Vom Keller bis zum Dach: Kein Bereich des Denkmals ist ohne Mangel – Seit Jahren Handlungsbedarf Stadthalle Bayreuth: eine Bestandsaufnahme der Schäden

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Die Stadthalle muss saniert werden. Und zwar grundlegend. Daran, sagt der Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl, führt kein Weg vorbei. Eigentlich gibt es auch einen entsprechenden Stadtratsbeschluss. Eigentlich – weil es einen neuen Antrag der CSU gibt, aus der Kombi-Stadthalle mit Tagungs- und Theaternutzung eine reine Kulturstadthalle zu machen. In einer Sondersitzung soll am 18. April darüber beraten werden. Eine Bestandsaufnahme der Schäden.

 
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> Die Ausgangslage: Seit 2007, sagen Hans-Dieter Striedl und Holger Leverentz, der Projektleiter der Stadthallen-Sanierung bei der Stadt, ist klar, dass es Handlungsbedarf gibt. Weil kein Bereich der Stadthalle, die zwischen 1962 und 1965 saniert und umgebaut worden war, ohne Mangel ist. „Wir haben den Auftrag des Stadtrats, die Stadthalle zu sanieren und umzubauen, um sowohl Theater- als auch Tagungsnutzung dort unterzubringen. Die Beschlüsse sind da. Sie waren zum Teil knapp, aber es sind Beschlüsse“, sagt Striedl. Seit 2013 ist klar, wie die Stadthalle aussehen soll. „Die Vorplanung ist komplett abgeschlossen“, sagt Leverentz. „Wir wollen in die Entwurfsplanung geben, damit wir in die Werk- und Genehmigungsplanung gehen können.“ Damit könnten Zuschussanträge gestellt werden. Könnten. Wenn es bei dem Beschluss von 2012 bleibt. Bei einem Rundgang durch die Stadthalle am Mittwochvormittag sagen Leverentz und Striedl: „Die Stadthalle ist ein kompletter Sanierungsfall.“ Man müsse ran. An das ganze Haus. Zu oft habe man das schon aufgeschoben. „Man muss im Rahmen einer Generalsanierung auch ergründen, wie die Schäden, die wir gefunden haben, entstehen konnten.“

> Der Bühnenturm: Neuester Gebäudeteil, aber auch fast 50 Jahre alt. „Der obere Teil, wo Wind und Wetter angreifen, ist stark in Mitleidenschaft gezogen“, sagt Leverentz. Risse im Sichtmauerwerk. Wasser dringt ein. Innen fällt der Putz in großen Stücken ab. 22 Meter tief, ins Bühnenhaus.

> Das Dach: Größtes Problem der riesigen Dachflächen, die das Große und das Kleine Haus, den Balkonsaal und die Verbindungsbauten überspannen, ist die Ziegeldeckung. „Die Ziegel sind marode, sie sind versottet“, sagt Leverentz. Wind, Regen, Kälte setzen den Biberschwänzen zu, die an sich sehr haltbar sind. Aber: Hier brechen die Nasen der Ziegel ab, mit denen sie untereinander verhakt sind. „Wie das Dach arbeitet, sieht man im Dachboden. Alles rot vom Ziegelstaub“, sagt Striedl. Bei starken Wind drohen Ziegel nach unten zu stürzen. Eine im schlimmsten Fall tödliche Gefahr. Die Dachkonstruktion im Großen Haus ist eine Stahl-Falt-Konstruktion. Die ist nicht mit Brandschutzfarbe behandelt, muss abgeschliffen, geprüft und zumindest neu gestrichen werden.

> Die Gesimse: Die Mauerkrone aus Sandstein ist am gesamten Gebäude, das im 18. Jahrhundert als Markgräfliche Reithalle gebaut worden war, ein einziger, umlaufender Schaden. Schiebebewegungen der Dachstühle, zu viel Druck durch zu schwache Fundamente. „Wir finden überall Risse und Abplatzungen und durch Umwelteinflüsse bröckelnde Steinsubstanz.“

> Das Kleine Haus: Hier sind die Schäden optisch am offensichtlichsten. „Die Außenwände reißen durch Schubkräfte vom Dach. Auch hier gibt es ein Stahldach, das keine Gleitlager hat. Das schiebt“, sagt Leverentz. Zudem reißen die Fundamente, weil sich das Gebäude seit dem Bau der Geißmarkt-Tiefgarage im Jahr 1978 senkt. In dem Jahr ist der Stadtrat erstmals informiert worden, dass es Setzungen gibt. „Die Risse in den Wänden gehen bis runter ins Fundament.“ Probleme mit Feuchtigkeit in den Wänden gibt es im Kleinen wie im Großen Haus, mit entsprechender Schimmelproblematik.

> Das Große Haus: Rissbildung im Keller, Brandschutzprobleme, giftige Baustoffe aus früherer Zeit. Wegen Schimmel musste ein Teil des Küchentraktes im Keller vor etwa einem Jahr gesperrt werden. Balkonsaal und Großes Haus sind akustisch nicht voneinander getrennt. Die Flachdächer links und rechts des Balkonsaals: „Flickenteppiche“, sagt Leverentz. Mit entsprechender Tropf-Neigung bei Regen.

Unter Vollbetrieb, wie in der Stadthalle üblich, sagen Striedl und Leverentz, kann nicht saniert werden. „1996 haben wir so die Wandelhalle gemacht, weil die Deckenbalken durchhingen. Die Arbeiter standen gut ein Drittel der Zeit nur rum und haben gekehrt. Nicht machbar.“

Info: Bis zur Sondersitzung am 18. April berichtet der Kurier regelmäßig über das Thema Stadthalle.

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