Vier Fraktionen setzen sich mit ihrem Antrag im Stadtrat durch – Bürgerinitiative will Beschluss kippen Stadtrat: Graserschule wird neu gebaut

Von Frank Schmälzle
Ihre Eltern hatten sie mitgebracht: Kinder warben vor dem Rathaus für einen Erhalt und eine Sanierung der Graserschule am jetzigen Standort. Foto: Frank Schmälzle Foto: red

Die Graserschule bekommt einen Neubau auf einem 12.800 Quadratmeter großen Gelände zwischen Nordring und Bezirkskrankenhaus. Das hat zumindest der Stadtrat so beschlossen. Das Thema spaltet das Gremium: 24 Stadträte waren für den Neubau. 16 dagegen. Peter Maisel von der Initiative „Rettet die Graserschule“ kündigte nach der Sitzung an, seine Gruppierung werde in den nächsten Tagen ein Bürgerbegehren für den Erhalt der bisherigen Schule starten. Ziel: den Stadtratsbeschluss kippen.

 
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„Rettet die Graserschule.“ Das haben Kinder draußen vor dem Rathaus auf ihr buntes Transparent geschrieben. Ihre Eltern fangen Stadträte auf dem Weg in die Sitzung ab. Die letzte Chance, ihre Argumente loszuwerden. Vor der Sitzung, die einen Schlussstrich unter die seit Monaten andauernde Diskussion um Neubau oder Sanierung der Graserschule ziehen soll. Sie wollen keinen Neubau. Sie wollen die Schule behalten. Aber gibt es eine schweigende Mehrheit, die etwas anderes will?

Was gegen einen Neubau spricht

Dass die Verwaltung wenig von einem Neubau hält, daran lässt Baureferent Hans-Dieter Striedl drinnen im Rathaus keinen Zweifel. Er listet die Argumente gegen einen Neubau auf. Der Neubau ist teuer: Zwei Millionen für das Grundstück, das dem Bezirk gehört. 8,5 Millionen Euro für das neue Gebäude, schon wenn man sich an die Vorgaben des Raumprogramms der Regierung von Oberfranken hält. Das sieht 58 Quadratmeter große Klassenzimmer vor. Die Klassenzimmer in der jetzigen Graserschule sind aber 70 Quadratmeter groß. Striedl sagt: Wer den bisherigen Standard halten will, muss noch mehr Geld für den Bau ausgeben. Mehr als rund zehn Millionen Euro. Und dieses Mehr wird von der öffentlichen Hand nicht gefördert. Es ist allein Sache der Stadt. Und: Die Graserschule muss so oder so saniert werden. Macht noch einmal 6,4 Millionen Euro.

So ähnlich argumentieren auch die Neubaugegner unter den Stadträten. Sie sagen: Was die Stadt jetzt ausgibt, muss die nächste Generation bezahlen. Also auch genau die Kinder, für die die neue Graserschule gebaut werden soll. Aber eben nicht nur die. Sabine Steininger und Stefan Schlags (Grüne) sagen: 1885 Kinder gehen auf Bayreuther Grundschulen. Und 252 von ihnen sollen einen Neubau bekommen. „Wie erklärt man das allen anderen Kindern?“ Die lernen auch in Schulen, die in die Jahre gekommen sind. Die an Hauptverkehrsstraßen liegen. Schlags prophezeit: „Die neue Graserschule wird 25 Millionen kosten.“ Zwei Millionen für das Grundstück, acht Millionen für den Bau. Nochmal acht Millionen, um ihn so zu gestalten, dass er ein echter Ersatz für die Graserschule ist. Und fast sieben Millionen für die Sanierung des alten Gebäudes. Macht 25 Millionen.

Was für einen Neubau spricht

Die Befürworter des Neubaus könnten gelassen bleiben. Vier Fraktionen haben den Antrag gestellt, auf dem Gelände am Nordring eine neue Schule zu bauen. CSU-Fraktionschef Stefan Specht sagt: Ein Neubau hat auf Dauer den größten Nutzen. Für die Kinder. Und um die geht es. Die neue Graserschule verkürzt den Schulweg für den größten Teil der Kinder. Eine neue Graserschule macht modernen Unterricht möglich. Eine neue Graserschule hat weniger Verkehrsbelastung. Und eine neue Graserschule bietet die Chance auf Erweiterung. Das kann die alte Schule nicht.

Einer regt sich dann doch auf: Thomas Bauske. Über die Mär von der Reichenschule, die die Neubaugegner immer wieder erzählen. Weil sie näher an dem bevorzugten Wohngebiet Gartenstadt liegt. „Die Leute, die in der Innenstadt wohnen, sind nicht weniger privilegiert“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Die sozial Schwächeren wohnen anderswo. Auch diejenigen, die in den vergangenen Wochen die öffentliche Diskussion geschürt hätten, regen Bauske auf. Es sei eben gerade nicht so, wie die Gruppierung „Rettet die Graserschule“ nahelegt. Dass ein Großteil der Schulfamilie keinen Neubau wolle. Im Gegenteil: Schulleitung, eine Mehrheit der Lehrer und viele Eltern wollen den Neubau. „Rettet die Graserschule“ – für Bauske eine reine Privatinitiative.

Die hat mit dem Ausgang der Abstimmung im Stadtrat gerechnet. Hinnehmen will sie das Ergebnis nicht. „Wir haben viel Zuspruch aus der Bevölkerung für unsere Positionen bekommen“, sagt Peter Maisel. „Und wir haben den Eindruck, dass diese Entscheidung über die Köpfe der wirklich Betroffenen hinweg getroffen worden ist.“ In den nächsten Tagen beginnt die Unterschriftensammlung. Wenn 3600 Bayreuther das Bürgerbegehren unterstützen, werden Maisel und seine Mitstreiter einen Bürgerentscheid beantragen. Dann lägen erst einmal alle Pläne auf Eis.

Die besten Zitate der Debatte

Ulrike Lex (CSU): „Über die Grünen kann ich mich wirklich nur noch wundern. Sie kritisieren, dass ein Gemüsebeet am Ring angelegt wird. Weil die Feinstaubbelastung so hoch ist. Und verteidigen ein paar Meter weiter eine Schule, in der sich Kinder aufhalten.“

Georg Kämpf (BG): „Das gute pädagogische Konzepte nur in einem Neubau funktionieren ist Quatsch. Diese Meinung hat der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht exklusiv.“

Thomas Hacker (FDP): „Gottseidank sind die Prophezeiungen der Grünen noch nie eingetreten. Einen Neubau auf 25 Millionen Euro hochzurechnen, wie Kollege Stefan Schlags das tut, ist reine Fantasie.“

Stephan Müller (BG): „In der Initiative ,Rettet die Graserschule’ engagieren sich auch Elternbeiräte. Sie als reine Privatinitiative zu bezeichnen, wie Kollege Thomas Bauske das tut, ist ignorant. Und arrogant.“

Thomas Bauske (SPD): „Das Argument der Sanierungsbefürworter, die Graserschule belebe die Innenstadt, zieht nicht. Das hat in den vergangenen neun Jahren schon nicht geklappt, obwohl die Schule ihr Angebot immer mehr erweitert hat.“

Ingo Rausch (BG): „Die Graserschule hat ganz offensichtlich einen Wert für die Innenstadt. Das zeigt die Zahl der Gastschulanträge. Knapp 50 von 252 Schülern kommen nicht aus dem Sprengel der Graserschule.“

Ulrike Lex (CSU): „Die Graserschule zu sanieren, würde drei Jahre dauern. Das heißt im Klartext: Ein ganzer Jahrgang erlebt die Graserschule ausschließlich als Baustelle.“

Ernst-Rüdiger Kettel (BG): „Mit der Sanierung der Graserschule könnten wir morgen anfangen. Dann hätten wir wirklich etwas für die Kinder getan.“

Iris Jahn (Junges Bayreuth): „Wir wollen eine Vorzeigeschule, die über das standardmäßige Raumprogramm hinausgeht. Das ist es uns wert.“

Christa Müller-Feuerstein (SPD): „Der Standort ist falsch. Ein Neubau jenseits des Nordrings hat mit einer Innenstadtschule nichts mehr zu tun.“

 

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