Aufsichtsratsmitglieder bekommen die Listen mit mehr als 120 Namen zugeschickt Ponsel: Schwimmer sammeln Unterschriften

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Helmut Künzel (rechts), der ehemalige Vorsitzende des Schwimmvereins, und René Möller, der Leiter der Schwimmabteilung, mit den Unterschriften, die am Montag an die Aufsichtsratsmitglieder der Klinikum Bayreuth GmbH geschickt wurden. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Die Causa Dr. Oliver Ponsel schlägt weiter Wellen in Bayreuth. Die Frage, ob Ponsel - wie seit 2008 zugesagt - Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie am Klinikum Bayreuth werden soll, beschäftigt auch den Schwimmverein Bayreuth (SVB). Für die Schwimmer ist die Antwort klar. Deshalb haben sie innerhalb kurzer Zeit rund 120 Unterschriften gesammelt. Die Listen wurden am Montag an den Aufsichtsrat des Klinikums verschickt.

 
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"Die Listen gehen heute raus an alle Aufsichtsratsmitglieder der Klinikum Bayreuth GmbH mit der Oberbürgermeisterin an der Spitze. Dazu ein Begleitschreiben, mit dem wir die Solidarität mit Oliver Ponsel zum Ausdruck bringen", sagt Stefan Keßler (58). Keßler hat lange Jahre mit Ponsel Wasserball gespielt. Er kennt den Leitenden Oberarzt der Allgemeinen Chirurgie am Klinikum seit Jahrzehnten. Ja, sagt Keßler, die beiden seien auch befreundet. Das jedoch sei nicht ausschlaggebend gewesen für die Unterschriftensammlung, die er zusammen mit dem Leiter der Schwimmabteilung des SVB, René Möller, angestoßen hat. "Es ist eine Riesensauerei aus menschlicher und auch aus sportlicher Sicht, die da passiert", sagt Keßler im Gespräch mit unserer Zeitung. Und er berichtet von weiteren Unterschriftenlisten, die in Vorbereitung seien. "Da kommt noch mehr."

"Immer da, wenn er gebraucht wird"

Für die Schwimmer, sagt Keßler, sei es auf der Hand gelegen, für ihren langjährigen Vereinskameraden Ponsel, der sich nach wie vor ehrenamtlich im Nachwuchsbereich engagiert und "zur Stelle ist, wenn es um medizinische Fragen der Leistungsschwimmer geht, Fair Play und Gerechtigkeit zu fordern", wie es Keßler formuliert. "Ponsel ist ein Mensch, den man zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen kann. Und der ohne Ansehen der Person versucht, sofort zu helfen. Er ist immer da, wenn er gebraucht wird." 

"Eine Marke, ein Bayreuther Gesicht"

Keßler sagt, aus Sicht des SVB falle der Name Ponsel oft, wenn die Begriffe Sport und Klinikum genannt werden. "Er ist eine Marke, ein Bayreuther Gesicht. Und gerade mit solchen Personen darf man aus unserer Sicht so nicht umgehen." Das sieht René Möller (39) ähnlich. Möller hat ebenfalls mit Ponsel Wasserball gespielt, "ich bin vor 17 Jahren aus dem Vogtland nach Bayreuth gewechselt und hier geblieben". Möller bestätigt: "Egal, was man im Verein hat: die erste Nummer ist die von Oliver Ponsel, die man wählt." Möller zufolge sind die 120 Unterschriften schnell beisammen gewesen. "Und jeder Zweite, mit dem man gesprochen hat, hatte irgendeine Geschichte parat über jemanden aus der Familie, den Ponsel operiert hat. Oder dem er möglicherweise das Leben gerettet hat." Seine Familie komme inzwischen aus dem 100 Kilometer entfernten Vogtland nach Bayreuth ins Klinikum, wenn gesundheitliche Probleme behandelt werden müssten. "Wegen Ponsel. Und weil wir wissen, dass wir hier gut betreut werden." 

Sportler sagen: Vertrag einhalten

Fair Play, wie im Sport, sei die eine Sache, sagt Möller. Die andere: "Auf was soll man sich denn verlassen können heutzutage, wenn nicht auf Verträge?" Möller spielt damit auf das Schriftstück an, mit dem der damalige Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl im Jahr 2008 Ponsel die Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie zugesichert hatte, wenn der jetzige Chefarzt Prof. Klaus Henneking ausscheidet. Das ist im Sommer der Fall. Aktuell wird diskutiert, ob die Stelle entgegen der Zusicherung und entgegen der Entscheidung des Aufsichtsrats doch ausgeschrieben und mit einem nach Möglichkeit habilitierten Mediziner besetzt werden soll.

Ähnlich wie die Schwimmer des SVB argumentieren die niedergelassenen Ärzte. 92 Allgemein- und Fachärzte aus Bayreuth und Umgebung hatten in einem Schreiben an den Aufsichtsrat ebenfalls gefordert, Ponsel die Stelle wie zugesichert zu geben. Gegenwind kommt aus den Reihen der Chefärzte des Klinikums: Sie wollen eine Ausschreibung der Chefarztstelle. Im April soll der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH wieder zusammenkommen.   

Das sagt die Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe

Im April wird sich der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH nach Informationen unserer Zeitung erneut mit der Thematik der Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie befassen. Auf Anfrage des Kuriers hat die Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe jetzt erstmals Stellung genommen.

Frage:Wie groß ist die Chance, dass in Bayreuth ein Zweitcampus der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen entsteht? Von welchem zeitlichen Horizont kann man da sprechen?

Brigitte Merk-Erbe: Es ist richtig, dass wir in Bayreuth gemeinsam mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg einen Zweitcampus der Medizinischen Fakultät anstreben. Derzeit befinden sich die Klinikum Bayreuth GmbH und die Universität Erlangen-Nürnberg in Abstimmungsgesprächen. Zudem bedarf es einer engen Zusammenarbeit mit verschiedenen politischen Gremien. Einzelheiten sind noch nicht beschlossen und ein zeitlicher Rahmen noch nicht definiert. Letztendlich geht es darum, einen Teilcampus für den klinischen Studienabschnitt in Bayreuth zu etablieren, um den Gesundheitsstandort zu stärken, ärztlichen Nachwuchs zu gewinnen und junge Menschen in der Region zu binden – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Bayreuth Stadt und Land.

Ist die Möglichkeit, dass ein Zweitcampus eingerichtet werden soll, ein „schwerwiegender Grund“, die vertragliche Zusicherung des Klinikums und des Aufsichtsrats an Dr. Oliver Ponsel, beim Ausscheiden Prof. Klaus Hennekings Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie zu werden, nicht einzuhalten?

Merk-Erbe: Der Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Chefarztnachfolge der Klinik für Chirurgie und plant dazu eine weitere Sitzung Ende April. Ich bitte Sie um Ihr Verständnis dafür, dass ich der Sitzung nicht vorgreifen kann.

Welchen Einfluss hat das Votum der Chefarzt-Konferenz des Klinikums auf eine Entscheidung des Aufsichtsrats der Klinikum Bayreuth GmbH?

Merk-Erbe: Für Entscheidungsfindungen binden die Aufsichtsratsmitglieder Stellungnahmen medizinischer Fachexperten, wie beispielsweise die der Chefärzte, angemessen mit ein. Selbstverständlich kann auch die Meinung von Patienten oder niedergelassenen Ärzten zur Meinungsbildung beitragen; der Aufsichtsrat ist aber in seiner Entscheidung stets unabhängig und frei.

Entspricht es der Tatsache, dass die Chefarztstellen der Pulmologie, der Pathologie und der Orthopädie nicht ausgeschrieben wurden? Sind die genannten Abteilungen keine Hauptabteilungen des Klinikums?

Merk-Erbe: Die Pathologie, Pneumologie und Orthopädie sind keine Hauptabteilungen. Von daher ist ein direkter Vergleich mit der Chefarztnachfolge der Klinik für Allgemeinchirurgie nicht gegeben.

Hätte die Geschäftsführung des Klinikums aus Ihrer Sicht nicht schon längst Kontakt mit Dr. Oliver Ponsel aufnehmen müssen, um ihm mitzuteilen, dass es möglicherweise Gründe gibt, die einem Wechsel auf die Chefarztstelle der Allgemeinen Chirurgie entgegenstehen? Teilen Sie die Ansicht, dass man Ponsel hinhält?

Merk-Erbe: Die jetzige Geschäftsführung der Klinikum Bayreuth GmbH traf die grundsätzliche Entscheidung, dass alle Chefarztstellen ausgeschrieben werden, um Entscheidungsprozesse objektiver und transparenter zu gestalten. Und selbstver-ständlich wurden und werden Personalgespräche, auch im Fall der Chefarztnachfolge der Klinik für Allgemeinchirurgie, in gebotener Offenheit geführt. Ich darf Ihnen versichern, dass uns die Meinungen niedergelassener Ärzte und Patienten wichtig sind und es uns ein großes Anliegen ist, den Bedürfnissen der Bevölkerung nachzukommen.“

 

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