Krumm geworden, gerade gelegen, krumm geworden: Das Kunstwerk vom La-Spezia-Platz und die Tücken des Materials "Lucy": Die (fast) unendliche Geschichte

Von
Bei Bernd Matusche im Hof soll sich das Kunstwerk Lucy ausliegen. Die Ecken hatten sich beim Auskühlen um etwa drei Zentimeter angehoben, nachdem man die rund eine Tonne schwere Gießharzplatte erhitzt hatte. Der Buckel, den sie hatte, ist aber verschwunden. Foto: Eric Waha Foto: red

Sie sollte eigentlich wieder stehen. "Lucy", das ziemlich spektakuläre Kunstwerk, das seinen Platz am La-Spezia-Platz hat. Hätte. Denn die gelbe, tonnenschwere Gießharzplatte, die sich im vergangenen Sommer der Hitze ergeben hatte, ist immer noch nicht so gerade, dass man den Rahmen einbauen könnte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

So recht mag niemand mehr über "Lucy" sprechen. Und über Termine erst recht nicht. Denn die Sache mit "Lucy" ist nicht so einfach. Immer wieder ist man zuversichtlich, endlich die Lösung zu haben, dass die Gießharzplatte dauerhafte Standhaftigkeit bekommt. Und dass es nicht mehr lange dauert, bis "Lucy" wieder als komplette Skulptur am Bayreuther Canale Grande steht.

Chancen standen nicht schlecht vor zwei Wochen

"Vor der Gartenschau ist es so weit", hatte Jörg Lichtenegger, der Vorsitzende des Vereins Skulpturenmeile, gut eine Woche vor der Eröffnung der Landesgartenschau im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Die Chancen standen nicht schlecht: Denn die Lösung ist gefunden. Ein Stahlrahmen soll in den Türausschnitt der zwölf Zentimeter starken Platte eingebaut werden. Damit das rund 700 Kilo schwere Oberteil sich nicht mehr gegenüber der schwächeren unteren Partie aus dem Lot bewegen kann.

Ausrichten mit Folgen

Der Versuch, die transparente Gießharzplatte auszurichten, hat auch geklappt in der vergangenen Woche. Allerdings mit Folgen. Die wieder Zeit brauchen. Weil das neuartige Material, das in der Art noch kaum im Kunstbereich eingesetzt worden ist, zickig ist. "Lucy" liegt derzeit bei Bernd Matusche, dem Inhaber des Traditonsbetriebs Metallbau Hans Hacker. "Ich hab sie fast wie adoptiert", sagt Matusche am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei Matusche haben die Mitarbeiter von Sculpture Berlin, die die Gießharzplatte nach den Plänen der Künstlerin Stefanie Zoche hergestellt haben, drei Tage lang gearbeitet. "Die haben mir fast leid getan. Die haben alles probiert", sagt Matusche. "Bis spät in den Abend waren die hier. Sie hatten ein Gerüst aufgebaut und von oben mit einem Gasstrahler das Material erhitzt. Stunden lang. Man hat gedacht, durch die Wärme wird sie wieder komplett plan." 

Buckel ist weg

Ein Problem, das "Lucy" hatte, ist behoben: Ein leichter Buckel, wenn man es so nennen mag, ist behoben. Den hatte sie sich im Bauhof geholt. Wofür tatsächlich keiner was kann, wie Lichtenegger sagt. "Im Sommer hatte sie sich wieder gerade gelegen. Schnurgerade war sie", sagt Bernd Sellheim", der Leiter des Stadtbauhofs. Weil aber immer noch nach einer Lösung gesucht wurde, die Statik des Kunstwerks dauerhaft zu erhalten, musste die rund 1000 Kilo schwere Kunststoffplatte irgendwann "umgebettet werden", wie Sellheim es nennt. Ein Stadtbauhof ist ja kein Kunstdepot. "Wir haben sie auf den gleichen Paletten, auf denen sie sich ausgelegen hatte, behutsam an einen anderen Ort gebracht. Dort ist aus unerklärlichen Gründen die blöde Welle reingekommen."

Schüsselung wird sich legen

Die Welle es wieder weg. "Aber es ist wie erwartet ein Effekt eingetreten, den man aus dem Stahlbau kennt", sagt Bernd Matusche. Weil die Oberseite erwärmt wurde und die Unterseite kühler blieb, schrumpfte die Oberseite beim Abkühlen. Welle weg. Aber: die Ecken der Platte zogen sich um etwa drei Zentimeter nach oben. "Man spricht von einer Schüsselung", sagt Matusche. "Deshalb ist sie jetzt in Folie eingepackt und liegt bei mir im Hof. So, dass sie die Morgensonne genauso abbekommt wie die Abendsonne. Sie wird sich jetzt ausliegen", sagt Matusche. Was im Bauhof im Sommer geklappt hat, soll ein zweites Mal klappen. "Dann wird der Rahmen eingebaut. Danach steht die", sagt Matusche. Unverrückbar. Wann? "Irgendwann", sagt Jörg Lichtenegger. Vor den Festspielen. Wenn die Sonne mitmacht.

Autor

Bilder