Fast eine Stunde früher als sein Anwalt war Mollath gekommen, ganz allein. Journalisten erzählt er, vergeblich habe versucht, seinen Anwalt zu erreichen. Den Vorwurf der mangelnden Zusammenarbeit macht Mollath seinem Anwalt schon seit mehr als einer Woche. Der nennt das eine „Lüge“. Dies hat selbst seine Unterstützer entzweit. Vor dem Gericht in Regensburg kommt es mehrfach zu Streit zwischen ihnen. „Wenn einer so mit seinem Verteidiger umgeht …“, sagt etwa Gerhard Dörner, ein langjähriger Unterstützer aus Nürnberg.
Warten auf die Plädoyers
Heute sollte sein großer Tag werden, Dutzenden von Journalisten hatte er schon gesagt, dass er heute etwas sagen werde. Erstmals in den 13 Jahren seines Kontaktes mit der Justiz. Nur ein einziges Mal, 2003 vor dem Amtsgericht Nürnberg, hatte er einsilbig vermerkt, er habe sich „gewehrt“. Und irgendwo in den teils wirren 106 Seiten seiner Verteidigungsschrift findet sich eine ähnliche Formulierung. Was es damit genau auf sich hatte, wollte die Richterin wissen. Das sei wie damals gewesen, sagt Mollath, als der Bruder seiner Frau versucht habe, ihn zusammenzuschlagen. Er habe sich mit Händen gegen die Fußtritte gewehrt. Er hätte sich „lieber zusammenschlagen lassen sollen“, dann wäre es beweisbar gewesen. Zu dem Streit mit seiner Ex-Frau sagt er nichts.
Richterin: „Was hat sich konkret zugetragen?“ Mollath verwies auf seine „umfangreiche Darstellung“. Und Mollath wollte die Richterin „nicht belasten“. Die Richterin aber „hätte das interessiert“. Doch Mollath antwortete, er sei „innerlich sehr am Boden“. Sie wissen doch, welche Schwierigkeiten er mit seinen Verteidigern habe. „Ich bitte um Verständnis“, sagte er. Und nein, er habe nichts hinzuzufügen. Aber hätte die Staatsanwaltschaft ein „Interesse an der Wahrheit“, dann wäre es kein Problem, „ordentlich“ zu ermitteln.
Am heutigen zweitletzten Prozesstag werden noch die Plädoyers der Verteidiger erwartet. Voraussichtlich fällt in der nächsten Woche das Urteil.
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