Neun von 26 Chefärzte haben keinen Professoren-Titel
Ponsel sagt: „Die Zusammenarbeit mit der Uniklinik Erlangen wird sicher nicht an meiner Personalie scheitern.“ Denn von 26 Chefärzten des Klinikums hätten neun keinen Professoren-Titel, sind nicht habilitiert. „Wenn es ein noch zehnter wäre, würde die Erlangener wohl kaum den Vertrag kündigen“, sagt Ponsel. Sollte die engere Zusammenarbeit tatsächlich scheitern, dann viel eher an fehlenden strukturellen und finanziellen Voraussetzungen. Wo sollen die Studenten untergebracht werden? Und hat eigentlich schon mal jemand mit der Uni Bayreuth gesprochen, ob die überhaupt genügend Räume für ein neues Fach Medizin anbieten könne?
Ponsel sagt auch: Die Lehrkrankenhausvereinbarung mit Erlangen werde nicht berührt, wenn er Chef der Allgemeinen Chirurgie werden sollte. In der Vereinbarung stehe nicht, dass ein Habilitierter, ein Professor diese Position übernimmt. „Was ist eigentlich wichtiger?“ Ein Professorentitel oder ein Arzt, der für die Versorgung der Patienten sorgt?
Ponsel: "Ich wollte mich habilitieren"
Dass der fehlende Professoren-Titel zum Problem werden könnte, hat Ponsel geahnt. Deshalb habe er dem Klinikum angeboten, sich zu habilitieren, sagt er. An der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg habe er einen Professorentitel erwerben wollen. Zugleich aber habe man ihn am Klinikum Bayreuth gebraucht. Zwei, drei Tage in Magdeburg – den Rest der Woche in Bayreuth: So hätte die Habilitation zwar länger gedauert. „Aber ich hätte es gemacht“, sagt Ponsel. Wenn man ihm am Klinikum nicht gesagt hätte, er solle es bleiben lassen. Er werde hier gebraucht. Und er habe ja eine schriftliche Zusage. Das Klinikum bestätigt eine solche Aussage nicht.
Ponsel hätte in den vergangenen Jahren gehen könne, er hatte Angebote. Aber er blieb. Er berichtet von Weiterbildungen, Hospitanzen und Kursen, die er absolviert hat. Um das von ihm geforderte hohe Engagement zu erfüllen. Jetzt versteht er die Welt nicht mehr. Die Zusage des Klinikums, die er juristisch prüfen ließ und die seiner Meinung nach wasserdicht ist, soll plötzlich nicht mehr gelten.
Wie es weiter geht, weiß gerade niemand
Wie die Sache weitergeht? Offizielle Stellen im Klinikum belassen es bei Allgemeinplätzen. „Der Aufsichtsrat beschäftigt sich intensiv mit der Chefarztnachfolge Chirurgie“, sagt Klinikums-Sprecherin Christiane Fräbel.“ Im April tritt der Aufsichtsrat zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Dann könnte eine Entscheidung fallen.
Wenn es sie denn überhaupt braucht, sagt Ponsel. Das Klinikum sei eine GmbH, das GmbH-Gesetz verpflichte das Krankenhaus nicht zu einer Ausschreibung. Eigentlich habe der Aufsichtsrat schon entschieden. Im Sommer 2008, als man ihm die Nachfolge zugesagt habe. Noch im Dezember 2015 sei der Aufsichtsrat der Meinung gewesen, eine Ausschreibung sei nicht nötig. Und: Die Chefarztstellen der Pulmologie, der Pathologie und der Orthopädie seien in der Vergangenheit sämtlich ohne Ausschreibung besetzt worden.
In der Chefarztkonferenz ist man sich dennoch weitgehend einig. Eine Ausschreibung muss sein. Einer sagt aber auch: „Es ist eine Schweinerei, dass man den Kollegen Ponsel über acht Jahre lang hingehalten hat.“
Oliver Ponsel hat Rückhalt
In der vergangenen Woche hatten sich mehr als 90 niedergelassene Ärzte dafür ausgesprochen, dass Oliver Ponsel neuer Chefarzt der Allgemeinen Chirurgie am Klinikum Bayreuth wird. Das Schreiben ging an die Aufsichtsratsvorsitzenden der Klinikum Bayreuth GmbH, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und den Landrat Hermann Hübner, und an die Mitglieder des Aufsichtsrats. Den niedergelassenen Ärzten, heißt es in dem Brieg, sei es "von extremer Wichtigkeit, Chefärzte im Klinikum Bayreuth zu haben, von denen wir wissen, dass sie ihrer Aufgabe gewachsen sind und eine sehr gute Versorgung unserer Patienten garantieren". Die Initiatoren des Schreibens wiesen gegenüber dem Kurier darauf hin, dass sie ihre Patienten ans Klinikum überweisen. Wenn die Ärzte Patienten stattdessen Patienten nach Kulmbach, Münchberg, Pegnitz oder Kemnath schicken würden, "träfe das das Klinikum schon". Nach dem Kurier-Bericht hatten sich Leser in Leserbriefen und Internet-Kommentaren für Ponsel eingesetzt.