Der erster Teil des Epos um Weltgeschichte in der Provinz läuft heute im ZDF TV-Dreiteiler "Tannbach": Dreharbeiten fanden teils in Oberfranken statt

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Eine Landkarte, auf der ein blutroter Strich gezogen wird. Untermalt von dramatischem Trommelwirbel. So beginnt der ZDF-Dreiteiler „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“. Der erste Teil des historischen Filmepos „Der Morgen nach dem Krieg“ wird am Sonntag, 4. Januar, um 20.15 Uhr im ausgestrahlt. Der ein oder andere Zuschauer ein Stück seiner Heimat im Film wiederfinden. Oder sich selbst: Ein Teil der Dreharbeiten fand vor oberfränkischer Kulisse statt.

 
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Die Umgebung von Bayreuth wurde zur Filmkulisse: Im Bauernhofmuseum Kleinlosnitz und auf einem Einzelanwesen bei Limmersdorf fanden Dreharbeiten statt. Rund 3000 Komparsen wurden für das historische Drama engagiert.

Neun Drehtage im Sommer

Die Atmosphäre während des Drehs sei sehr schön gewesen. Regisseur Alexander Dierbach hat die Dreharbeiten in der Region in guter Erinnerung, wie er im Gespräch mit dem Kurier kurz vor dem Serien-Start sagt. Während der neun Drehtage Ende Juni, Anfang Juli wohnte er in Bayreuth. „Es war angenehm, von dort aus zu drehen.“ Begonnen haben die Filmaufnahmen in Tschechien. Der Film schildert die Geschichte eines fiktiven Dorfes zwischen Bayern und Thüringen in der Zeit von 1945 bis 1952. Erst von den Amerikanern besetzt, dann von den Sowjets, schließlich geteilt. Nicht schwer zu erraten, dass das Vorbild für das Geschichtsdrama in der Provinz der Ort Mödlareuth ist, auch „Little Berlin“ genannt.

Ungefähr eineinhalb Jahre befasste sich Regisseur Dierbach mit dem Stoff, bis der Film im Kasten war. Was ihn reizte an der Erzählung? „Dass hier nicht eine klassische Heldenreise erzählt wird, sondern ein Ablösungsprozess “, sagt der 35-Jährige. Ein Teil der Verwandten Dierbachs lebt in Ostdeutschland. Doch die Zeit nach 1945 sei für ihn „eine großes Nebelfeld“ gewesen. Bis er sich mit den Büchern zu „Tannbach“ befasste. Das Schicksal verschiedener Familien und Generationen wird über unterschiedliche soziale Schichten hinweg geschildert. Adelige und Großbauern, einfache Arbeiter und Flüchtlinge tauchen als exemplarische Figuren auf. „Ich habe versucht, kein trockenes Stück aus dem Geschichtsunterricht herunterzuspulen, sondern die damaligen Entwicklungen in eine unterhaltende, spannende und dichte Filmhandlung einzuweben“, sagt Dierbach. Doch es sei eine Kunst, jedem Charakter gerecht zu werden. Weil der Film Geschichte extrem verdichtet erzählt, habe er nicht viel Zeit für die einzelne Figur gehabt. Jedoch wollte er auch nicht nur von einem zum anderen springen, um den Darstellern gerecht zu werden.

Professionelle Ensembleleistung

Das erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. „Das ist wie wenn man einen Tisch austarieren muss, bis er gerade steht“, erklärt Dierbach, „denn sonst ist das Gesamtkonstrukt wackelig.“ Doch Dierbach konnte bei „Tannbach“ nicht nur auf ein riesiges, sondern ebenso auf ein hochprofessionelles Ensemble zurückgreifen. Der Film ist daher vor allem als Gemeinschaftsleistung zu sehen. Dem jüngeren Zuschauer bringt er Zeitgeschichte eingängig näher. Etablierte Schauspieler wie Heiner Lauterbach (Georg von Striesow), Nadja Uhl (Liesbeth Erler) und Martina Gedeck (Hilde Vöckler) spielen neben jungen Nachwuchstalenten wie Henriette Confurius (Anna von Striesow), Jonas Nay (Friedrich Erler) und Ludwig Trepte (Lothar Erler).

Einige der Schauspieler habe er früher als Fahrer kennengelernt, verrät Dierbach. Als er als Produktionsassistent am Filmset seine ersten Jobs hatte. „Tannbach“ ist sein erster Film in dieser Größenordnung. An 80 Drehtagen sind fast 10 000 Minuten Film entstanden. Eine gezeigte Filmminute entspricht etwa 35 Minuten Drehzeit. Über 5000 historisch nachempfundene Kostüme trugen dazu bei, die Geschichte authentisch wirken zu lassen. Und sie sollte unbedingt auf dem Land spielen.

Trotzdem sei „Tannbach“ in erster Linie eine Fiktion und keine Dokumentation, betont Dierbach, der weiß, dass er am Sonntag gegen „starke Gegner“ im ersten Programm bestehen muss. „Ich würde mich freuen, wenn sich einige Zuschauer aus Oberfranken zuschalteten – und sich für uns entscheiden.“

Info: Die weiteren Folgen: Die Entscheidung – Montag, 5. Januar; Mein Land, dein Land – Mittwoch, 7. Januar, jeweils 20.15 Uhr.

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