Interfraktioneller Antrag fordert Verwaltung auf, Bebauungsplanverfahren einzuleiten - Gegner haben bereits mehr als 3000 Unterschriften Graserschule: Befürworter machen Dampf

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Die Gegner eines Neubaus haben bereits über 3000 Unterschriften gesammelt. Die Befürworter eines Neubaus machen mit einem Antrag Druck bei der Veraltung. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Während die Gegner eines Neubaus der Graserschule fleißig Unterschriften sammeln und bereits mehr als 3000 Unterschriften beisammen haben, haben die Befürworter des Neubaus nachgelegt. Sie fordern in einem interfraktionellen Antrag, dass die Verwaltung das Bebauungsplan-Verfahren einleitet.

 
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Das Rennen um die Graserschule geht weiter. Andreas Enders, der Sprecher der Initiative "Rettet die Graserschule", sagt am Mittwochmorgen im Gespräch mit unserer Zeitung, es seien "bereits mehr als 3000 Unterschriften eingegangen. Der Zuspruch ist riesig. Bei uns quellen die Briefkästen über". Was ihn überrascht: "Die Unterschriften kommen auch aus den entlegensten Ecken des Stadtgebiets. Es sind auch viele Zuschriften dabei, die sich über die Arbeit des Stadtrats insgesamt aufregen." Enders sagt, die Initiative wolle so schnell wie möglich die nötigen rund 3600 Unterschriften für einen Bürgerentscheid zusammenbekommen und im Rathaus abgeben. "Denn dann ist ja sowieso erst einmal Stopp mit allen weiteren Aktivitäten."

Vier Fraktionen machen Druck

Genau das soll ein interfraktioneller Antrag von CSU, SPD, FDP/DU und dem Jungen Bayreuth erst einmal unterlaufen. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Stefan Specht hat den Antrag, in dem die vier Fraktionen die Verwaltung auffordern, das Flächennutzungsplan-Änderungs- und das Bebauungsplanverfahren für das Grundstück, das im Besitz des Bezirks Oberfranken ist, schnellstmöglich anzupacken, verschickt. Specht sagt, der Stadtrat habe Ende Oktober "mit großer Mehrheit den Beschluss für einen Neubau" der Graserschule gefasst, "damit ist die Verwaltung gehalten, die planungsrechtliche Basis zu schaffen". Das habe erst einmal nichts mit einem möglichen Bürgerentscheid zu tun. "Das kann beides sehr wohl parallel laufen", sagt Specht. "Der Einleitungsbeschluss ist auch unabhängig von den anderen Verhandlungen, die beispielsweise den Kaufpreis für das Grundstück betreffen."

Ebersberger: Vier Millionen reichen

Sein Fraktionskollege, Bürgermeister Thomas Ebersberger, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass er sich immer wieder über die Zahlen wundere, die in der Diskussion um die Graserschule ins Feld geführt werden. Er gehe davon aus, sagt Ebersberger, dass die Stadt "nicht mehr als drei bis vier Millionen Euro netto in den Neubau der Schule investieren muss. Der Rest müsste aus Zuschüssen kommen". Was den Grundstückspreis betrifft, setzt Ebersberger darauf, dass "man deutlich unter 100 Euro landen kann". Verhandlungen in dieser Richtung allerdings haben, wie Christian Porsch, der Pressesprecher des Bezirks Oberfranken sagt, "noch nicht stattgefunden".

Lösung für viele Probleme

Mit einem Schulneubau, sagt Ebersberger, gebe es eine Lösung für "das Problemfeld Pavillonschule". Außerdem hätte das Grundstück am Nordring Platz für Erweiterung. "Man hat langfristig gesehen die Möglichkeit, weitere Einrichtungen dort unterzubringen."Sinn würde es ebenfalls machen, den Sprengel der Graserschule anzupassen. Das sollte ohnehin alle paar Jahr gemacht werden". Zudem dürften sich die Sanierungskosten, die für die Graserschule ohnehin fällig werden, durch eine Vermietung des Gebäudes amortisieren. Ebersberger bringt hier das Institut für Fachlehrer ins Spiel, das mit akuter Raumnot kämpft. "Die Graserschule wäre der zentrale Bau, den das Institut sucht. Die Sanierung wäre innerhalb von zehn Jahren durch Mieteinnahmen wieder hereingeholt. Das bedeutet keine Mehrbelastung für die Stadt." 

Fachlehrer-Institut braucht schnelle Lösung

Holger Edlich-Wolfshöfer, der Rektor des Instituts für Fachlehrer, bestätigt, dass er durchaus Interesse an der Graserschule hätte. "Aber ich will nicht das Kriterium sein, dass die Schule abgesiedelt wird. Wenn ein Leerstand da wäre, wäre die Sache interessant", sagt Edlich-Wolfshöfer. Allerdings relativiert der Institutsleiter: "Die ganze Sache muss zeitlich beherrschbar sein. Wir haben die Raumnot und wir haben sie jetzt." Am Dienstag habe er ein Gespräch im Kultusministerium, bei dem es um das Raumproblem des Instituts "und eine Neuverortung des Gebäudes" geht. Dann müssten auch Gespräche mit der Stadt geführt werden. "Wir haben bei der Stadt angefragt. Mein Terminplan und der Terminplan der Oberbürgermeisterin waren aber noch nicht deckungsgleich. Telefoniert haben wir aber bereits."  

Weitere Alternative: Stadtarchiv

Das Fachlehrer-Institut sei eine, aber nicht die einzige Alternative für eine neue Nutzung der 1875 gebauten Graserschule, sagt Stefan Specht, der wie Thomas Bauske (SPD) sagt: "Das Gebäude wird ja definitiv nicht abgerissen." Specht sagt, er sehe das Schulhaus auch als sinnvollen Standort fürs  Stadtarchiv. "Da stehen wir ja ebenfalls massiv unter Druck. Und wenn man schon alles aufrechnet, dann muss man hier auch die Kosten für die Sanierung des alten Bauhofs gegenrechnen. Man muss das alles als Gesamtpaket sehen." Und Bauske ergänzt: "Das Konzept hinter einem Schulnbeubau ist viel umfassender als das einer bloßen Sanierung der Graserschule."

"Absurde Situation"

Was für Specht in der ganzen Diskussion eine gewichtige Rolle spielt: "Wir befinden uns hier in einer fast absurden Situation: Bayreuth dürfte die einzige Stadt sein, die sich gegen den Neubau einer Schule wehrt." 

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