Gegen das Zeltdach und für die Südumgehung

Hat menschlich einen sehr guten Draht zu Bürgermeisterin Sybille Pichl, ist aber nicht immer einer Meinung mit ihr: der scheidende SPD-Ortsvereinsvorsitzende Manfred Präcklein. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Nach 25 Jahren SPD-Vorsitz in Eckersdorf tritt Manfred Präcklein bei der nächsten Wahl zum Ortsvereins-Chef nicht mehr an. Er will aber weiter für eine Südumgehung kämpfen. Das Zeltdach in der Ortsmitte nervt ihn immer noch. Und im Kurier-Interview erklärt er, warum die SPD bei der nächsten Kommunalwahl vielleicht wieder keinen Gegenkandidaten gegen Sybille Pichl aufstellen wird.

 
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Herr Präcklein, warum machen Sie nach 25 Jahren den SPD-Vorsitz in Eckersdorf nicht weiter?

Manfred Präcklein: Ich habe jetzt quasi die Parteirente mit 63 Jahren erreicht, ohne dass ich mich ganz zurückziehe. Vier Jahre vor der nächsten Kommunalwahl sind aber eine gute Zeit für den Übergang. Ein Neuer oder eine Neue soll Zeit haben, sich einzuarbeiten. Ich werde meinen Nachfolger unterstützen, und ich denke, dass ich bei der nächsten Kommunalwahl noch einmal antreten werde.

Wie hat sich die große SPD als Volkspartei in den vergangenen 25 Jahren verändert?

Präcklein: Die Spaltung mit den Hartz-Gesetzen von Schröder - da gab es viele, die sich benachteiligt gefühlt haben. In der wirtschaftlichen Entwicklung sieht man, dass die Agenda 2010 richtig war. Falsch war, zu sagen, das wird mit Punkt und Komma durchgesetzt. Ich muss jede politische Entscheidung nach ein paar Jahren auf den Prüfstand stellen. Das hat der SPD sehr viel Sympathie gekostet. Auch auf kommunaler Ebene wird es immer schwieriger, Kandidaten zu finden.

Wegen Schröders Agenda 2010 sind viele aus der SPD ausgetreten. Haben Sie mal gedacht: Ich schmeiße hin, das ist nicht mehr meine Partei?

Präcklein: Das Parteibuch hinzuschmeißen nicht. Ich war immer schon eher ein Rot-Grüner. Neulich bei der Debatte um die Umgehungsstraße habe ich einmal mal zu Benedikt Bernreuther, der im Rat neben mir sitzt, gesagt: Ich stehe jetzt auf, gehe und komme nie wieder. Das war, als von der CSU das Argument kam, dass es doch künftig mehr Elektroautos und damit weniger Abgase und weniger Lärm auf der B22 gibt. Wir müssten mal eine Sitzung machen, um über Perspektiven der Ortsentwicklung zu diskutieren. Was ist im Jahr 2030? Bei der Umgehung müssen wir die Weichen stellen für die nächste Generation. Da gibt es Möglichkeiten zur Entwicklung auf der Südseite von Eckersdorf. Man muss aber politische Mehrheiten finden. Das ist im Kommunalen so, wie in der großen Politik. Und dann gibt es eben Kompromisse, die die eigene Position verwässern. Wenn ich aber nicht mitregiere, dann bekomme ich überhaupt nichts durch.

Sie sprechen die Rolle der SPD in der großen Koalition in Berlin an. Ihre Partei liegt bundesweit in Umfragen gerade noch bei 20 Prozent. Sollte die SPD 2017 überhaupt einen Kanzlerkandidaten aufstellen?

Präcklein: Ein Kanzlerkandidat ist ähnlich wie bei uns in der Kommune ein Bürgermeisterkandidat zur Profilierung da und um die Positionen zu verbreiten. Mit dem Anspruch, weiterhin Volkspartei zu sein, musst du einen Kanzlerkandidaten bringen. Und ich denke, Sigmar Gabriel hat das gar nicht so ungeschickt eingefädelt mit der Diskussion über eine Abstimmung über den Spitzenkandidaten.

Gibt es jemanden, den Sie in der SPD bei der nächsten Kommunalwahl als Bürgermeisterkandidaten sehen wollen?

Präcklein: Bei mir kommt das nicht mehr in Frage, weil ich dann 65 bin. Ob wir 2020 einen Stellen, das hat noch Zeit. Wir richten den Blick auf 2026, auch auf Benedikt Bernreuther, von dem ich hoffe, dass er in Eckersdorf bleiben kann. Er sammelt jetzt im Gemeinderat Erfahrung. Und Bürgermeisterin Sybille Pichl tritt dann möglicherweise nicht mehr an.

Die SPD ist mit der Bürgermeisterin so zufrieden, dass sie 2020 keinen Gegenkandidaten stellt? Fehlt da nicht die Möglichkeit zur Profilierung?

Präcklein: Es ist schwierig, einen amtierenden Bürgermeister aus dem Sattel zu heben. Das habe ich selbst zweimal erlebt. Da kann einer noch so viel Bockmist bauen. Aber mit Sybille Pichl sind wir im Grunde zufrieden. Bei der Umgehungsstraße gibt es natürlich auch Kritik, und das lassen wir sie auch wissen. Aber menschlich haben wir einen sehr guten Draht.

Gibt es Ereignisse aus Ihrer Zeit als Vorsitzender, die Sie heute noch ärgern?

Präcklein: Die Schulsanierung zum Beispiel, wo wir den Architekten loswerden wollten. Der Bürgermeister, damals noch Hümmer, hat zwei CSU-Gemeinderäte umgepolt, indem er gesagt hat, wir bekommen keine Zuschüsse, wenn wir den Architekten wechseln. Das hat nicht gestimmt. Und natürlich noch dieses unsinnige Zeltdach. Selbstreinigend sollte es sein. Naja. Und im Nachhinein hat der Architekt gesagt, unter dem Zeltdach zieht es wie Hechtsuppe. Auch da wurden falsche Argumente angeführt. Es hieß, ohne Hochbaumaßnahme bekommen wir keine Förderung. Aber eine etwas größere Glasbushaltestelle, durch die der Wind nicht pfeift, hätte es auch getan.

Was sind künftig die größten Herausforderungen für Eckersdorf?

Präcklein: Bei der Kinderbetreuung sind wir auf einem guten Weg, da gab es Nachholbedarf. Dann müssen wir über eine maßvolle Erschließung von Baugebieten reden. Und wie geht es weiter mit Gewerbegebieten? Das alles wäre mit einer Südumgehung langfristig lösbar. Der Ortskern wäre gleichzeitig vom Verkehr befreit. Auch eine Mehrzweckhalle - wenn wir sie uns denn leisten können - wäre südlich der Schule von außen anzubinden.

Das Gespräch führte Moritz Kircher

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