Mollath bestreitet, seine Frau misshandelt zu haben Gustl Mollath redet und sagt nichts

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 Foto: red

„Die mir vorgeworfenen Straftaten habe ich nicht begangen.“ Das war der einzige Satz, den Gustl Mollath (57) am Landgericht Regensburg dazu gesagt hat, ob er seine Frau misshandelt und 126 Reifendurchstochen hat. Doch dann trug er eine hochkomplexe Verschwörungs-Theorie vor. Und kritisierte nebenbei seinen Anwalt. Und den Staatsanwalt gleich mit.

 
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Das Kopfschütteln war nur zweimal kurz zu sehen, so sanft war es. Die Vorsitzende Richterin Elke Escher hörte sonst geduldig, mit großen Augen, den langen Ausführungen Mollaths zu. Dass seine Ex-Frau die Anschuldigungen erfunden habe. Dass sie aus einem fahrenden Auto gesprungen sei. Dass sie beim Arzt für ein Attest aber Misshandlungen seinerseits angegeben habe. Dass sie ihn weghaben wollten, weil er drohte, ihre angeblichen Schwarzgeldgeschäfte öffentlich zu machen. Dass eine Phalanx an einflussreichen Menschen aus Wirtschaft, Justiz und Medizin hinter seiner Frau stand. Dass der Richter, der ihn 2006 in der Psychiatrie unterbringen ließ, sich eine passende Beisitzende Richterin aussuchte – mit familiären Wurzeln in der Großindustrie. Da war es wieder, das leichte Kopfschütteln der Vorsitzenden Richterin.

Mollath Webreportage

Ob er etwas zu den Tagen sagen wolle, fragt sie ihn, an dem die Misshandlungen seiner Ex-Frau stattgefunden haben sollen? Dazu habe er sich erklärt, das stehe doch alles in seiner Akte, die er vorgetragen habe.

Und Mollath las seitenweise vor, schlug einen Bogen von Comic-Figuren zu dem Rücktritt des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten, stellt Anträge und beharrt auf genau der langen Zeugenliste, die er seit Wochen fordert, und die sein Anwalt rigoros als „Mist“ abgelehnt hatte.

Den morgendlichen Handschlag von seinem Mandanten Mollath bekam Rechtsanwalt Gerhard Strate auch aus einiger Entfernung. Ein höfliches Lächeln, dann wendet sich Mollath wieder den Fotografen zu. Denn es ist aus mit dem Traumpaar Strate-Mollath, getrennt hat sie ein Streit über jene ellenlange Liste von Zeugen, die Mollath für sehr wichtig hält, Strate aber für „Mist“.

Fast eine Stunde früher als sein Anwalt war Mollath gekommen, ganz allein. Journalisten erzählt er, vergeblich habe versucht, seinen Anwalt zu erreichen. Den Vorwurf der mangelnden Zusammenarbeit macht Mollath seinem Anwalt schon seit mehr als einer Woche. Der nennt das eine „Lüge“. Dies hat selbst seine Unterstützer entzweit. Vor dem Gericht in Regensburg kommt es mehrfach zu Streit zwischen ihnen. „Wenn einer so mit seinem Verteidiger umgeht …“, sagt etwa Gerhard Dörner, ein langjähriger Unterstützer aus Nürnberg.

Warten auf die Plädoyers

Heute sollte sein großer Tag werden, Dutzenden von Journalisten hatte er schon gesagt, dass er heute etwas sagen werde. Erstmals in den 13 Jahren seines Kontaktes mit der Justiz. Nur ein einziges Mal, 2003 vor dem Amtsgericht Nürnberg, hatte er einsilbig vermerkt, er habe sich „gewehrt“. Und irgendwo in den teils wirren 106 Seiten seiner Verteidigungsschrift findet sich eine ähnliche Formulierung. Was es damit genau auf sich hatte, wollte die Richterin wissen. Das sei wie damals gewesen, sagt Mollath, als der Bruder seiner Frau versucht habe, ihn zusammenzuschlagen. Er habe sich mit Händen gegen die Fußtritte gewehrt. Er hätte sich „lieber zusammenschlagen lassen sollen“, dann wäre es beweisbar gewesen. Zu dem Streit mit seiner Ex-Frau sagt er nichts.

Richterin: „Was hat sich konkret zugetragen?“ Mollath verwies auf seine „umfangreiche Darstellung“. Und Mollath wollte die Richterin „nicht belasten“. Die Richterin aber „hätte das interessiert“. Doch Mollath antwortete, er sei „innerlich sehr am Boden“. Sie wissen doch, welche Schwierigkeiten er mit seinen Verteidigern habe. „Ich bitte um Verständnis“, sagte er. Und nein, er habe nichts hinzuzufügen. Aber hätte die Staatsanwaltschaft ein „Interesse an der Wahrheit“, dann wäre es kein Problem, „ordentlich“ zu ermitteln.

Am heutigen zweitletzten Prozesstag werden noch die Plädoyers der Verteidiger erwartet. Voraussichtlich fällt in der nächsten Woche das Urteil.

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