Umgehung: Wider Willen der Bürgermeister

Von Thorsten Gütling

Staunen in Eckersdorf: Die Umgehungsstraße, die nach Aussage von Bürgermeisterin Sybille Pichl, gar niemand will, genießt im Bundesverkehrswegeplan weiterhin höchste Priorität. In Heinersreuth stagnieren die Umgehungspläne - auch gegen den Willen der Bürgermeisterin.

 
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Der Eckersdorfer Gemeinderat darf sich jetzt mit dem beschäftigen, was er bereits abgelehnt hat: der Planung einer Umgehung im Norden oder Süden der Gemeinde. Im Norden gibt es Überlegungen, die bereits 30 Jahre alt, mittlerweile aber kaum noch umsetzbar sind. In Donndorf sind mittlerweile Baugebiete im Weg, am Matzenberg wurde ein Radweg gebaut, der genau dort verläuft, wo die Umgehungsstraße wieder auf die B 22 treffen sollte.

SPD-Pläne in der Kritik

Auch ein von der SPD-Fraktion vorgestellter Plan, wonach im Süden der Gemeinde eine gemeinsame Umgehungsstraße für Eckersdorf und Mistelbach entstehen sollte, stößt in beiden Gemeinderäten auf Widerstand. In Mistelbach, wo man gleichzeitig sogar vor Gericht für den Bau einer Umgehungsstraße kämpft, heißt es zur Begründung: Man wolle die rund 8500 Fahrzeuge, die täglich durch Eckersdorf fahren, nicht näher an Mistelbach heranholen als nötig. Noch dazu, wo die Mistelbacher ihre Umgehung, anders als die Eckersdorfer, größtenteils selbst zahlen müssten. Denn: Bei der Mistelbacher Ortsdurchfahrt handelt es sich um eine Staatsstraße, in Eckersdorf um eine Bundesstraße und die finanziert der Bund.

Hollfeld wiegt schwerer als alle Einwände

Der Grund dafür, dass der Bund die Straße trotzdem bis zum Jahr 2030 bauen will, liegt im 20 Kilometer entfernten Hollfeld. Seit 2013 wird die Stadt als Mittelzentrum bezeichnet. Mittelzentren sind Kommunen, die Waren, Dienstleistungen und Infrastruktur anbieten, die es im Umkreis nicht gibt. Dazu zählen Fachärzte, Schwimmbäder und Kinos. Und diese Aufwertung Hollfelds hat Folgen für die B 22. Diese Straße soll jetzt "anbaufrei", also frei von Grundstückszufahrten, sein.

Eckersdorf will Bürger fragen

Eckersdorfs Bürgermeisterin Sybille Pichl gibt zwar zu verstehen, dass sich der Gemeinderat jetzt wieder ernsthaft mit einer möglichen Trassenführung beschäftigen werde, dass die Straße eines Tages tatsächlich gebaut wird, glaubt sie aber nicht. Dass es nicht genüge, im Bundesverkehrswegeplan priorisiert zu werden, zeigten eine Menge Projekte, die seit Jahren im Plan stünden und nie realisiert wurden. "Erst das Planungsverfahren wird zeigen, was geht und was nicht", sagt Pichl. Zunächst soll die Meinung der Bürger abgefragt werden.

Ratsbegehren in Heinersreuth

Auch in Heinersreuth glaubt Bürgermeisterin Simone Kirschner (CSU) nicht, dass das letzte Wort gesprochen ist. Sie hofft noch auf Einwände der Bundestagsabgeordneten Anette Kramme (SPD), die ihr zugesagt worden seien. Kirschner und die Fraktionsvorsitzenden hatten dafür plädiert, dass die Ortsumgehung Heinersreuth höchste Priorität genießt. Die Straße sollte auch gegen den Willen einiger Bürger geplant werden, um Diskussionsgrundlagen zu schaffen. Der vom Bundeskabinett jetzt beschlossene Plan sieht die Straße aber nur in der zweiten Kategorie. Sie darf geplant werden, umgesetzt wird sie bis 2030 aber kaum. Kirschner sagt: „Von dem Planungsrecht werde ich Gebrauch machen.“ Sie befürchtet, dass sich die Gemeinde sonst weiter zerstreitet. Und: Ein Ratsbegehren könnte zeigen, wieviele Bürger die Umgehung tatsächlich wollen.

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