Schreiben an Aufsichtsrat: 173 Mitarbeiter im Gesundheitswesen machen sich stark - Bauske: "Entscheidung jetzt" Rückendeckung für Ponsel

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173 Menschen haben auf einer Liste unterschrieben, die jetzt an den Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH ging. Sie wollen, dass Oliver Ponsel Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie wird. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Welle der Solidaritätsbekundungen mit dem Leitenden Oberarzt der Allgemeinen Chirurgie, Dr. Oliver Ponsel, ebbt nicht ab. Nach den niedergelassenen Ärzten, dem EHC Bayreuth und dem Schwimmverein ging jetzt eine Liste mit 173 Unterschriften der Mitarbeiter im Gesundheitswesen an den Aufsichtsrat. Das Ziel: Ponsel soll, wie 2008 schriftlich  zugesichert, Chefarzt werden. Das unterstreicht auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Bauske.

 
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"Die Mitarbeiter wollen helfen. Deshalb habe ich das in die Hand genommen und organisationsübergreifend die Unterschriften gesammelt", sagt die Bayreutherin Heike Rucker, die bei einem der großen Gesundheitsdienstleister in Stadt und Land arbeitet. "Die Leute, die auf der Liste unterschrieben haben, arbeiten alle im Gesundheitswesen, nicht nur im Rettungsdienst. Sie wollen Oliver Ponsel unterstützen", sagt Heike Rucker. "Das sind Leute, die mit ihm seit 1994 als Notarzt zu tun hatten, die mit ihm im Hubschrauber unterwegs waren. Denen geht es um Solidarität, darum, seine anerkannte Kompetenz zu unterstützen. Und um die Selbstverständlichkeit, dass er die Stelle bekommt und damit hier bleibt." Das, sagt Rucker, habe sie auch in dem Schreiben an die Aufsichtsräte der Klinikum Bayreuth GmbH zum Ausdruck gebracht, das sie am Dienstag zusammen mit den Unterschriftenlisten auf den Weg gebracht habe.

Ein Appell

"Das ist ein Appell von uns. Personenbezogen, nicht an die Organisationen gebunden. Dass man jetzt eine Entscheidung trifft. Für Ponsel, einem Arzt, der außerordentlich beliebt ist." Rucker sagt am Samstag auf Anfrage unserer Zeitung, auf ihr Schreiben habe sie bislang "keinerlei Feedback von den Aufsichtsräten bekommen". Das ist es auch, was Thomas Bauske wurmt. Bauske hatte in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion vor gut zwei Wochen ein Schreiben an Brigitte Merk-Erbe geschickt. Einen Brandbrief an die Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Klinikum Bayreuth GmbH. Rückmeldung: Fehlanzeige, sagt Bauske. "Es ist nichts passiert. Obwohl der öffentliche Druck deutlich spürbar ist. Dabei sollte man doch Politik für die Menschen machen, deren Anliegen erhören."

Außergewöhnliche Solidarität

Natürlich, sagt Bauske, müsse man als Politiker "nicht auf jeden Leserbrief reagieren. Aber das, was in der Causa Ponsel passiert ist, ist außergewöhnlich. Wenn sich Vereine, Mitarbeiter, Bürger, niedergelassene Ärzte und eine der Fraktionen im Stadtrat, die auch noch im Aufsichtsrat vertreten ist, für die Angelegenheit stark machen und es passiert nichts, ist das unverständlich". Die Lobby, die Ponsel habe, "könne man sich nicht kaufen. Die hat er sich erarbeitet. Das zeigt, dass er nicht nur fachlich gut ist, sondern auch menschlich was drauf hat". Bauske sagt, dass er nicht verstehen könne, dass "manche immer noch spekulieren, dass damals gemauschelt worde sei. Wenn man sich mal die Mühe macht, das nachzuvollziehen, dann erkannt man: das stimmt nicht". Der damalige Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl habe 2008 "eben nicht im Alleingang entschieden", dass man Ponsel halten und nach dem Ausscheiden Prof. Klaus Hennekings zum Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie machen wolle. "Der Aufsichtsrat war absolut eingebunden." An den Voraussetzungen habe sich nach seiner Auffassung seit dem Sommer 2008 nichts geändert. "Es kann daher nur eine Lösung geben: Dass man ihm jetzt die Stelle gibt. Das ist wichtig fürs Klinikum, für die Beschäftigten dort, dass man zu dem gegebenen Wort steht", sagt Bauske. Und zwar möglichst am Freitag, wenn der Aufsichtsrat wieder tagt.

Keine Gründe gegen Ponsel

Ponsel habe man nicht nur ein Versprechen gegeben. "Er hat von sich aus angeboten, dass er habilitieren würde. Dann hätte er halt zwei Jahre nicht operiert in Bayreuth. Aber man wollte die eierlegende Wollmilchsau. Wollte, dass er weiter zur Verfügung steht." Bauske sagt, an der Causa Ponsel hänge es sicher nicht, ob Bayreuth eine medizinische Fakultät bekomme. "Das hält man uns seit Jahren vor wie eine Möhre dem Esel." Das scheitere nicht an einem nicht habilitierten Chefarzt, "sondern an anderen Dingen. Dem Geld, zum Beispiel". Welche Gründe sprechen denn gegen Ponsel?, fragt Bauske. "Es sind faktisch keine da."

Motivator der Patienten

Das Gezerre um die Chefarztstelle verwundert auch einen, der rund 20 Jahre intensiv mit Oliver Ponsel zusammengearbeitet hat: Schorsch Vogel, Chefpilot und über Jahrzehnte Leiter der Station des Rettungshubschraubers Christoph 20. "Ich hatte über 2000 Flüge mit ihm. Von den 120 Ärzten, mit denen ich in meiner Zeit zusammengearbeitet habe, hat er die meisten Flüge gemacht", sagt Vogel. Er schätze Ponsel, sagt Vogel. Es sei ihm ein persönliches Anliegen, ihn zu unterstützen. "ich habe ihn auch als Operateur im eigenen familiären Bereich kennengelernt. Fachlich ausgezeichnet auch bei schwierigen Angelegenheiten. Und ein Motivator für die Patienten, der ihnen ehrlich Mut zuspricht. Und nicht das Blaue vom Himmel erzählt." Ponsel sei ein Mann mit Führungsqualität. Und einer, "der die Stimmung in der Klinik kennt. Es würde der Klinik gut tun, so einen Mann in die Spitzenposition zu holen".  

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