Gerhard Strate muss Mollath im Wiederaufnahmeverfahren weiter verteidigen Mollath: Gericht entlässt Verteidiger nicht

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Das Gericht hat ein Machtwort gesprochen: Der Verteidiger von Gustl Mollath (57) bleibt. Die Verteidigung sei „hervorragend“. Mollath beharrte wieder auf einen eigenen Beweisantrag, wollte 27 Zeugen aus dem Bereich der Psychiatrie und der Banken hören. Er warf seinem Verteidiger Gerhard Strate (64) vor, keine Zeit für ihn zu haben. „Das ist eine Lüge“, sagte dieser.

 
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Das Gericht unter Vorsitz von Elke Escher sieht keine Zerrüttung des Vertrauensverhältnisses, außerdem seien keinerlei Mängel bei der Verteidigung zu erkennen. Mollath nimmt den Beschluss mit hochrotem Kopf entgegen. Seit Mittwoch vergangener Woche, als sein Verteidiger schon einmal das Mandat niederlegte, weil er einen Antrag auf eigene Faust zeigte, sprechen die beiden kein Wort mehr miteinander.

Für Gustl Mollath (57) ist der Freispruch, der ihm „droht“, nicht gut genug. Er erwartet nämlich nach der Strategie seines Anwaltes Gerhard Strate (64) einen Freispruch, der im Volksmund „Freispruch zweiter Klasse“ genannt wird. Weil die Beweise nicht ausreichen, ihn zu verurteilen. Mollath selbst, das betonte er in einer Erklärung vor dem Landgericht Regensburg, möchte einen Freispruch „erster Klasse“ – bei dem nichts haften bleiben wird. Strate hingegen hatte schon mehrfach betont, dass „etwas hängen bleiben“ werde.

Außerdem griff Mollath seinen Anwalt scharf an. Dieser habe sich, so Mollath, keine Zeit genommen, mit ihm am Wochenende die 27 Beweisanträge zu besprechen. „Das ist schlicht falsch“, kontert Strate und verzieht die Augen. Es sei genug Zeit gewesen und er habe Mollath auch angerufen – am Sonntag um 20.15 Uhr.

Strate weiter: „Es ist offenkundig“, worauf die Erklärung Mollaths ziele. „Ich kenne die Diktion von Mollath und die des Antrages“. Hier wirkten weitere Berater im Hintergrund. Mollath solle sich erklären. Die „implizierte Diffamierung des Rechtsanwalte, wie sie Mollath betreibt, ist schon ein starkes Stück“, sagte Strate. Zu den Beweisanträgen sagte er: „Ich habe schon erklärt, warum die 30 Beweisanträge Mist sind.“ Er werde keine weiteren „Größen“ aus dem Umfeld der Mollath-Unterstützer oder „andere Koryphäen der Psychiatrie“ mehr laden. Der Prozess sei auf dem Wege eines „vollen Freispruches“.

Für den Prozess bedeutet Mollaths Einlassung: Der Fortgang ist bedroht. Eigentlich hat er sich damit  von seinen Verteidigern losgesagt. Das Gericht berät zur Stunde, wie es damit umgehen wird. Der Prozess war laut Strate auf einem „guten Weg“ – Ende der nächsten Woche waren die Plädoyers angekündigt.

Mollath Webreportage

Im Hintergrund schwelt schon länger ein Streit um die Strategie Strates. Im Unterstützerkreis von Mollath werde Stimmen immer lauter, dass der Prozess nicht die eigentlichen Taten aufkläre.

Staatsanwalt Wolfhard Meindl sieht in dem „Zerwürfnis“ keinen Grund, Strate von seiner Pflichtverteidigung zu entbinden. Es seien nur „Differenzen“ über Beweisanträge, wie sie normal seien zwischen einem Angeklagtem und seinem Verteidiger. Er lobte Strate und seine gründliche Art und Weise, sich tief in die Prozessakten einzuarbeiten.

Mollath selbst wiederholte, dass er nach wie vor Vertrauen in seinen Verteidiger habe – griff ihn aber gleichzeitig ein weiteres Mal heftig an. Es habe keine Zeit gegeben, sich mit Strate zu besprechen .Außerdem führe er ein „Zigeunerleben“, sei wohnungslos, habe nicht immer einen Drucker zur Verfügung.

Strate fuhr dazwischen. Von wegen Zigeunerleben. Mollath habe auf seine Kosten 13 Tage in einem Hotel gewohnt, das nach Informationen dieser Zeitung sehr teuer war. Dort habe Mollath jeden Abend Zeit gehabt, sich mit ihm zu besprechen.

„Möge er Beweisanträge stellen“, sagte Strate - aber: zu einem Zeitpunkt, wo der Verlauf des Prozesses nicht gefährdet sei.

Mollath betonte, dass er „so schnell wie möglich“ einen neuen Verteidiger suchen wolle. Natürlich sei der dann nicht mehr von „Welt-Rang" wie Strate.

Sein Grund ist nach wie vor, weil Strate sich geweigert hatte, die „Psychiatrie-Kiste“ aufzumachen. Mollath aber will andere, ihm wohlgesonnene Gutachter“, von denen er glaubt, sie könnten seine alten Gutachten widerlegen.

Wäre ein neuer Verteidiger gekommen, hätte der Prozess bis zu einem Monat unterbrochen werden könnten. Er hätte nicht von ganz von vorne beginnen müssen.

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