Das sagt die Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe
Im April wird sich der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH nach Informationen unserer Zeitung erneut mit der Thematik der Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie befassen. Auf Anfrage des Kuriers hat die Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe jetzt erstmals Stellung genommen.
Frage:Wie groß ist die Chance, dass in Bayreuth ein Zweitcampus der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen entsteht? Von welchem zeitlichen Horizont kann man da sprechen?
Brigitte Merk-Erbe: Es ist richtig, dass wir in Bayreuth gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen Zweitcampus der Medizinischen Fakultät anstreben. Derzeit befinden sich die Klinikum Bayreuth GmbH und die Universität Erlangen-Nürnberg in Abstimmungsgesprächen. Zudem bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit verschiedenen politischen Gremien. Einzelheiten sind noch nicht beschlossen und ein zeitlicher Rahmen noch nicht definiert. Letztendlich geht es darum, einen Teilcampus für den klinischen Studienabschnitt in Bayreuth zu etablieren, um den Gesundheitsstandort zu stärken, ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen und junge Menschen in der Region zu binden – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Bayreuth Stadt und Land.
Ist die Möglichkeit, dass ein Zweitcampus eingerichtet werden soll, ein „schwerwiegender Grund“, die vertragliche Zusicherung des Klinikums und des Aufsichtsrats an Dr. Oliver Ponsel, beim Ausscheiden Prof. Klaus Hennekings Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie zu werden, nicht einzuhalten?
Merk-Erbe: Der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Chefarztnachfolge der Klinik für Chirurgie und plant dazu eine weitere Sitzung Ende April. Ich bitte Sie um Ihr Verständnis dafür, dass ich der Sitzung nicht vorgreifen kann.
Welchen Einfluss hat das Votum der Chefarzt-Konferenz des Klinikums auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats der Klinikum Bayreuth GmbH?
Merk-Erbe: Für Entscheidungsfindungen binden die Aufsichtsratsmitglieder Stellungnahmen medizinischer Fachexperten, wie beispielsweise die der Chefärzte, angemessen mit ein. Selbstverständlich kann auch die Meinung von Patienten oder niedergelassenen Ärzten zur Meinungsbildung beitragen; der Aufsichtsrat ist aber in seiner Entscheidung stets unabhängig und frei.
Entspricht es der Tatsache, dass die Chefarztstellen der Pulmologie, der Pathologie und der Orthopädie nicht ausgeschrieben wurden? Sind die genannten Abteilungen keine Hauptabteilungen des Klinikums?
Merk-Erbe: Die Pathologie, Pneumologie und Orthopädie sind keine Hauptabteilungen. Von daher ist ein direkter Vergleich mit der Chefarztnachfolge der Klinik für Allgemeinchirurgie nicht gegeben.
Hätte die Geschäftsführung des Klinikums aus Ihrer Sicht nicht schon längst Kontakt mit Dr. Oliver Ponsel aufnehmen müssen, um ihm mitzuteilen, dass es möglicherweise Gründe gibt, die einem Wechsel auf die Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie entgegenstehen? Teilen Sie die Ansicht, dass man Ponsel hinhält?
Merk-Erbe: Die jetzige Geschäftsführung der Klinikum Bayreuth GmbH traf die grundsätzliche Entscheidung, dass alle Chefarztstellen ausgeschrieben werden, um Entscheidungsprozesse objektiver und transparenter zu gestalten. Und selbstver-ständlich wurden und werden Personalgespräche, auch im Fall der Chefarztnachfolge der Klinik für Allgemeinchirurgie, in gebotener Offenheit geführt. Ich darf Ihnen versichern, dass uns die Meinungen niedergelassener Ärzte und Patienten wichtig sind und es uns ein großes Anliegen ist, den Bedürfnissen der Bevölkerung nachzukommen.“