Europaweite Ausschreibung noch in diesem Jahr Stadtwerke wollen Therme loswerden

Von Uwe Renners und

Seit Jahren ist die Lohengrin-Therme ein Stachel in der Bilanz der Stadtwerke. Zwischen 2,3 und 2,5 Millionen Euro beträgt das jährliche Defizit. Jetzt steht ein Verkauf oder Betreiberwechsel in Aussicht. Bereits in den nächsten Wochen soll das Paket "Therme" europaweit ausgeschrieben werden. Interessenten haben bereits angeklopft, bestätigt Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer.

 
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Am 9. Juli hat der Aufsichtsrat der Bayreuther Thermalbad GmbH und der Stadtwerke Holding GmbH die Pläne des Geschäftsführers vorgestellt bekommen. Sobald alle Unterlagen zusammengestellt sind, soll in einer Sondersitzung die Ausschreibung auf der Tagesordnung stehen. Das kann laut Bayer noch im September passieren. Das Verfahren selbst dauert etwa sechs Monate, läuft alles glatt, könnte die Lohengrin-Therme bereits im nächsten Sommer einen anderen Eigentümer oder Betreiber haben. 

Rehaklinik

Warum jetzt auf einmal alles so schnell geht? Durch die Ankündigung der Deutschen Rentenversicherung (DRV)  im unmittelbaren Umfeld der Therme eine Rehaklinik zu bauen, ist die Braut hübsch geworden. "Ein Thema sind die Übernachtungsmöglichkeiten, die an der Therme fehlen. Mit dem Bau der Klinik wird das interessanter. So eine Klinik hat viele Besucher, die ebenfalls übernachten wollen", sagt Bayer. Sprich, mit dem Kauf der Therme könnten sich für einen Investor noch ganz andere Möglichkeiten bieten. "Es geht auch um Kooperationsmöglichkeiten mit der Reha-Klinik", sagt Bayer. Eine Abordnung der DRV war bereits zwei Mal in der Therme, um sich die Gegebenheiten anzusehen. Dabei ging es unter anderem um den Anbau von Becken, die Versorgung mit Heilwasser und die Energieversorgung der Klinik. Technisch, sagt Bayer, sei alles auf dem neuesten Stand. Bayer: "So bauen, würden wir sie heute aber nicht mehr." Das Bistro viel zu klein, die Saunen nicht groß genug. Um im oberen Level der Thermen mitzuspielen, muss in Bayreuth investiert werden.

 

Top Personal

Aber, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer:  "Wir haben top ausgebildetes und eingespieltes Personal." 40 Mitarbeiter, darunter einige Teilzeitkräfte, arbeiten in der Lohengrin-Therme. Die Personalkosten liegen bei über einer Million Euro. Für die Mitarbeiter soll ein Verkauf aber nicht zum Verlust ihres Arbeitsplatzes führen. "Wir würden versuchen, für die Mitarbeiter bessere Lösungen zu finden als die, die bei einem Betriebsübergang gesetzlich vorgeschrieben sind." Wie das in der Ausschreibung festgelegt werden kann, werde geprüft.  Gewöhnlich werden die Beschäftigten nach einem Tarif, ähnlich dem des öffentlichen Dienstes bezahlt, oft sogar besser. Private Betreiber zahlen gewöhnlich einen - schlechteren - Haustarif.

Umfeld profitiert

Juristisch sei das komplette Prozedere nicht gerade leicht. Trotzdem geht Bayer davon aus, dass weder die Stadt (66 Prozent) noch das Bayernwerk (33 Prozent) als Eigentümer sich gegen einen Verkauf stellen werden. Zu welchem oder vielleicht nur einem symbolischen Preis die Therme über den Tisch gehen sollen, kann Bayer nicht sagen: "Das hängt an sehr vielen Faktoren." Er ist sich aber sicher, dass das ganze Umfeld mit dem Bau der Rehaklinik profitieren wird. Nach 16 Jahren komme endlich Bewegung in die Sache. 

Investoren

Einer der Interessenten für die Therme ist laut Kurier-Recherche die Unternehmensgruppe Monte Mare mit Sitze in Rengsdorf. Man sei „einer von mehreren Bewerbern, die sich derzeit im „unverbindlichen Interessenbekundungsverfahren zur Standortentwicklung Lohengrin Therme Bayreuth“ befinden. In diesem laufenden Verfahren werde mit potenziellen Partnern für Investition und Betreibung eine ergebnisoffene Diskussion um ein schlüssiges Gesamtkonzept geführt.

Ausschreibung

Bei dem Interessensbekundungsverfahren sind laut Jürgen Bayer 80 Unternehmen angeschrieben worden. Letztendlich habe es sich auf zehn konzentriert, eine davon sei in der Tat Monte Mare. "Ich kann mir das gut vorstellen, Monte Mare macht das seit vielen Jahren erfolgreich", sagt Bayer. Die Ausschreibung müsse aber zeigen, wer zum Zug kommt. 

Entwicklungsmöglichkeiten

 „Grundlage der Gespräche sind unsere Vorschläge zur den Entwicklungsmöglichkeiten des Standorts“, so Jörg Zimmer, ein Sprecher von Monte Mare. Außerdem sei es um die „Konzeption der Lohengrin Therme gegangen, um sie „fit für die Zukunft zu machen“. Das heißt, die Stadt hat bei verschiedenen Bad-Betreibern angeklopft und um Rat gefragt, was diese jeweils aus der defizitären Therme machen würden. Bisher aber sei alles „unverbindlich“ gewesen, so Zimmer.  Der Unternehmenssprecher macht keinen Hehl daraus, dass die Monte Mare Bädergesellschaft mitmischen möchte bei der Lohengrin-Therme. Allerdings stehe noch längst nicht fest, ob – und in welcher Form.

Verschiedene Modelle

Tatsächlich hat das Unternehmen an zwölf Standorten ganz unterschiedliche Modelle. Zwei Bäder besitzt sie selbst und betreibt sie selbst, andere Bäder gehören weiter den Kommunen, das Unternehmen ist dann entweder Pächter oder hat einen „Geschäftsbesorgungs-Vertrag“. Es muss dann dafür sorgen, dass die Bäder laufen.

Vertrag

Einen solchen Vertrag hat der Landkreis auch mit der Firma GMF aus Neuried bei München, die die Therme Obernsees betreibt. Sie stellt das Personal und managt den Betrieb mit allem was dazugehört, auch kleinere Beschaffungen. Nur die größeren Investitionen veranlasst ein Zweckverband, zu dem der Landkreis und die Gemeinde Mistelgau gehören. Die Firma GMF trägt laut Betreiber-Vertrag kein betriebswirtschaftliches Risiko.

Zu Monte Mare: Monte Mare ist mit zwölf Standorten Deutschlands größter Betreiber von Bädern, Sauna und Wellnessanlagen. Unter dem Dach der Unternehmensgruppe werden die Anlagen auch konzipiert, geplant, und errichtet. Monte Mare hatte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben mehr als 3,2 Millionen. Besucher in seinen Bädern beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeiter.

 

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