Ein Kurzinterview mit Herbert Mädl, der immer mehr jugendliche Patienten behandelt Notarzt über Kräuterrauchen: "Wir haben beinahe täglich damit zu tun"

Von

Es ist ein unheimlicher Trend: Immer mehr Jugendliche scheinen Kräutermischungen ("Spice") zu rauchen, ohne sich ihres gefährlichen Tuns bewusst zu sein. Anfang der Woche kollabierten gleich zwei Mädchen, 13 und 16 Jahre alt, am Zentralen Omnibus-Bahnhof in Kulmbach. Polizei und Notfallmedizin sind zunehmend mit dem Phänomen konfrontiert - und überfordert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dr. Herbert Mädl, Leitender Oberarzt, Facharzt für Innere Medizin am Klinikum Kulmbach, ist spezialisiert auf internistische Intensivmedizin. Er behandelt immer häufiger Schüler die wegen Ausfallerscheinungen nach dem Rauchen von Kräuterzigaretten in die Notaufnahme eingeliefert werden.

Herr Mädl, wie häufig haben Sie mit Jugendlichen zu tun, die Kräuterzigaretten rauchten?
Herbert Mädl: Leider in letzter Zeit beinahe täglich. Meistens können sie nach einem halben Tag wieder nach Hause. Aber sie beschäftigen die Notärzte. Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was sie geraucht haben. Manchmal sind sie agitiert, dann wieder apathisch. Offenbar sind die Kräutermischungen über das Internet zu leicht zu bekommen. Was uns Geld und Nerven kostet.

Wie behandeln Sie die Patienten?
Mädl: Das ist nicht so einfach für uns. Denn die Zusammensetzungen, also die Inhaltsstoffe der Kräuter wechseln. Wir können zwar die Symptome behandeln. Aber sie sind jedes Mal anders. In der Regel überprüfen wir die Vitalparameter. Wir überwachen die jugendlichen Patienten eine Zeit lang und kontrollieren zum Beispiel, ob sie genug Sauerstoff im Blut haben. Zum Glück hält die Wirkung der Drogen in der Regel nicht lange an. Die Eltern können die Jugendlichen meistens noch am selben Tag abholen.

Welche Lösung schlagen Sie vor, um die Zunahme der Kräuter rauchenden Jugendlichen zu stoppen?
Mädl: Ich bin Arzt weder Polizist noch Politiker. Die müssten sich damit befassen und überlegen, wie das Problem besser in den Griff zu bekommen ist. Ich betrachte das hauptsächlich von der medizinischen Seite. Wir haben hier mit den Folgen zu kämpfen. Einige behaupten, man haben ihnen das Zeug in die Zigarette getan. Offenbar ist zurzeit viel davon im Umlauf. Es ist tatsächlich ein merkwürdiges Phänomen. Früher wussten wir, wann wir mit dem Trinken aufhören mussten. Heute scheint das bei allen Drogen anders zu sein. Zum Glück hatten wir noch keinen Todesfall wie an anderen Kliniken. Das Kräuterrauchen ist sehr gefährlich. Die Jugendlichen können davon ohnmächtig werden und an dem Erbrochenen ersticken.

Autor

Bilder