Forschung und Wirtschaft sind eng geknüpft. Verehrte Stadträte, macht das mal den Münchnern klar!

norbert.heimbeck@nordbayerischer-kurier.de

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