Ohne Plan, was aus der Stadthalle wird, ist keine Sanierung möglich – Droht Schließung 2015? Stadthallen-Tiefgarage: Fichtenwald im Millionengrab

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Sanierungsfall unter dem Sanierungsfall: Lange wird die Statik der Tiefgarage unter dem Geißmarkt nicht mehr mitmachen. Jährlich gibt es Gutachten. Im schlimmsten Fall droht bereits Ende des Jahres die Schließung, wenn der Statiker den Daumen senkt. Doppeltes Problem für die Stadtwerke: Sie müssen Millionen in die Sanierung einer wirtschaftlich nicht rentablen Garage stecken. Und sie können ohne Plan, was aus der Stadthalle nun werden soll, nicht anfangen.

 
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Im zweiten Untergeschoss ist Wald. Fichtenwald. Hier parkt schon das zweite Jahr kein Auto mehr. „Hunderte Fichtenstämme“, sagt Gerd Luber, der Leiter der Abteilung Bauwesen bei den Stadtwerken, sind hier gestellt worden. Sie tragen die Zwischendecke der Tiefgarage. Auf der Decke stehen die Autos, die noch im ersten Untergeschoss parken können. Die Zwischendecke gleicht auf ihrer Oberseite einem Flickenteppich. Abgeplatzter Beton, Risse, Löcher, die den Blick freigeben auf die ehemalige Armierung – die Stahlbewehrung des Betons. Ehemalig deshalb, weil die obere Armierung in Teilen nicht mehr vorhanden ist. Aufgefressen vom Tausalz.

Gerd Luber sagt, dass die Stadtwerke – sie haben die Tiefgarage, die von der Stadt gebaut worden ist, in den 90er Jahren übernommen – mit dem Problem nicht allein dastehen. „Das gibt es in vielen Städten, die Tiefgaragen und Parkhäuser aus der Zeit haben.“ Es sei auch kein Problem, das man hätte aufhalten können. „Das Salz war schon nach dem ersten Winter drin“, sagt Luber. Jeder Winter brachte mehr Salz mit, das im tauenden Schnee aus Radkästen und von Unterböden der Autos tropfte, durch den nicht versiegelten Beton sickerte oder auf dem Boden, der zu wenig Gefälle hatte, stehen blieb.

Spätestens seit Anfang 2000 macht man sich Gedanken über den Zustand der Tiefgarage. „Seit 2007 machen wir jährliche Gutachten. Erste Notabstützungen im Bereich der Stahlbetonkonsolen gab es 2008“, sagt Luber. 2013 war dann die ganze Fläche des zweiten Untergeschosses vollgestellt mit Fichtenstämmen – und es musste sogar noch einmal nachgelegt werden, mussten weitere Holzbalken gestellt werden. Luber sagt, eine Sanierung der Tiefgarage sei nach jetzigen Erkenntnissen und Aussagen der Gutachter machbar. „Mit großem Aufwand. Als komplette Sanierung.“ Nur stückchenweise – keine Chance. Die Kosten? „Mehrere Millionen“, sagt Luber.

Die Gutachten, die bislang gemacht wurden, „beziehen sich auf das Abschätzen des Gefährdungspotenzials“, sagt Luber. Ein Gesamtkonzept für die Sanierung ist untrennbar damit verknüpft, wie die Stadthalle einmal aussehen wird, denn: Es geht um neue Zugänge von der Stadthalle zur Tiefgarage. Es geht um statische Schnittmengen. Zum Beispiel, wenn das verglaste Foyer auf dem Geißmarkt-Deckel gebaut wird, hat das Auswirkungen auf die Statik der Tiefgarage.

„Es macht auch nur Sinn, wenn man die Sanierung der Stadthalle und der Tiefgarage gemeinsam angeht“, sagt Jürgen Bayer, der Geschäftsführer der Stadtwerke. „Das ist eng verzahnt.“ Luber sagt, drei Jahre – diese Zeit ist ungefähr die Richtschnur für die Sanierung der Stadthalle – werde es nicht dauern, die Tiefgarage wieder fit zu machen. Allerdings drücken Bayer weitere Sorgen: „Ich hoffe, dass wir keine Überraschung erleben, was den Deckel des Geißmarktes angeht. Es gibt zwar aktuell keine Anzeichen. Aber wenn, müsste auch der Deckel runter. Und dann wird es noch teurer.“

Nach aktuellen Plänen – deren Bestand am 18. April auf den Prüfstand kommt – fallen „50 bis 60 Parkplätze oberirdisch weg. Insgesamt werden von den einst 358 Parkplätzen nach einer Sanierung 200 bis 220 Parkplätze übrig bleiben“, sagt Bayer. „Ein teures Erbe, von dem ich nicht sehe, dass es einmal wirtschaftlich zu betreiben sein könnte.“ Denn die Auslastung der Tiefgarage ist schlecht. Wenn keine Veranstaltungen sind, parken hier vorwiegend Dauerparker. Wenn Veranstaltungen sind, ist die Fläche zu klein.

Wie lange sie noch dort parken, liegt in den Händen der Statiker, sagt Bayer. „Schlimmstenfalls müssen wir schon Ende 2015 zumachen. Kommt drauf an, was das nächste Gutachten bringt.“ Aber, sagt Bayer, das Problem sei ja bekannt. Seit 2007. Seit dem Jahr weiß man in der Stadt auch, dass man an die Stadthalle ran muss.

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