Vier Flüchtlingsunterkünfte bereits geschlossen – Notfallplan allerdings noch nicht widerrufen Betten für Flüchtlinge bleiben leer

Von Sonny Adam
Jürgen Dippold vom BRK hat mit Flüchtlingen nicht mehr viel Arbeit. Foto: Sonny Adam Foto: red

Es ist noch kein halbes Jahr her, da schnellten die Flüchtlingszahlen in die Höhe. Auch in Oberfranken wurde der Notfallplan aktiviert – und damit Aufnahmeeinrichtungen in Bayreuth und Kulmbach geschaffen. Jetzt kommen weniger Flüchtlinge, weil einige Länder ihre Grenzen geschlossen haben. Ein Drittel der Erstaufnahmeeinrichtungen sind schon wieder geschlossen.

 
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Die Flüchtlingskrise sorgt täglich für Schlagzeilen: Volle Flüchtlingslager in Griechenland, unzumutbare Bedingungen an den Grenzen. Und doch herrscht eine gewisse Entspannung in der Region. Denn seit Wochen kommen keine Flüchtlinge mehr in der Erstaufnahmeeinrichtung des Roten Kreuzes in Kulmbach an. „Bei uns sind derzeit alle Betten frei. Schon seit Mitte Februar ist kein einziger Flüchtling mehr bei uns angekommen“, bestätigt Jürgen Dippold, Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes in Kulmbach. Trotzdem sind die Betten frisch bezogen – jederzeit könnten wieder neue Flüchtlinge aufgenommen werden. „Wir handeln im Auftrag der Regierung. Und die Regierung hat den Notfallplan noch nicht widerrufen“, erläutert der Geschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes in Kulmbach. Die Ehrenamtlichen hatten eine Staatsaufgabe übernommen.

Im Stand-by-Modus

Im Klartext bedeutet dies: Die Erstaufnahmeeinrichtung im alten Postgebäude in Kulmbach ist im Stand-by-Modus. „Wir könnten sofort wieder Flüchtlinge bei Bedarf aufnehmen. Aber momentan bekommen unsere ehrenamtlichen Helfer eine kleine Verschnaufpause“, sagt Dippold. Zudem sind die Helfer auch bei der Motorradsternfahrt am Wochenende mit von der Partie, sie übernehmen an Sportplätzen Dienste und machen Sanitätsdienste. Dabei sah die Flüchtlingslage vor wenigen Wochen noch ganz anders aus.

Dass die Notunterkunft im ehemaligen Postgebäude aktuell nicht gebraucht wird, ist übrigens für das BRK kein Problem. „Der Erlös aus der Notunterkunft deckt bei uns nur die anfallenden Kosten. Wir haben die Erstaufnahmeeinrichtung nicht in die Finanzierung des Verwaltungsgebäudes eingeplant“, stellt Dippold klar. Die Aufnahme, Registrierung und Versorgung der Flüchtlinge ist eine rein humanitäre Aufgabe. Zwischen September und Februar sind übrigens 1200 Flüchtlinge im alten Postgebäude untergebracht und versorgt worden. In Bayreuth suchten Flüchtlinge sogar im Bahnhof Unterkunft.

In Turnhallen wird wieder Sport getrieben

Die Regierung von Oberfranken indes arbeitet an einem Konzept für die Erstaufnahmeeinrichtungen. „Die Belegung unsere Kern-Erstaufnahmeeinrichtung in der Wilhelm-Busch-Straße (69 Personen) erlaubt es, dass wir die Dependancen in der Bernecker Straße und in Bad Berneck (insgesamt 205 Plätze) zunächst nicht nutzen müssen. Auch die Notunterkünfte werden derzeit nicht genutzt“, bestätigt Oliver Hempfling, Sprecher der Regierung von Oberfranken. Von ehemals zwölf Notunterkünften wurden vier bereits geschlossen. Dabei handelt es sich um Turnhallen. Darunter fällt auch das alte Postgebäude in Kulmbach.

„Aber die Einschätzung der Lage ist schwierig. Wir reagieren angemessen auf die geringeren Zugangszahlen. Wie sich diese entwickeln, kann aber niemand genau vorhersagen“, gibt Hempfling zu bedenken. In den Gemeinschaftsunterkünften gibt es – trotz der geringen Zuzugszahlen – noch keine Entspannung der Lage. Denn dort verweilen die Flüchtlinge länger – oft auch über den Anerkennungszeitraum hinaus. „In den Gemeinschaftsunterkünften wird sich zunächst nichts ändern. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten“, erklärt Hempfling.

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