92 niedergelassene Ärzte aus Bayreuth und der Region fordern Oliver Ponsel als Henneking-Nachfolger Klinikum: Zoff um Chefarztstelle

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Der Leitende Oberarzt Oliver Ponsel will Chef der Allgemeinen Chirurgie am Klinikum werden. Einen Vorvertrag hat er seit acht Jahren. Die niedergelassenen Ärzte machen sich für ihn stark. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Im Klinikum Bayreuth stehen zwei Chefarztposten zur Neubesetzung an. Der von Dr. Walter Wagner, Chef der Unfallchirurgie. Und der von Prof. Klaus Henneking, Chef der Allgemeinen Chirurgie. Dessen Nachfolge schien geregelt zu sein. Vertraglich geregelt. Doch offensichtlich hakt es. Das hat mehr als 90 niedergelassene Ärzte veranlasst, sich in einem Schreiben für den designierten Nachfolger Dr. Oliver Ponsel stark zu machen.

 
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Das Schreiben, das der Internist Dr. Wolfgang Hennig initiiert hat, ging an einen großen Verteiler. An die Aufsichtsratsvorsitzenden der Klinikum Bayreuth GmbH, die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und den Landrat Hermann Hübner. Und an die Mitglieder des Aufsichtsrats. Hennig sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, er habe, wie viele seiner Kollegen auch, oft mit dem Chirurgen und Leitenden Oberarzt Oliver Ponsel zu tun. "Wir arbeiten seit Jahren gut zusammen." In dem Brief, der unserer Zeitung vorliegt, schreibt Hennig: Wie den Bayreuther Ärzten von "unseren kommunalen Politikern bekannt ist, steht als designierter Nachfolger Hennekings" Ponsel fest. "Dies wurde ihm von dem damaligen Geschäftsführer Roland Ranftl und dem Aufsichtsrat verbindlich zugesagt. Aufgrund der festen Zusage der Chefarztnachfolge im Klinikum Bayreuth hatte Herr Dr. Ponsel in den vergangenen Jahren mehrfach ihm angebotene Chefarztstellen abgelehnt."

Uniklinik: Nichts Konkretes

Hennig sagt: Er habe sowohl "mit dem Landrat als auch mit der Oberbürgermeisterin gesprochen. Die sagen, man wolle aus dem Klinikum eine Uniklinik machen". Aus Sicht der niedergelassenen Ärzte gebe es dazu keine konkreten Inhalte. Den niedergelassenen Ärzten sei es "von extremer Wichtigkeit, Chefärzte im Klinikum Bayreuth zu haben, von denen wir wissen, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen sind und eine sehr gute Versorgung unserer Patienten garantieren". Mit Ponsel wäre die Chefarztstelle, die ihm "seit 2008 zugesagt" ist, "gut besetzt". Ponsel sei nicht nur ein sehr guter Operateur, sondern den Patienten wie den Ärzten gegenüber "sehr kommunikativ".

Viele Probleme wären dem Klinikum erspart geblieben

Was Hennig in dem Brief an das Aufsichtsgremium des Klinikums schreibt, wiederholt er im Gespräch mit unserer Zeitung: "Das Klinikum Bayreuth hätte sich viele Probleme in der Vergangenheit erspart, wenn man öfters ein offenes Ohr für uns niedergelassene Ärzte gehabt hätte." Man dürfe "die Front der niedergelassenen Ärzte nicht vernachlässigen". Denn: Sie überweisen ihre Patienten ans Klinikum. Wenn die Ärzte Patienten stattdessen nach Kulmbach, Münchberg, Pegnitz oder Kemnath überweisen würden, "träfe das das Klinikum schon".

Verwunderung über Ausschreibung

Dass überhaupt eine Ausschreibung der Stelle im Raum stehe, verwundere die Ärzte: Zum einen sei Ponsel seit mehr als 20 Jahren am Klinikum, zum anderen komme er aus Bayreuth, sei bekannt.  Nach den "personellen Unruhen in den vergangenen Monaten und Jahren" wäre es "für die Bevölkerung nicht nachvollziehbar, die Position mit einem Fremden zu besetzen". Verunsichernd, schreibt Hennig, wirke die Diskussion, ob "jede führende Position" ausgeschrieben werden solle. "Die Chefarztstelle der Orthopädie und in jüngster Zeit die Chefarztstelle der Pulmologie" seien nicht ausgeschrieben worden.

"Ein tadelloser Operateur"

Ähnlich wie Hennig sehen das Dr. Michael Geppert vom Magen-Darm-Zentrum Bayreuth und die Allgemeinärzte Dr. Peter Bauske (Glashütten) und Dr. Ralf Cronenberg (Kemnath). Die Praxis arbeite seit Jahren mit der Allgemeinen Chirurgie unter Hennekings Leitung außerordentlich gut zusammen, sagt Geppert auf Anfrage unserer Zeitung. Speziell mit Ponsel arbeite er seit Jahren eng zusammen. "Wir haben viele gemeinsame Patienten, ich schätze ihn fachlich außerordentlich als ausgezeichneten Bauchoperateur." Ponsel sei engagiert, "kümmert sich sehr um die Patienten". Bayreuth brauche "gute und fähige Ärzte, die Tag und Nacht operieren können". Peter Bauske war zusammen mit Ponsel Assistenzarzt und sagt: "Ponsel hat sehr viel von Henneking gelernt und sich intensiv fortgebildet. Er ist ein tadelloser Operateur", wende Techniken an, die in Bayreuth nur er mache, wie etwa endoskopische Magen-Operationen. Ralf Cronenberg arbeitet seit Jahren mit Ponsel zusammen. "Alles, was nicht hier in Kemnath gemacht werden kann, schicke ich zu ihm. Ich bevorzuge einen zuverlässigen, guten Operateur, der fachlich breit aufgestellt ist, statt einem habilitierten, der von der Uni kommt und mehr geforscht als operiert hat."

Angetan vom Rückhalt der niedergelassenen Ärzte

Oliver Ponsel selbst äußert sich auf Anfrage unserer Zeitung zurückhaltend. Er sei angetan, "dass ich von den niedergelassenen Ärzten eine so große Rückendeckung bekomme und dass sie eine so gute Meinung von mir haben". In den vergangenen  mehr als 20 Jahren habe er die Kontakte zu den niedergelassenen Ärzten stets gepflegt, "ich habe immer versucht, die menschliche Komponente rüber zu bringen". In seiner Zeit am Klinikum habe er sich weitergebildet, sei Zentrumsoperateur der Deutschen Krebsgesellschaft für Darm und Bauchspeicheldrüse. Durch ihn habe das Klinikum in der Region bei einigen Diagnosen Alleinstellungscharakter. Mehr als 10.000 Operationen habe er bislang gemacht. Dass er nach acht Jahren jetzt hingehalten werde, finde er, sagt er auf Nachfrage,  "unerträglich. Seit 2008 gibt es das vertraglich fixierte Versprechen. Ich bin davon ausgegangen, das wird ein Selbstläufer".

Das Klinikum schweigt

Aus dem Klinikum war am Dienstag keine Auskunft zu bekommen, die über eine knappe Mitteilung der Pressestelle hinaus gegangen wäre. Auf Anfrage teilt die Pressesprecherin Christiane Fräbel schriftlich mit "dass sich der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH intensiv mit der Chefarztnachfolge Chirurgie beschäftigt". Die Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe, die schriftlich angefragt war, hatte am Montag nach der Aufsichtsratssitzung mit Verweis auf viele Termine keine Zeit. Auch am Dienstag war sie nicht erreichbar. Wegen Urlaubs.

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