Die Bewerbung ist fertig und der Optimismus groß, aber die Konkurrenz in Oberfranken ist hart Stadt will das digitale Gründerzentrum

Von Frank Schmälzle
 Foto: red

Nach Bamberg, Coburg und Hof jetzt auch Bayreuth: Folgt der Stadtrat in seiner Sitzung am nächsten Mittwoch dem Gutachten des Hauptausschusses, hat das Bayerische Wirtschaftsministerium pünktlich zum Ablauf der Frist am 13. Mai eine Bewerbung aus Bayreuth für ein digitales Gründerzentrum auf dem Tisch. Der Freistaat zeigt sich spendabel. Doch die Konkurrenz ist hart.

 
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Fünf Erfolgsfaktoren hat Stefan Leuninger für ein digitales Gründerzentrum ausgemacht: funktionierende Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft, räumliche Nähe zur Universität, genug Platz für ein passendes Gebäude und für Firmenansiedlungen drumherum, gutes Angebot für Unternehmensgründer beim Coaching und im Wissenstransfer und professionelles Management des Gründerzentrums. „Das alles haben wir“, sagt der Stadtentwickler aus Kaufbeuren, der gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrum für den Mittelstand, Prof. Daniel Baier, die Bayreuther Bewerbung geschrieben hat. „Und daran kommt auch das Ministerium nicht vorbei.“

"Bei der Regierung steht ein Geldsack"

Ein Gebäude mit 2000 Quadratmeter, sagt Leuninger, müssen für ein digitales Gründerzentrum sein. Auf dem Zapf-Gelände, direkt gegenüber der Universität. Plus zwei Mitarbeiter, die das Zentrum managen. Trotzdem bliebe für die Stadt ein überschaubarer Betrag zu tragen: 130 000 bis 150 000 Euro pro Jahr. „Und das wäre der schlimmste Fall.“ Denn der Freistaat macht die Taschen auf: 90 Prozent der Bau- oder Mietkosten und die Hälfte der Kosten für das Netzwerken zwischen Digital-Gründern und regionalen Unternehmern kommen aus München. 15 Jahre lang. Leuninger sagt: Die Stadt sollte das Gründerzentrum nicht selbst bauen. Das könnten Investoren wirtschaftlicher erledigen und flexibler handhaben. Wenn Bayreuth den Zuschlag bekommt, „dann steht ein Geldsack bei der Regierung von Oberfranken“. Die ist für die Verteilung der Förderung zuständig.

"Wir hoffen auf ein unabhängiges Votum der Jury"

Wenn. Als die Bayerische Staatsregierung ihr Förderprogramm für digitale Gründerzentren im Freistaat auflegte, sollte eines in jedem Regierungsbezirk entstehen. In allen anderen Regierungsbezirken hat man sich auf eine Bewerbung geeinigt. In Oberfranken werden es voraussichtlich vier sein. Aus Bamberg, Hof, Coburg und Bayreuth. Bamberg und Hof haben in den vergangenen Monaten bereits Zusagen bekommen (siehe unten stehenden Artikel). „Wir hoffen auf ein unabhängiges Votum der Jury“, sagt Leuninger. Unabhängig von politischen Versprechen, nur an den Fakten orientiert. Die spächen klar für Bayreuth. Das beanspruchen die anderen oberfränkischen Bewerber allerdings auch für sich.

Was Bayreuth von einem digitalen Gründerzentrum hätte? Es sind schon Unternehmen weggegangen aus Bayreuth, sagt Leuninger. Das soll sich nicht wiederholen. Kreativität würde mit einem an Bayreuth gebunden, ein strategischer Ansatz der Stadtentwicklung würde gestärkt. Der, eine Technologieachse zwischen dem Uni-Campus und den Forschungseinrichtungen in Wolfsbach auf- und auszubauen. Deshalb hat die Bayreuther Bewerbung einen besonderen Namen: Technologieachse 2016 plus.

Die Grünen stellen die Gerechtigkeitsfrage

Bei diesem Thema sind sich CSU und BG, SPD, FDP/DU und Junges Bayreuth einig. Michael Hohl (CSU) sagt: Das ist ein Zukunftsprojekt, die Kosten seien erstaunlich günstig und er erinnert daran, dass die Bayreuther Bewerbung auf einen Antrag seiner Fraktion zurückgehe. Stephan Müller (BG) und Iris Jahn (Junges Bayreuth) schließen sich an, Thomas Bauske (SPD) sagt: „Ein solches Zentrum wäre ein idealer Nährboden für digitale Unternehmen und Bayreuth hat ideale Voraussetzungen.“ Endlich mal die richtige Diskussion in einem Stadtratsgremium, sagt Thomas Hacker (FDP/DU). Eine Diskussion um die Zukunft der Stadt und um neue Arbeitsplätze. Aber: Hacker hat Zweifel, dass es mit der Bayreuther Bewerbung tatsächlich klappt. „Ich habe fünf Jahre lang Praktikum bei der CSU gemacht“, sagt der ehemalige FDP-Fraktionsvorsitzende im Landtag. Und seitdem wisse er, wie über solche Angelegenheiten entschieden werde.

Nur die Grünen finden die Idee nicht gut. „Warum sollen wir Akademikern die Büros finanzieren? Warum sollen wir eine künstlich subventionierte Konkurrenz zu anderen jungen Unternehmen herstellen? Wir würden über 15 Jahre hinweg fast zwei Millionen Euro ausgeben. Das ist Geld, das sonst allen Bayreuthern zugute käme“, sagt Tim Pargent.

Gegen die beiden Stimmen, die die Grünen haben, stimmen die Mitglieder des Hauptauschusses der Bayreuther Bewerbung für ein digitales Gründerzentrum zu. Die Jury wird voraussichtlich um die Jahresmitte mitteilen, welche Bewerbungen zum Zug kommen.

Die Oberfranken-Konkurrenz um das digitale Gründerzentrum

Welche Chancen hat Bayreuth, ein digitales Gründerzentrum zu bekommen? In den vergangenen Monaten schien die Sache schon entschieden zu sein. Eine Chronologie:

Februar 2015: Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke reagiert schnell auf die Erklärung der Bayerischen Staatsregierung, in jedem Regierungsbezirk ein digitales Gründerzentrum einrichten zu wollen. „Bamberg bietet sich für Oberfranken in herausragender Weise an“, sagt Starke. Gründe: die Informatik-Fakultäten der Uni Bamberg, die international tätigen IT-Unternehmen und die Tatsache, dass der IT-Cluster Oberfranken seinen Sitz in Bamberg hat.

November 2015: Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml macht sich für ihre Heimatstadt Bamberg stark. Trotz einer Rückführungseinrichtung für Flüchtlinge müsse auf dem Gelände der ehemaligen US-Kaserne Platz für Stadtentwicklung sein. Dazu gehört für sie auch ein digitales Gründerzentrum.

Dezember 2015: Ministerpräsident Horst Seehofer hat Bamberg bei der Erweiterung des Flüchtlingszentrums eine Quasi-Zusage für ein digitales Gründerzentrum gegeben. Auch der Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner sagt, er habe für seine Stadt eine mündliche Zusage der Staatsregierung, den zweiten Gründerzentrums-Standort bekommen. Das sorgt für Unmut. Der Hauptgeschäftsführer der IHK Coburg Siegmar Schnabel fordert: Jede Region in Oberfranken muss eine faire Chance bekommt.

Februar 2016: Die CSU im Bayreuther Stadtrat fordert die Verwaltung auf, eine Standortbewerbung vorzulegen. Zeit genug sei noch, die Ausschreibungsfrist endet am 13. Mai.

April 2016: Coburg hat einen Arbeitskreis gegründet, der die Bewerbung der Stadt um eine digitales Gründerzentrum vorantreiben soll. Aber es gibt Ärger: Laut Medienberichten pocht der Präsident der Hochschule Coburg , Prof. Michael Pötzl, darauf, dass sich Coburg mit Kronach und dem dortigen Innovationszentrum bewerben solle. Das wollen Coburger Stadträte nicht, aber sie wissen: eine Bewerbung wird nur erfolgreich sein, wenn eine Hochschule mitzieht.

Mai 2016: Die Bayreuther Bewerbung ist fertig.

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