30 Flüchtlinge wollten nicht in Erstaufnahme zurück - Angst vor Registrierung? Flüchtlinge: Bahnhof wurde Notquartier

Von Katharina Wojczenko
In der Halle des Hauptbahnhofs haben am Wochenende etwa 30 Flüchtlinge übernachtet, darunter Familien mit Babys. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Das war in Bayreuth noch nie da, sagt die Bundespolizei: Etwa 100 Flüchtlinge kommen am Samstagabend zum Hauptbahnhof. Sie wollen weg aus Bayreuth - und nicht in die Erstaufnahmeeinrichtung zurück. Für 30 Personen wurde der Bahnhof zum Notquartier, sagt Polizei-Pressesprecher Dieter Pfitzner. Darunter Familien mit Babys.

 
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Zwischen 22 und 24 Uhr tauchten am Bayreuther Hauptbahnhof "weit über 100 Migranten" auf, sagt Dieter Pfitzner, Sprecher der Bundespolizei Selb. Sie ist für das Bundespolizei-Revier am Hauptbahnhof Bayreuth zuständig. Es waren Syrer, Afghanen und Albaner. Sie seien am Samstag in Freilassing über die Grenze gekommen und mit zwei Bussen nach Bayreuth zur Erstaufnahmeeinrichtung gebracht worden.

"Sie sollten in der Erstaufnahmeeinrichtung bleiben", sagt Pfitzner. "Das haben die Migranten selbst gesagt." Doch das wollten sie nicht. Stattdessen machten sie sich zu Fuß Richtung Bahnhof auf. "Teils begleiteten sie Bayreuther, die ihnen den Weg zeigten", sagt Pfitzner.

In Freilassing über die Grenze, in Bayreuth gelandet

Die meisten Flüchtlinge wollten weiter nach Schweden, manche nach Halberstadt, Hannover und die Niederlande. Vermutlich, weil sie dort Verwandte haben. Die Bundespolizisten kontrollierte die Flüchtlinge am Bahnhof. "Sie trugen Bänder am Handgelenk, die Kollegen in Freilassing hatten sie schon registriert", sagt Pfitzner. Die Kollegen dort bestätigten die Angaben der Flüchtlinge telefonisch. "Wir mussten also nicht tätig werden", sagt Pfitzner.

Gehandelt haben die Polizisten trotzdem, die auf einmal den 100 Menschen gegenüberstanden. Der Grund: "Es war sehr, sehr kalt", sagt Pfitzner. Und das Bahnhofsgebäude wird normalerweise gegen 23 Uhr abgeschlossen.

Bundespolizei: "Wir können die Leute nicht gegen ihren Willen irgendwo hinbringen"

Die Bundespolizisten versuchten, die Flüchtlinge zu überreden, in die Erstaufnahmeeinrichtung zurückzukehren. Bei einem Teil habe das geklappt. „Wir können die Leute nicht gegen ihren Willen irgendwo hinbringen", stellt Pfitzner klar, "sie haben keine Vorschriften verletzt". Etwa 50 Personen seien noch von Bayreuth mit dem letzten Zug nach Nürnberg gefahren. Eine etwa siebenköpfige Familie bis nach Hof - wo sie den letzten Zug verpasste.

Da habe der Kollege die Servicezentrale der Bahn in Hof angerufen, damit sie dort den Bahnhof über Nacht öffnen. Dasselbe passierte in Bayreuth: Etwa 30 Personen konnten somit in der warmen Halle übernachten und dort auf den ersten Zug nach Nürnberg warten, sagt Pfitzner.

Decken, Getränke, Wasser für Babynahrung

Zuvor rief ein Bundespolizist einen Mitarbeiter des Sozialamts an, sagt Leiter Werner Köstner. Dieser fuhr zum Bahnhof, organisierte Decken und Getränke. "Die Polizisten holten aus ihren privaten Beständen Mineralwasser, Plastikbecher und Wasser für die Zubereitung von Säuglingsnahrung und Einwegdecken", sagt Pfitzner. "Dann haben sie den Bahnhof nicht mehr verlassen." Und am Morgen machten sich alle auf die Weiterreise.

Warum die Menschen partout nicht in der Erstaufnahmeeinrichtung bleiben wollten, ließ sich am Montag nicht mit Sicherheit klären. "In der Erstaufnahme hätten sie einen Schlafplatz gehabt", sagt Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. "Wir sind nicht überfüllt." Das Problem sei ein anderes gewesen, sagt Sozialamtsleiter Köstner. "Sie wollten nicht in die Bernecker Straße zurück und registriert werden", sagt Köstner. Das hätten sie seinem Mitarbeiter erzählt.

Sozialamt will sich besser vorbereiten

"Durch die Registrierung wird der künftige Aufenthaltsort festgelegt", sagt Köstner. In Deutschland. Die meisten wollten aber weiter nach Schweden. Ihm sei bislang kein Fall in der Stadt Bayreuth bekannt, dass sich Flüchtlinge der Registrierung verweigerten. Regierungssprecher Hempfling geht, anders als die Bundespolizei, davon aus, dass die Flüchtlinge zwar erfasst, aber noch nicht im Verteilungssystem Easy registriert waren.

Für künftige Notfälle will Köstner jedenfalls besser vorbereitet sein. Mit der Bundespolizei hat er am Montag schon gesprochen. Mit der Bahn will er ebenfalls reden, ob sie wieder die Bahnhofstüren öffnen würde. "Mir wäre es auch ganz recht, wenn wir das Rote Kreuz für die Versorgung mit ins Boot holen könnten", sagt Köstner. "Ich hoffe aber, es bleibt bei diesem Einzelfall."

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