Bayreuth will IT-Gründerzentrum

Von Norbert Heimbeck
Archivfoto: Sebastian Kahnert/dpa Foto: red

Bamberg will es, Hof ebenfalls, und Coburg bewirbt sich auch: eines der digitalen Gründerzentren, mit denen die Staatsregierung Bayern fit für die Zukunft machen will, soll nach Oberfranken. Die Bamberger rühmen sich bereits, Horst Seehofer habe ihnen das Zentrum versprochen. Aus Hof hört man dasselbe über eine angebliche Zusage Ilse Aigners. Und in Bayreuth? Funkstille.

 
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Für die CSU-Fraktion im Stadtrat ist das ein untragbarer Zustand. Deshalb fordert Michael Hohl in einem Antrag an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, die städtische Wirtschaftsförderung solle eine Bewerbung erstellen. Die Kosten dafür schätzt er auf maximal 30 000 Euro; sie sollen in den Haushalt 2016 eingestellt werden.

Leider keine Aktivitäten wahrzunehmen

Hohl auf Kurier-Anfrage: „Wir nehmen leider bisher keine Aktivitäten der Stadt wahr, sich an dem Rennen um ein Gründerzentrum zu beteiligen.“ Dabei habe die Stadt wegen der Universität, den beiden Fraunhofer-Gruppen, Unternehmen wie Siemens, Telekom, AKDB und zahlreichen weiteren Unternehmen aus dem IT-Bereich „beste Voraussetzungen“ für eine Bewerbung. Bei den digitalen Gründerzentren handle es sich um ein „absolutes Zukunftsfeld. Das Schlagwort für den Mittelstand lautet im Moment Digitalisierung. In dieser Branche wird Wachstum stattfinden.“

Die Oberbürgermeisterin sagt, sie habe bereits im Dezember Wirtschaftsförderer Fredy Schmidt beauftragt, eine entsprechende Bewerbung zu erarbeiten. Brigitte Merk-Erbe: „Es haben bereits erste Kontaktgespräche mit den Kammern, dem Wirtschaftsministerium und der Universität Bayreuth stattgefunden.“ Die Bewerbung werde voraussichtlich Ende April fertig gestellt sein.

1,5 Milliarden Euro für flächendeckendes Internet

Zum CSU-Antrag sagt Merk-Erbe: „Der Antrag von Dr. Hohl hat sich demzufolge bereits erledigt. Aber selbstverständlich wird der Antrag dennoch in den städtischen Gremien behandelt.“ Warum hört man im Vergleich zu den oberfränkischen Mitbewerbern zu dem Thema so wenig aus dem Bayreuther Rathaus? Merk-Erbe: „Wir erhöhen unsere Chancen doch nicht dadurch, dass wir lautstark darüber reden. Ich bin überzeugt, dass wir eine ordentliche Bewerbung abgeben werden.“ Könnte das Versprechen Erwin Hubers, sich für eine Förderung der Stadthallensanierung einzusetzen, ein Grund für das Schweigen sein? Merk-Erbe: „Wir haben doch schon im Dezember den Auftrag zur Bewerbung erteilt. Das hat sicher nichts miteinander zu tun.“

Auch Michael Hohl sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Huber-Versprechen und der Funkstille: „Das glaube ich nicht. Das sind völlig unterschiedliche Fördertöpfe.“ Trotzdem würde er eine offenere Kommunikation begrüßen: „Bei solchen Projekten ist der Weg das Ziel. Selbst wenn eine andere Stadt das Gründerzentrum erhalten sollte, könnte die gemeinsame Arbeit an der Bewerbung doch Vorteile bringen. Es könnte sich ein Netzwerk bilden, das später aus eigener Kraft weitermacht.“

Nach dem Willen der Staatsregierung soll sich der Freistaat „zum Top-Gründerland in Deutschland entwickeln“. Mit 1,5 Milliarden Euro stelle der Freistaat so viel für flächendeckendes Internet zur Verfügung wie kein zweites Bundesland. Mit dem Zentrum Digitalisierung.Bayern würden die Aktivitäten von Forschung und Unternehmen gebündelt, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.

Dafür soll in jedem Regierungsbezirk mindestens ein Zentrum aufgebaut werden – die Kommune soll Gründungswillige aus dem IT-Bereich unterstützen, Hochschule und Wirtschaft als Partner ins Boot geholt werden. Das Ministerium legt die Auswahl bewusst als Wettbewerb der Städte untereinander an. Absicht der Politik ist es, Konzepte zu bekommen, die „durch ihre Kombination aus Infrastruktur und Vernetzung überzeugen“.

Sonderförderung für die 20 innovativsten Unternehmen

In München stellt man sich vor, dass „ein Ökosystem entsteht, ein Netzwerk für neue Produkte und Dienstleistungen, basierend auf den Möglichkeiten digitaler Technik.“ In jedem Regierungsbezirk soll mindestens ein zentraler Anlaufpunkt für Gründer entstehen. Die Förderquote dafür soll bis zu 75 Prozent betragen, in „Räumen mit besonderem Handlungsbedarf“ (dazu zählt praktisch ganz Oberfranken mit Ausnahme von Stadt und Landkreis Bamberg) sollen bis zu 90 Prozent gefördert werden können. Des weiteren sollen branchenübergreifende und überregionale Netzwerke mit bis zu 250 000 Euro gefördert werden. Und schließlich stellt das Wirtschaftsministerium außerhalb dieses Konzepts eine Anlaufförderung für die 20 innovativsten Unternehmen in Aussicht.

Bis zum 13. Mai müssen Bewerbungen im Wirtschaftsministerium vorgelegt werden, die Entscheidung der Jury soll noch im zweiten Quartal 2016 bekannt gegeben werden.

Info: Im Wettbewerb um das Modellvorhaben „Digitale Einkaufstadt“ hat sich die Stadt Coburg mit ihrer Bewerbung gegen 33 andere Städte und Gemeinden aus Bayern durchgesetzt und wird als „Modellkommune“ in den nächsten zwei Jahren vom Wirtschaftsministerium gefördert.

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