Sanierung oder Neubau: Heute fällt die Entscheidung im Stadtrat Graserschule: Retter geben nicht nach

Von Frank Schmälzle
Sanieren oder neu bauen? Der Stadtrat muss jetzt eine Grundsatzentscheidung zur Graserschule treffen. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Vor der Entscheidung über Sanierung oder Neubau der Graserschule, die am Mittwoch im Stadtrat fällt, hat die Initiative Rettet die Graserschule im Internet eine Petition für den Erhalt der Schule am bisherigen Standort gestartet. Das aber ist nur der Anfang. Die Retter der Schule haben einen weitergehenden Plan, der einen Stadtratsbeschluss kippen kann.

 
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Bis Dienstagabend haben knapp 130 Internetnutzer die Positionen der Schul-Retter unterstützt. Moritz Möller von der Initiative für den Erhalt der Schule sagt: „Diese Resonanz hat uns positiv überrascht.“ Für die Petition habe es keine Werbung gegeben, sie habe sich allein über das Internet verbreitet.

Eine Schule für die Reichen in der Gartenstadt?

In dem Text der Petition, die an die Stadträte gerichtet ist, heißt es unter anderem: Die Mehrheit der Eltern wolle den Standort eines Neubaus an der Cottenbacher Straße nicht. Weder die Eltern, noch die Schulleitung oder das Schulamt hätten je eine Notwendigkeit gesehen, die Graserschule zu ersetzen. Nur die drohende Schließung der Pavillons an der Bürgerreuth habe dazu geführt, dass ein Grundstück für einen Neubau gesucht wurde. In Innenstadtnähe habe die Stadtverwaltung aber nichts Passendes gefunden. Der geplante Standort in der Nähe des Bezirkskrankenhauses bringe keine Vorteile, der Innenstadt allerdings große Nachteile. Ausschließlich die Familien der Gartenstadt profitierten durch einen kürzeren Schulweg. Die Gartenstadt gehört zu den guten und teuren Wohnlagen der Stadt. Kinder aus diesem Wohngebiet besuchen bislang die Pavillonschule, eine Außenstelle der Graserschule an der Bürgerreuth.

Das Grundstück für einen Neubau kostet 1,92 Millionen Euro

Eine ähnliche Petition im Internet hatte die Initiative bereits einmal gestartet. Als im Juli 2014 der erste Antrag im Stadtrat auftauchte, die Graserschule zu schließen und einen Neubau zu erreichten. Inzwischen haben die Stadtratsfraktionen der CSU, der SPD, des Jungen Bayreuth und der FDP/DU den Neubau an der Cottenbacher Straße mit einem Antrag gefordert hatten. Das Grundstück gehört dem Bezirk Oberfranken. Der sei bereit, zu einem annehmbaren Preis zu verkaufen. Der liegt bei 150 Euro pro Quadratmeter. Bei 12 800 Quadratmeter Fläche kämen so 1,92 Millionen Euro zusammen.

Die große Koalition und eine Abweichlerin

Die vier Fraktionen stellen zusammen 30 von 44 Stadträten. Auch wenn SPD-Stadträtin Christa Müller-Feuerstein wie angekündigt nicht für einen Neubau stimmen sollte, bekäme das Projekt heute im Stadtrat eine deutliche Mehrheit. Müller-Feuerstein sagt: Die Graserschule kann nach einer ohnehin notwendigen Sanierung und einem Umbau zu einer Vorzeigeschule werden. Und zwar in wesentlich kürzerer Zeit als bei einem Neubauprojekt. Müller-Feuerstein überzeugt der alternative Standort am Nordring nicht. „Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen Neubau. Aber ich sehe keinen Vorteil, von einem dicht befahrenen Ring an einen anderen umzuziehen.“

Die Graserschule spaltet die Bayreuther

Eine Neubauentscheidung würde die Initiative Rettet die Graserschule nicht einfach hinnehmen. Nach Angaben von Moritz Möller und Andreas Enders hat die Gruppierung für den Fall, dass der Stadtrat einen Neubau beschließt, ein Bürgerbegehren vorbereitet. „Die Unterschriftenlisten liegen vor, wir feilen noch an einzelnen Formulierungen“, sagt Enders. In der kommenden Woche würde die Unterschriftensammlung beginnen. 3600 Bayreuther Bürger müssten unterschreiben, damit die Initiative einen Bürgerentscheid bei der Stadt beantragen könnte. „Das Thema Graserschule spaltet die Bayreuther“, sagt Enders. Er sei sicher, dass genügend Unterschriften zusammen kämen.

Ratsbegehren gegen ein Bürgerbegehren

Daran zweifelt der Fraktionsvorsitzende der CSU, Stefan Specht. „Es ist legitim, dieses Thema mit allen politischen Mitteln zu diskutieren.“ Aber er rechne damit, dass der Stadtrat einem eventuellen Bürgerbegehren gegen den Neubau der Graserschule ein Ratsbegehren für den Neubau entgegensetzen werde.

Die Verwaltung wird den Stadträten in der Sitzung eine Karte des Sprengels der Graserschule vorlegen, aus der sich die Wohnorte der jetzigen und kommenden Schulkinder ersehen lassen. Demnach liegt der Standort eines Neubaus zwar nicht im Stadtzentrum, wohl aber im Zentrum des Schulsprengels. „Dieses Argument ist in der bisherigen Diskussion zu kurz gekommen“, sagt Schulamtsdirektor Günter Roß. Im Vorfeld der Sitzung haben sich die Vorsitzenden der Fraktionen, die für einen Neubau eintreten, auf eine kurze Debatte verständigt. „Die Argumente sind über viele Monate hinweg ausgetauscht worden“, sagt Stefan Specht. Allerdings solle nicht der Eindruck entstehen, dass Gesichtspunkte unter den Tisch gekehrt werden.

Darum geht es in der Sitzung

Die Stadtverwaltung, so sieht es der Antrag der vier Fraktionen vor, soll mit dem Bezirk über den Kauf des Grundstücks an der Cottenbacher Straße verhandeln. Und im Rathaus soll der Neubau geplant werden. Beides zusammen ermögliche dann eine Kostenkalkulation. Erste Schätzungen aus dem Rathaus liegen zwischen 6,3 und 8,5 Millionen Euro allein für den Bau. Zum Vergleich: Die Sanierung des jetzigen Schulhauses soll etwa sieben Millionen Euro kosten.

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